John Harris
Pink Floyd und The Dark Side Of The Moon
Die Entstehung eines Meisterwerks
The Dark Side Of The Moon Text: John Harris
198 Seiten, Hardcover
Zahlreiche s/w Fotos
Medium: Buch
Hannibal Verlag, 2007
ISBN: 978-3-85445-272-0
EUR 24,90

Review vom 31.07.2007


Jürgen Bauerochse
Es ist noch gar nicht so lange her, da landete mit Exile On Main St. das erste Buch bei mir auf dem Tisch, das sich mit dem Drumherum einer Plattenproduktion beschäftigte.
Dieser Themenkreis kommt anscheinend in Mode, denn jetzt liegt mir mit "The Dark Side Of The Moon" ein weiteres Werk vor, das sich mit diesem Genre auseinander setzt. Und doch kann man diese beiden Arbeiten überhaupt nicht in eine Schublade packen. Viel zu unterschiedlich sind die Autoren an die jeweilige Sache heran gegangen. Im Gegensatz zu der Stones-Dokumentation, die sich fast ausschließlich mit dem Umfeld und der Lebensart während der Aufnahmen beschäftigt, steht bei John Harris die reine Studioarbeit mit allen Feinheiten im Vordergrund.
Das geht natürlich ganz klar zu Lasten des Unterhaltungswertes. "Exile On Main St." ist gegenüber diesem Buch über das bedeutendste Pink Floyd-Album nur simple, wenn auch sehr kurzweilige, Lektüre aus der Zeit Anfang der Siebziger Jahre.
"The Dark Side Of The Moon" erfordert da schon etwas mehr Konzentration. Das mag zum Einen schon mal an der Band selbst liegen, die ja von jeher nach immer neuen Klangideen und deren Umsetzung suchte, als auch an der Musik selbst. Pink Floyd gehörten mit ihrem Psychedelic-Sound ja nicht gerade zu den Bands, die für eingängige Töne bekannt waren. Auf ihren Konzerten konnte man ein ums andere Mal stille, in sich gekehrte Menschen erleben, die sich voll in die Musik reinhörten. Keine Spur von Hysterie und wild mitgehenden Massen. Und das lag bestimmt nicht nur an den eingeworfenen Drogen... Nicht nur - ...aber auch!
Ein weiterer Punkt für den relativ schwierig zu verstehenden Text des Buches ist sicherlich auch das Thema, das Pink Floyd auf The Dark Side Of The Moon verarbeiteten. Das ganze Album beschäftigte sich im Grundtenor mit Tod und Wahnsinn. Und das natürlich nicht ohne Grund. Schließlich hatten sie einige Jahre vor den Aufnahmesessions ihren Kollegen und Mitbegründer Syd Barrett († 07.07.2006) aufgrund zunehmender geistiger Verwirrtheit aus der Band gekegelt. So etwas muss natürlich erst einmal verarbeitet und, in diesem Fall, in passende Texte umgewandelt werden.
So beginnt das Buch auch mit den Anfängen der Band in Ur-Besetzung, streift die ersten Alben mit ihren schweren psychedelischen Klängen und zieht sich bis hin zu den Aufnahmen der Single "See Emily Play". Dabei werden die Spannungen, die sich durch Syds Schizophrenität aufbauten, nicht aufgespart. Pink Floyd müssen wirklich heftige Schwierigkeiten mit den immer häufiger auftretenden Ausbrüchen ihres Gitarristen gehabt haben. So war die Trennung sicherlich ein logischer Schluss, wenn man als Top-Act musikalische Geschichte schreiben wollte.
Nach dem Einstieg von David Gilmour bemühte sich die Band um etwas eingängigere Töne. Die abgefahrenen Soundcollagen wurden ad acta gelegt, wie das Album "Meddle" mit den beiden Meisterwerken "One Of These Days" und vor allen Dingen "Echoes" beweist. Die Band war auf dem richtigen Weg und bereit für ein Meisterwerk...
Haarklein wird nun jeder einzelne Song sowohl vom Text her, über den Klang (mehr oder weniger Echo und Hall? = ein beliebter Streitpunkt zwischen Roger Waters und David Gilmour!) bis hin zum Einsatz der Lightshow bei der Live-Präsentation, besprochen. Das erfordert vom Leser schon eine Menge Aufmerksamkeit, ist aber, bis auf wenige, etwas langatmige Ausführungen, sehr interessant.
Auch die Rolle von Alan Parsons, der für die Produktion in den Abbey Road Studios verantwortlich war, wird ausführlich angesprochen, wobei er auch mehrmals selbst zu Worte kommt und seine Erinnerungen an diese Zeit preisgibt.
Überhaupt spielen Interviews der Beteiligten aus der jüngsten Vergangenheit eine wichtige Rolle in diesem Buch, denn schließlich liegen inzwischen schon weit mehr als dreißig Jahre zwischen den Aufnahmen und heute.
Selbst die akribische Arbeit am legendären Prisma-Cover wird geschildert. Interessant, wie die Leute der Agentur Hipgnosis, die über Jahre hinweg die Hüllen von Pink Floyd-Alben entwarf, versuchten, die Wünsche der Band in die Tat umzusetzen und so eines der bekanntesten Plattencover der Musikgeschichte kreierten.
Den Abschluss des Buches bildet eine Zusammenstellung der Entwicklung des Albums in den Charts all over the world, sowie der weitere Werdegang der beteiligten Personen bis in die Gegenwart.
"The Dark Side Of The Moon" zeigt deutlich auf, wieviel konzentrierte Arbeit und eiserner Wille nötig sind, um ein gutes und erfolgreiches Album zu produzieren und einzuspielen.
Wer sich nicht scheut, ein Buch konzentriert und aufmerksam zu lesen, wird hier viele Neuigkeiten und auch Anekdoten erfahren, die sich damals abgespielt haben. Und für Pink Floyd-Fans ist das Buch ohnehin ein Pflichtkauf!
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