Auf den Tag genau ein Jahr nach der Premiere, hat der 1. Frankenthaler Männerchor 03 zum zweiten Liederabend eingeladen und RockTimes folgte dem Ruf der 'kulturellen Notwendigkeit'. Diesmal sogar mit großem Aufgebot, denn neben zwei Redakteuren zur Berichterstattung waren auch zwei Vertreter unserer Metal-Fraktion der persönlichen Einladung des Hatchery-Bassisten Ronald 'Ronny' Senft nachgekommen und gönnten sich einen rein privaten Besuch dieser ungewöhnlichen Veranstaltung.
Wer sich jetzt fragt, wie Thrash Metal mit Liederabend und Chorgesang und das Ganze mit RockTimes zusammengeht, der kann sich im Bericht zum ersten Liederabend darüber erleuchten lassen.
Der zweite Liederabend stand unter der Devise, das erreichte hohe Niveau zu halten und im Großen und Ganzen ist das dem Chor auch gut gelungen. Die ganz große Überraschung blieb aus – kann ja aber auch nicht jedes Mal auf dem Zettel stehen. Überschattet war dieser Abend auch von einem ziemlich unschönen Ereignis. Am Vortag hatte der Chorleiter des Gastchores einen schweren Autounfall. Nachdem es ihm den Umständen entsprechend relativ gut ging, hat sich sein 86-jähriger Vater ganz kurzfristig entschlossen, den Taktstock des Liederkranz Frankenthal von 1840 e.V. in die Hand zu nehmen und in Vertretung seines Sohnes den Auftritt der Gastsänger zu dirigieren.
Der Name des Gastchors lässt es schon erahnen, auch am zweiten Liederabend war der Frankenthaler Männerchor wieder im Spagat zwischen dem traditionellen Chorgesang mit eher 'klassischem Liedgut' auf der einen und der Rockmusik auf der anderen Seite. Einen guten Teil des eher auf den konservativeren Teil des Publikums ausgerichteten Programms übernahm der Gastchor mit zwei Sets. Moderator Olli Herrmann schaffte den Brückenschlag zwischen diesen doch sehr gegensätzlichen Polen, bezog Publikum und örtliche Politprominenz ins Geschehen ein und hatte die Lacher auf seiner Seite.
Das eigentliche Programm des FMC unterschied sich nur geringfügig von dem des Vorjahres. Auch dieses Jahr wurde 'uff gut pälzisch' eröffnet, mit rockigem Touch im "Palzlied" der Anonyme Giddarischde und natürlich dem obligatorischen 'Dapp dapp' "Wanderer".
Die größten Unterschiede machten die Parts des Programms, die von Chormitgliedern in oft ganz neuen Rollen vorgetragen wurden. Olli schilderte ganz anschaulich, wie Chorleiter Walter Zipp in einen Sack griff und daraus fünf Musiker und einen Song zog. Bei "Fix You" von Coldplay durfte dann jeder zeigen, was er laut Olli Herrmann üblicherweise nicht macht. Steffen Kumpf empfahl sich dabei als neuer Lead Sänger, der es durchaus verdient hätte, häufiger aus dem Chor herauszutreten. Die erste Gelegenheit dazu nutzte er gleich im Anschluss, als er zum 30. Jubiläum dieses Songs "Vienna" von Ultravox interpretierte.
Der ganze Chor ist wieder im Einsatz bei Gimme Some Lovin', "Rawhide" und "Geistreiter".
Nach der Pause gehörte die Bühne zunächst dem Gastchor mit einer 'Trinkrunde'. Ihre zweite Halbzeit eröffneten die Männer des FMC mit schmusig-soften Tönen beim "Caravan Of Love" und der deutschsprachigen Version "Die Rose" des Bette Middler Songs.
Mit Michael Berberich trat der nächste aus dem Chor nach vorn und zeigte an der akustischen Gitarre, dass das musikalische Spektrum der Männerchormitglieder sehr weit gefächert ist und sich auch auf südeuropäisch inspirierte Gitarrenklänge erstreckt.
Kaum waren seine letzten Töne verklungen, brachte Moderator Herrmann die Zuschauer ins Grübeln mit seiner Frage nach der Gemeinsamkeit von Beatles und Aerosmith. Doch zum Überlegen blieb keine Zeit, denn nach einer ganzen Reihe von Unterschieden, löst Herrmann seine Frage fast schon vorhersehbar auf – natürlich ist beiden Bands gemeinsam, dass einer ihrer Songs von FMC-Chorleiter Walter Zipp ins 'Chorgerüst gepresst' worden war...
Mit Stefan Born war einer am Solo-Mikro, der die Strophen von "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" sehr passend und cool rüberbrachte. Auch Aerosmith' "Amazing" vermochte zu überzeugen. Für "The Air That I Breathe" wagte sich James Hüther ganz nach vorn und übernahm den Leadgesang – eine ganz sicher ungewohnte und gut gelöste Aufgabe für den Mann, den man in der Region normalerweise hinter den Trommeln und Becken diverser Bands kennt. Sein langjähriger musikalischer Weg- und Bandgefährte Willi Brausch gab DIE (vielleicht nicht soooo kulturelle) Notwendigkeit des "Highway To Hell" zum Besten. Im zweiten Teil des Abends zeigte sich der Männerchor von seiner rockigeren Seite und auch wenn die "Bohemian Rhapsody" nicht mehr das ganz große Luftanhalten wie bei der Welturaufführung im Vorjahr produzierte, sorgte sie auch 2012 für ein fühlbares Knistern in der vollbesetzten Halle. Zum Abschluss noch der 'Kracher' "We Will Rock You" weckt bei mir die ganz leise Hoffnung, dass der 1. FMC 03 vielleicht als nächste ganz große Herausforderung mal einen ganzen Abend ins Zeichen des Rock stellt.
Line-up:
NBC: Walter Zipp
1. Tenor:
Stefan Born
Willi Brausch
Dirk Fellhauer
Jürgen Hällmeyer
Steffen Kumpf
Roman Winter
Thomas Wirth
2. Tenor:
Christian Baldauf
Jan Haas
Jochim Hahn
Dieter Herrmann
Dirk Hoffmann
Michael Hunziker
Ronald Senft
Josef Weiler
1. Bass:
Michael Berberich
Manuel Breiner
Andreas Gärtner
Joachim Kaul
Andreas Klöß
Michael Schleifer
Michael Schroth
Reiner Trinkel
Stefan Trutzel
2. Bass:
Ralph Binder
James Hüther
Karlheinz Knabe
Oliver Mast
Thomas Merz
Kemal Vardar
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