Alias Eye / In Focus
In Focus Spielzeit: 50:50
Medium: CD
Label: QuiXote Music, 2007
Stil: Hard Rock/Prog Rock

Review vom 12.12.2006


Ralf 'Jogi' Ruhenstroth
Jetzt bleibt mir glücklicherweise nichts anderes übrig, als den Reigen der Neuerscheinungen des Jahres 2007 für RockTimes zu eröffnen. Und das schon ein gutes Stück, bevor das Christkind den Weg zu uns gefunden hat und die Kracher und Raketen die Jahreswende dementsprechend dokumentiert haben. Macht nichts, denn das Label QuiXote bietet allen Interessierten die neue Scheibe von der Mannheimer Formation Alias Eye bereits vor dem offiziellen Release im kommenden Januar an.
Das bedeutet: Wer Alias Eye und "In Focus" vor der Jahreswende hören möchte, der bestellt das Teil ganz einfach direkt beim Label oder über die Website der Band.
Aber lohnt sich das auch? Mein letzter wirklich intensiver Kontakt mit der Band war Field Of Names aus dem Jahr 2001. Dazwischen gab es zwar noch "A Different Point Of You" in 2003, aber irgendwie ist das Scheibchen an mir vorbei gerauscht. Dabei hatte mich "Field Of Names" noch richtig überrascht, begeistert und auch im Endergebnis überzeugt. Und so ganz weit weg ist man ja auch nicht, wenn man sich dem Studioprojekt von Poor Genetic Material widmet, bei dem Alias-Eye-Sänger Phil Griffiths das Mikro zur Hand nimmt und die im noch aktuellen Jahr 2006 ihr Album Spring Tidings veröffentlichten.
Was hat sich in der Zwischenzeit noch getan? Ach ja, da gibt es einen neuen Gitarristen namens Matze Wurm. Und genau der bringt die eine oder andere härtere Passage in die Songs der Band. Das merkt man schon zu Beginn, als "I'm Your Lie" mit fetten Riffs und einer ungewöhnlich strammen Stimme von Griffiths dieses Album eröffnet. Da die Band auch in Prog-Kreisen stets hoch gehandelt wird, komme ich sehr schnell zu dem Schluss, dass Alias Eye auf "In Focus" so ziemlich alles unternehmen, um mit gutem und harten Rock auf sich aufmerksam zu machen. Da ist nichts verfrickelt und nichts verworren. Ganz im Gegenteil, die Kompositionen klingen erfreulich frisch geradeaus und machen so von Anfang an mächtig Spaß.
Das bedeutet aber nicht, dass man sich fortan nur in einfachen und ausschließlich mainstreamigen Gefilden befindet, denn die meisten Nummern machen auch Abstecher in einzelne Verästelungen der weitreichenden musikalischen Ausflugsmöglichkeiten der Rockmusik. Das soll heißen, dass eine Menge Möglichkeiten ausgelotet und auch verarbeitet werden. Dafür geben uns Alias Eye dann knapp 51 Minuten Zeit, um alles zu erforschen. Deswegen etwas genauer zu den einzelnen Tracks:
Während, wie bereits beschrieben, der Opener insbesondere in den Refrains kräftig drückt und abrockt, nehmen Alias Eye mit "In Denial" eine besondere Rhythmik auf. Das Piano wird in den Vordergrund gerückt und in den Zwischenparts setzt die verzerrte Gitarre genaue Akzente. Sehr interessant, wie sich die Melodieabläufe bewegen. "The Call" lässt erneut die Hard Rock-Herzen höher schlagen, während die Hammond-Sounds die Gitarrenarbeit unterstützen.
Bei "Enlighten Them" ist sogar etwas Pop angesagt. Das klingt wirklich erfrischend und dabei ist es vollkommen egal, ob es die Tasten, die die Melodie vorgeben, oder die wirklich abwechslungsreichen Percussions sind. Phil Griffiths hat bekanntermaßen eine tolle Stimme, die sich vor allen Dingen in den eingängigen Parts recht schnell im Gehörgang verewigt. Deswegen ist die Nähe zu so manchem Pop-König bei "Books" durchaus verzeihlich. Da wird also mächtig auf die Gefühlswelt gesetzt.
"History-Lesson" hinterlässt mit seinem markanten Riff sofort einen bleibenden Eindruck. Dabei bekommt die Band hier kaum die Kurve zwischen straightem Rock und leicht progressiven Einflüssen. Da muss der Hörer selbst entscheiden, was nun überwiegt. Eine gelungene Komposition, wie ich finde.
Irgendwie sind Alias Eye auch einzigartig. So beginnt "Hold On" im besten Stile einer waschechten Ballade und dann werden die Akkorde doch verzwickter gesetzt als man es voraus ahnen kann. Vor allen Dingen das Piano spult nicht alltägliche Läufe ab. Immer wieder wechselt die Band zwischen schmalzgetränkten und einfallsreichen Passagen.
Die Stücke bewegen sich fast alle im 4-Minuten-Bereich. Die Ausnahme bildet "How We Percieve...", mit über 11 Minuten ausgewiesen - aber Irrtum: Zwar hört man mit Anna Sabrina Lopp eine Gastsängerin mit toller Stimme, aber enden tut der Song nach 3:45 Minuten. Dafür finden wir nach 10:01 Minuten einen Hidden-Track, den die Welt absolut nicht braucht.
Insgesamt muss man sagen, dass Alias Eye mit ihrem dritten Album erneut eine saubere Scheibe gelungen ist. Hier gibt es harte Riffs, eingängige Melodien und abwechslungsreiche Kompositionen, die zu jeder Zeit aufhorchen lassen und den Hörer dazu animieren, einen erneuten Durchlauf zu starten.
Line-up:
Philip Griffiths (vocals)
Ludwig Benedek (drums)
Frank Fischer (bass)
Vytas Lemke (keyboards)
Mathias Wurm (guitars)

Guestmusician:
Anna Sabrina Lopp (additional vocals #11)
Tracklist
01:I'm Your Lie (4:37)
02:In Denial (3:45)
03:The Call (4:03)
04:Enlighten Them (4:01)
05:Books (2:30)
06:History Lesson (3:44)
07:Rhodesian Rhapsody (4:21)
08:Hold On (4:15)
09:To Be Or Not To Be…Revisited (3:48)
10:Falling (4:25)
11:How We Perceive… (11:14)
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