Hard Rock australischer Prägung erlebt seit ein paar Jahren durch Bands wie
Airbourne oder eben die Spaniern
'77 eine Verjüngungskur. Während die Erstgenannten jedoch eher die härteren
AC/DC der 80er mit
Brian Johnson als Steilvorlage verwenden und in letzter Zeit noch eine dezent kleine Prise Metal dazu mischen, haben sich
'77 - getreu dem Bandnamen - mit Leib und Seele der rock'n'rolligen, dreckigen Pubrock-Variante der
Bon Scott-Ära verschrieben. Mit zwei überaus amtlichen Longplayern, unzähligen, schweißtreibenden und abgefeierten Shows u. a. auf dem
Rock Hard Festival 2012 und auf
Tournee mit den schwedischen Partykanonen
Bullet hat sich das Quartett in Europa eine solide Fangemeinde erspielt. Nun folgt bereits der dritte Studio-Streich.
Zugebenen: Wüsste man es nicht besser, könnte man ernsthaft meinen, dass man es auf "Maximum Rock'n'Roll" erneut mit verschollenen Aufnahmen der großen Vorbilder zu tun hat. Die Vocals von
Armand Valeta, der optisch
Malcolm Young erstaunlich ähnelt (sein Bruder
LG hingegen könnte glatt als junger
Angus durchgehen), klingen fast exakt wie die der 1980 verstorbenen Szene-Ikone. Auch die Produktion [in Szene gesetzt von den beiden Schwedentod-Urgesteinen
Fred Estby (
Dismember) und
Nicke Andersson (
Entombed,
The Hellacopters)] weist solch starke Ähnlichkeiten mit Scheiben wie "Dirty Deeds..." und
High Voltage auf, dass man stellenweise ernsthaft anfängt, an seinem Verstand zu zweifeln. Die zehn Songs, die es am Schluss auf gerade mal knapp 36 Minuten Spielzeit schaffen, haben allesamt eine sehr starke Blues-Kante.
Es wird jedoch weniger Wert auf knackige, schneller gespielte Riffs gelegt als beim Vorgänger "High Decibels", dessen Qualität und Bissigkeit mit der neuen Scheibe leider nicht ganz erreicht wird. Dafür hat man dieses Mal die Betonung auf gefühlvolles Songwriting - überwiegend im Midtempo-Bereich - gelegt und flotte, arschtretende Songs in "Powerage"-Tradition bekommen etwas weniger Beachtung geschenkt. Das finde ich persönlich ein wenig schade, da diese Songs live immer am meisten zündeten und für gute Stimmung im Publikum sorgten. Man kann es zusammenfassend auch so sagen: Während
'77 auf "High Decibels" stärker nach '78 klangen, erinnert "Maximum Rock'n'Roll" - der im direkten Vergleich mit dem neuen
Airbourne-Langdreher leider den Kürzeren zieht - eher an teuflischen Bluesrock anno '76.
Nichtsdestotrotz: Wer auf eingängigen, grundehrlichen, nach Rauch, Bier und verschwitztem Jeansstoff müffelnden Starkstrom steht, sollte auch diesem Album eine Chance geben.
7,5 von 10 RockTimes-Uhren