Spielzeit: 46:12 (CD 1), 70:36 (CD 2) Medium: Do-CD Label: Steamhammer/SPV, 2009 Stil: Blues Rock Review vom 11.06.2009 Joachim 'Joe' Brookes

Niemandem kann man böse sind, wenn eine Veröffentlichungspolitik so gehandhabt wird.
Die aktuelle CD von The Answer liegt nun als Doppelpack (Studio- plus Live-CD) und andersfarbigem Cover vor.
Zu Ilkas Rezension der Studio-Platte geht es hier entlang.
"Everyday Demons" wird als 'Summer Edition' vertrieben und die Bonus-CD enthält ein Answer-Konzert aus dem Jahr 2007, aufgenommen im Shibuya-AX, Tokio.

The Answer hatte im gleichen Jahr ihren Rockpalast Classic Rocknacht-Auftritt noch vor der Brust und der Japan-Gig verdeutlicht mit Vehemenz, welche unglaublichen Qualitäten in dieser für die Zukunft wohl richtungsweisenden Rock'n'Roll-Band stecken.
The Answer steht mittlerweile für zeitgemäßen Blues Rock mit einem Kraftpaket-Ausleger.
Obwohl erst seit 2000 im Musik-Zirkus aktiv, hat das Quartett um den kleinen Sänger mit der großen Stimme, Cormac Neeson, verdammt viel für das Überleben des Blues-orientierten Hard Rock getan.

The Answer wird vom japanischen Publikum von Beginn abgefeiert und die gesungene Vorstellung bringt bereits die Härchen hoch.
"Come Follow Me" ist ein Opener nach Maß und den Song-Titel kann man getrost wörtlich nehmen. Die Band macht mit mächtigem Druck ihre musikalische Standortbestimmung klar. Michael Waters (Bass) und Schlagzeuger James Heatley leisten Höchstarbeit und präsentieren sich von der ersten Sekunde an in Bestform. Einfach gigantisch, wenn es in die zweite der dreizehn Runde geht.
"No Questions Asked" stellt die unbestrittene Gabe des Shouters Neeson unter Beweis und bei der abgelieferten Druckwelle, wie von einem Kompressor verdichtet, kann einem schon die Perücke vom Kopf gefegt werden.
Paul Mahon spielt sich im wahrsten Sinne des Wortes Blasen an die Fingerkuppen. Riffen, solieren, sliden; der Mann hat die Gitarristen-Zutaten zu diesem Blues Rock mit unglaublich großen Löffeln, ach was, schaufelweise zu sich genommen. Großartig, wenn man bedenkt, was er zu leisten hat.

Übergangslos kommt der "Doctor" zum Hausbesuch und diagnostiziert Blues Rock.
Die verschriebenen Medikamente sind nicht rezeptpflichtig und die Therapie lautet ganz einfach: mehr The Answer.
Songs wie "Never Too Late" oder das groovend beginnende "Keep Believin'", dann mit Wah Wah-Einsatz fortgesetzt, sind auf einer Ebene angesiedelt, zu der es nur ganz wenige andere Bands schaffen. Auf dem Gipfel wird die Luft sehr dünn. Mit verzerrtem Sechssaiter-Sound lässt man sich und dem Publikum eine Pause... das balladeske "Always" zeigt Neeson mit einer satten Portion Soul in der Stimme und dann geht es abermals, ohne Unterbrechung auf den staubigen Highway. Kann der Mahon riffen! Göttlich.

Die beiden längsten Tracks sind das fulminante "Under The Sky", in dem der Sänger sein Harp zückt und es ist eh schon zu spät, um dem Answer-Rock nicht verfallen zu sein. Wer bei dieser Mucke die Nase rümpft, hat bisher vom Rock'n'Roll nichts verstanden oder diese Gruppe noch nicht auf dem Zettel. Direkt danach "Preachin'"... teuflisch gut die Slide-Gitarre und überhaupt gehen einem so langsam die Worte aus, allerdings nicht dem japanischen Publikum, das in dem Bass-gesteuerten Intermezzo frenetisch feiert. Das Stück hat gefühlte sieben Schlusspunkte, aber immer greift die Band wieder im die Vollen. »Lord, have mercy« singen sie und wer hat Erbarmen mit dem Hörer? Gibt es nicht. Gnadenlos gut wird weiter gerockt.

Dann haut The Answer auch noch eine ultimative Version von Aerosmiths "Sweet Emotions" raus und zeigt, dass es auch mit einem psychedelischen Anstrich funktioniert. Danke, ihr Vier.
Tonnenschwerer Rhythmus macht "Memphis Water" zu einem weiteren Highlight und das Treiben will einfach kein Ende finden. Allerdings geraten die Speicherkapazitäten eines Silberlings leider an ihr Ende.

Dieser Doppelpack, mit grünem Cover, ist ein Muss für jeden Anhänger sehr guter Musik und "Everyday Demons" in der 'Summer Edition' 2009 wird zu einer der dicksten Empfehlungen. Have fun!

Line-up:
Cormac Neeson (lead vocals, harmonica)
Paul Mahon (guitars, vocals)
Michael Waters (bass, vocals)
James Heatley (drums, vocals)