Musik und Fantasy
Zwischenruf Fantasy, Science Fiction und Horror im Spiegel verschiedener musikalischer Welten

Teil II






Artikel vom 10.03.2009


Andrea Groh
Iron MaidenWenden wir uns nun den Achtzigern zu, die mir nicht nur wegen der schönen Videoclips in positiver Erinnerung sind, sondern auch der aufwändigen Liveshows wegen, bei denen
Iron Maiden immer ihr Bandmaskottchen/Monster Eddie dabei hatten. Passend zum Thema der jeweiligen Platte sah er anders aus. Auch auf jedem LP- und Single-Cover war ein passendes Eddie-Motiv. Die Band benutzte gerne historische Inhalte, Bücher oder alte Filme. So gab es Eddie als Südstaatensoldat, als Pharao, in einer futuristischen "Blade Runner"-Umgebung und vieles mehr.
King DiamondDie Hamburger Running Wild entdeckten, dass zum Thema Rock'n'Roll-Rebellion und ihrer Heimatstadt sehr gut Piraten als Image passten und benutzen dies fortan. Zur "Under Jolly Roger"-Tour war schließlich ein Piratenschiff auf der Bühne. Großartige Aufbauten hatte auch King Diamond. Er wurde bekannt durch Mercyful Fate und in dieser Zeit verbreitete er hauptsächlich seine satanische Glaubenseinstellung (er ist Mitglied der kalifornischen Satanskirche). Um ein breiteres Publikum anzusprechen, gründete er eine weitere Band unter dem Namen King Diamond und beschränkte sich dort auf das Erzählen von klassischen Horror-Stories. Diese im Einzelnen wiederzugeben würde den Rahmen hier sprengen, es geht unter anderen um Friedhöfe, Flüche, Hexen, tote Großmütter und vieles mehr.
Die englische Band Venom nahm das ganze Teufelsthema nicht so ernst und brachte völlig übersteigerte, klischeehafte Texte u.a. vom Kampf zwischen Gott, Satan und Venom. Damit sollten sie dann Vorreiter für neue Musikstile sein und ganze Legionen von Bands beeinflussen.
BathoryEine davon war Bathory, benannt nach der ungarischen Gräfin, die der Sage nach 60 Jungfrauen getötet hatte, um durch ein Bad in deren Blut nicht zu altern. Tatsache ist, dass einige Leichen gefunden wurden und sie dafür in ihrem Schlafzimmer eingemauert wurde. 1614 starb sie, ob sie dabei alt aussah ist nicht bekannt. Ein junger Mann namens Quorthon aus Schweden brachte unter diesem Bandnamen drei LPs heraus, auf denen er versuchte, böser und extremer zu sein als Venom. Dann merkte er, dass eine Steigerung seines dritten Werkes unmöglich wäre. Er wandte sich den Sagen seiner Vorfahren zu und erzählte fortan von Wikingern und Walhalla (wo er aufgrund seines frühen Todes vielleicht nun schon seit 2004 weilt).
ManowarDie Inspiration dazu hatte er von Manowar. Diese sind zwar US-Amerikaner, doch fasziniert von Wagner und Fantasy-Büchern gehörten sie zu den ersten, deren Texte von Schlachten und Göttern handeln. Nebenbei erstellten sie noch eigene Storys, in denen sie die Helden, die Kings of Metal sind. Das Image ist teilweise schon überzogen, doch allemal unterhaltsam. Richtig amüsant war der Videoclip zu "Gloves Of Metal", in dem sie in Felltangas mit Minischwertern gegen andere Kerle um Bräute in Fellbikinis kämpften. Das war mit Braunfilter aufgenommen und erinnert an alte Steinzeit-Trashfilme.
Cirith UngolErnsthafter waren da Cirith Ungol, denen leider nur wenig Erfolg beschieden war, so dass sie es auf nur vier Veröffentlichungen brachten. Seltsam war, dass sowohl der Bandname wie auch der zugehörige Song von Tolkien entnommen waren, doch die Texte und Cover mehr auf den Elric-Geschichten von Michael Moorcock basierten. Michael Whelan stellte ihnen günstig die Rechte an den original Taschenbuch-Covern zur Verfügung - wunderschöne Meisterwerke. Eine weitere Band mit Kultstatus, die sich aber besser hielt und noch existiert, ist Manilla Road. Bandchef und Song/Textschreiber Mark Shelton hat europäische Geschichte oder so etwas Ähnliches studiert. Die Texte handeln u.a. von der Artus-Sage, Atlantis, nordischer und griechischer Mythologie und Werken der Autoren E.A. Poe, H.P. Lovecraft, Clive Barker, R.E. Howard und vielen anderen. Teilweise alles auf einmal, aber mit viel Hintergrundwissen.
Auch Blind Guardian widmen sich der Fantasy: Sie sehen sich als Barden, die zusammensitzen und Geschichten erzählen. Dabei zitieren sie aus der gängigen Literatur oder nutzen eigene Ideen. Die Band war als begeisterte Tolkien-Anhänger in der näheren Auswahl für den Soundtrack zum Film (Die Jackson-Verfilmung von "Herr der Ringe"). Nur knapp verpassten sie den Zuschlag, dafür haben sie es aber in den Soundtrack für den Uwe Boll-Film "Schwerter des Königs - Dungeon Siege" geschafft. Außerdem wirkten sie mit beim PC-Spiel "Sacred 2 - Fallen Angel". Eine besondere Idee hatte die deutsche Sängerin Jutta Weinhold für ihre Band Zed Yago: Der fliegende Holländer wurde bekanntlich dazu verdammt, auf ewig mit seinem Schiff auf dem Meer zu fahren. Anscheinend wurde ihm dabei langweilig, er hatte eine Tochter mit einem formlosen Wasserwesen. Diese Tochter, genannt Zed Yago, bekommt einen menschlichen Körper, weil sie Gott und den Teufel zusammenbringt und verspricht, den Menschen die verlorene Fantasie wieder zu bringen. Die Bandtexte handeln meist von Piraten oder Amazonen. Als es zum Streit kam, musste Jutta den Bandnamen aufgeben. Als Velvet Viper ging die Reise weiter, zunächst nach Avalon und zu König Artus. Danach ließ die Qualität der Musik und der Erfolg nach, so dass die Reise im Sande verlief.
Bolt ThrowerNach so viel Fantasy und etwas Horror zuvor, nun mal etwas Science Fiction. Die Kanadier Voivod erzählen von einem gleichnamigen Wesen, das - halb Maschine, halb Mensch - in einer futuristischen Welt kämpft. Nach und nach erfahren wir mehr über diese Welt. Der Voivod reist durch die Galaxis und betrachtet die verschiedenen Entwicklungsstufen von Kulturen, bevor er in sein Inneres eindringt. Danach widmete sich die Band allgemeinen SF-Themen.
Ebenfalls in einer zukünftigen Welt der Schlachten bewegen sich Bolt Thrower. Eine Zeitlang waren sie bei der britischen Firma Games Workshop unter Vertrag, welche Figuren für Tabletop-Games herstellt. "Warhammer 40.000" spielt in jenem Jahr, eine Zeit in der Soldaten des Imperiums der Erde und seiner Verbündeten gegen fremdartige böse Kreaturen z.B. Chaos Space Marines kämpfen. In der LP "Realm Of Chaos" war ein aufwädiges Booklet, gestaltet von Zeichnern dieser Firma, dabei. Nachdem es finanzielle Unstimmigkeiten gab, trennte man sich, doch Bolt Thrower behielten das Kriegskonzept bei, befassten sich allerdings mehr mit irdischen Schlachten der Gegenwart und Vergangenheit. Etwas friedlicher und philosophischer geht es bei Ayreon zu, dem Projekt von Arjen Lucassen, der uns mitnimmt auf Reisen in die Vergangenheit bis zur Entstehung des Universums und in die Zukunft der Menschheit. Nachdem er gefragt wurde, welche Filme und Serien ihn inspiriert haben, antwortete er mit dem Projekt "Star One" - die CD "Space Metal" ist quasi ein Ratespiel.