Geschätzte Rock-Freunde,
der Nebel der Verwirrung, den Island-Vulkan Eyjafjallajökull in Form einer Aschewolke über ganz Europa verstreute, drang tatsächlich sogar bis in die Niederungen von RockTimes vor. Die zur humanitären Katastrophe hochstilisierte Strandung vorsaisonal privilegierter Sonnen-Urlauber entbehrt nicht grad einer gewissen Groteske, angesichts der zum Kernzeitpunkt absolut gerechtfertigten Sicherheits-Flugstopps. Unser News-Department jedoch kämpfte sich tapfer durch die etwas mysteriöse, blickdichte Atmosphäre und musste vor Ort von den durchkreuzten Flug-Reiseplänen einiger tourbereiter Bands der Rockszene diesseits und jenseits des Atlantiks berichten. Nicht nur UFO waren gezwungen, ihre anberaumte Show in Nürnberg zu vertagen, auch renommierte Festivals gerieten in ernsthafte Schwierigkeiten auf Grund sich in buchstäblichem Rauch auflösender Line-ups, wie es zum Beispiel das best-besetzte 'Roadburn' im niederländischen Tilburg traf.
Ein April-Scherz? Nein, liebe Leser, fürwahr - das ist es nicht. Für diesen Zweck haben wir nämlich in bewährter Manier auf weniger wetterspektakuläre Phänomene denn auf musikspezifisch wundersame Erscheinungen und Vorkommnisse zurückgegriffen. So dürften Geschichtsinteressierte die zur galaktischen Tragweite führende, sensationell enthüllte, leibliche Verwandtschaft Lady Gagas mit dem ersten Mann im Weltall verblüfft zur Kenntnis genommen haben. Und wer die sagenhaften Lynyrd Skynryrd- Fantasie-Aufnahmen 'hochbrisanter Bewerbungssessions' bei uns bestellen wollte oder dem - im wahrsten Sinne des Wortes - PR-Gag des Real Madrid-Trikot-Sponsorings durch RockTimes auf den Leim ging, hat hoffentlich einmal mehr seinen Spaß mit unseren musikverrückten April-Fools-Day-Spezialisten Dangerous Dan und Ulli H. gehabt. Inwieweit sich das nebulöse Phantom-Projekt Joe Bonamassas & Star-Co. zur wunschgefärbten, monatstypischen Imagination entwickelt, bleibt vorerst außerhalb des allzu begierigen Einflusses genannter Kollegen, aber wir werden Euch selbstredend zeitnah über den eigenständigen, mutmaßlichen Sandverlauf des 'Schwarzen Landes' informieren.
Mit realistischeren Vorhaben und Tatsachen überraschten uns im April stattdessen zahlreich die Hochkaräter des Rockbusiness. Im versierten Alleingang stürmte Joe Bonamassa ungeachtet der scheinbar in weite Ferne gerückten Black Country-Vision mit seinem neusten Blues-Rock-Naturwunder "Black Rock" die UK-Charts und verzückte ebenso gleich reihenweise die RockTimes-Redakteure. 'That's what I'll do' dachte sich wohl Steve Miller daraufhin und wird am 15. Juni nach 17 Jahren produktiver Abstinenz ein reines Blues-Album auf den Markt bringen. Dazwischen schreit Ozzy aus dem schwarzen Ur-Tal und schiebt mit "Scream" die nächste Osbourne-Scheibe exakt zum selben Datum ins Verkaufsregal. Den 15. Juni hat sich ebenfalls Tom Petty für die Bergung seines nächsten Südstaubdiamanten titels "Mojo" vorgemerkt. Die Nase vorn hat unser liebenswerter Sprint-Außenseiter mit athletischem Handicap Meat Loaf, der sein neues Album "Hang Cool Teddy Bear" treffend benannt hat und bereits über die Ziellinie hinweg samt erster Video-Veröffentlichung aufs Charttreppchen heben will. Freuen dürfen sich die Hobby-Gärtner unter den Heavy-Rockern, dass Soundgarden womöglich noch bislang geheime klangökologische Anpflanzungen der interessierten Öffentlichkeit präsentieren wird und zwar beim heiß ersehnten Reunion-Gig im August in Chicago.
Gefühlvollen Tumult der typischen Jeff Beck-Art erleben Fans weltweit im Internet, während der Saiten-Visionär, zunächst in Samples und nun komplett, seinen neuen Longplayer "Emotion & Commotion" Richtung 'somewhere over the rainbow' schickt. Review in RockTimes! Auf der Erde ist Roger Waters abermals dabei, das akustische Bauhandwerk wiederzubeleben, wenn "The Wall" zum 30. Jahrestag mit Live-Aufführungen in den USA geehrt wird. Auch Queen und Marillion wühlen im Backkatalog und fördern neue Boxsets zutage. Die Stones versuchen mit schmackhaft servierten Downloads aus der "Main Street" von Ronnie Woods beständig hochprozentig verflüssigten Eskapaden abzulenken. Die Fab Two, einst Four, gehen derweil selbstständig ihren Aufgaben nach - Paul McCartney schwankt mit der unheilvollen EMI-Titanic übers Meer und bringt nun sicherheitshalber erst mal sein Lebenswerk beim Indie-Label Concord Music Group an Land. Ringo Starr erfährt indes Rehabilitation von vermeintlich höchster Stelle für einen vermeintlichen Vergleich der Beatles mit höchster Stelle und lehnt sie, im Auftrag und Namen John Lennons versteht sich, nonchalant ab, verweist gleichwohl aber auf die inakzeptable Spezifikation des Drummers durch Papst Paul, den VI., der seinerzeit Starr schockierend schlüssig den Satanisten zuordnete.
Edel-Art-Rocker King Crimson und Supertramp versorgen die Fan-Base zum jeweils 40. Jahrestag mit remasterten Silber-Scheiben und live gelieferten Geburtstagstorten, wenngleich bei Zweitgenannten offenbar nicht alle der zerstrittenen Super-Bäcker mit-'trampen' dürfen. Die Scorpions verabschieden sich mit ihrem letzten großen Stich vom "Sting In The Tail" ruhmreich aus dem Rockreich und hinterließen zwischen den globalen Auftritten ihre Handabdrücke vollkommen stilgerecht in Hollywood. Neu erlangte Reisefreiheit gestattet Tom Jones nach 43 Jahren wieder Wochenendausflüge ins walisische Fochriw, wo sich der damals 27-jährige der allzu berüchtigten Jugendstraftat des Hühnerdiebstahls schuldig machte - mit großer Wahrscheinlichkeit. Und damit wären wir beim musiktouristischen Kuriositäten-Ticker des Aprils angekommen. Mit den geplanten Konzert-Reisen nach China wird es für Bob Dylan erst mal nichts, die chinesische Regierung befürchtet - vermutlich völlig zurecht - eine kritisch geäußerte politische Sichtweise des überaus prominenten Durchblickers. Wie viele 'Einheimische' sich aus Heart und vor allem Soul für die überraschend beabsichtigte Dienstreise von Phil Collins nach Motown begeistern werden, bleibt fraglich.
Die beiden hier in der Gegend beliebten amerikanischen G-Bands Guns N' Roses und Gov't Mule pflegen ihre Fan-Freundschaften vorbildlich im Rahmen frisch bekannt gewordener Tour-Pläne, bisher ohne jeglicherseits verordnete Sperrgebiete. Von subtil durchdacht konzipierten Reiseverboten lassen sich RockTimes-Redakteure selbstverständlich nicht aufhalten und folglich hattet Ihr im vergangenen Monat Gelegenheit, Augen- und Ohrenzeugenberichte von so schillernden wie unterschiedlichen musikalischen Stilisten namens Johnny Winter, Jan Garbarek oder Epitaph zu erleben. Ein Highlight im kommenden Juni, dessen Schatten wir schon jetzt mit tief empfundener Leidenschaft voraus werfen, ist die livehaftige Wiederbegegnung von Jackson Browne und David Lindley, ein seit 30 Jahren förmlich erfiebertes Wunder-Ereignis. In den Schatten der Trauer führten uns hingegen die Todesfälle gleich dreier Jazz- und Blues-Institutionen: Marva Wright, Steve Reid und Herb Ellis segneten das Zeitliche für die Reise an einen hoffentlich (noch) besseren Ort. Dort werden sie unter Umständen ein Gläschen mit Malcolm McLaren leeren, dem britischen Enfant Terrible und Begründer des Punk Rocks um Sid Vicious, Johnny Rotten & Co., der am 8. April 64-jährig starb oder vielleicht sogar mit Peter Steele, Type-O-Negatives Frontmann, dessen hardrockendes Herz am 14. April für immer stehen blieb.
In eigener Sache sozusagen informieren wir Euch über illegale Downloads in der deutschen Bluesszene. Die rufen mittlersweile die GEMA auf den Plan und andererseits erneut RockTimes. Was für die Urheberrechtsschützer nüchternes Defizit von mehreren 10.000 Euro, ist für uns der schwer messbare ideelle Verlust geistigen Eigentums dank drastisch angestiegener, handfester Review-Diebstähle. Seid also wachsam, was Ihr hört und wo Ihr lest, was Euch am besten gefällt. Wenn Euch außer dreist kopierten Rezensionen zufällig noch die ein oder andere Ortega-Gitarre unerwartet vor die Füße fallen sollte, meldet Euch bitte. Denn es werden sage und schreibe 111 Stück davon vermisst - sie wurden einem rastend schlafenden Transporteur kurzerhand unterm Hintern weg aus dem Fahrzeug geklaut. Auch das alles sind keine April-Scherze, wird aber im Mai hoffentlich nicht wieder Gegenstand unserer nachrichtlichen Neuigkeiten sein. Last news are good news: Bachman und Turner minus Overdrive revitalisieren den Sound Eurer bevorstehenden Gartenpartys mit neuem Studiomaterial. Leonard Cohen erwartet die alterslose, schmachtende Weiblichkeit 2010 wiederum in Deutschland, diesmal u.a. in Berlins zauberhafter Waldbühne. Wacken ist schon restlos ausverkauft und Fehmarn gibt grünes Licht für den Show-Countdown. In diesem Sinne, checkt langsam die Zelte, den Ölstand und die Wetterberichte. Die Festival-Saison beginnt, ashes to ashes allen Island-Wolken, MUSIC goes outdoor und wir liefern natürlich in time den fachgerechten May-Guide Eures Vertrauens zum Rock-Vergnügen im Frühsommer.
Grit vom Planet Rock
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