Das hier zu besprechende CD/DVD-Digipak zeigt den zweiten Abend, den 8. Oktober 2011, den die
Band Of Heathens im Double Down-Club in Denver/Colorado gastierte. Stand der
7. Oktober noch im Zeichen ausgedehnter Jams, so sind die Songs von "The Double Down - Live In Denver Vol. 2" etwas kompakter. Dies beweist auch ein simpler Blick auf Laufzeit und Trackliste: Bei etwas kürzerer Spielzeit wurden zwei Nummern mehr gebracht. Die Setliste speist sich überwiegend aus dem aktuellen (dritten) Studioalbum "Top Hat Crown & The Clapmaster's Son" - dass es 'roots-rockiger' wurde, hatte ich ja bereits bei "...Vol. 1" angedeutet.
Los gehts gleich mit der besten Nummer, "Medicine Man", aus dem 'Krankheitsüberträger' (engl.: Clapmaster).
[Leider wartete ich auf den zweitbesten Titel des besagten Albums, "Hurricane", bei beiden DVDs vergebens.] Ein hitzig-schwüler Jam, der den Hörer mit gaaanz viel Southern Feeling geradezu magisch gefangen nimmt. Die knapp sechs Minuten hätte man für meinen Geschmack ruhig verdoppeln können...
Ed Jurdi bleibt gleich an seinem Nord-Keyboard sitzen und intoniert mit souligen Vocals "Talking Out Loud". Sein Gesang erinnert mich - bei geschlossenen Augen - sehr oft an einen gewissen
Chris Robinson - auch und gerade bei diesem Stück. Zu "Jackson Station" vom
Debütalbum greift
Colin Brookes zur Dobro und slidet sich die Seele aus dem Leib. Mit "Judas 'Scariot Blues" wird eine weitere uralte Nummer gebracht, die es zwar nie auf ein Studioalbum geschafft hat, aber live stets ein aufregender Hinhörer ist. Die depressive Grundstimmung untermalt
Brookes sehr schön mit der Pedal Steel. "The Other Broadway" klingt gewaltig nach
The Band und mit Wehmut werden Erinnerungen an den kürzlich verstorbenen
Levon Helm wach.
Ein 'Vierer' mit lupenreinen Roots-Rockern wird mit "Nine Steps Down", "Second Line", "Gris Gris Satchel" und "Polaroid" nachgeschoben, bevor mit "Shine A Light" ein echtes Perlchen gebracht wird. Auf einem unwiderstehlichen Wurlitzer-Riff von
Trevor Nealon wird reichlich unverblümt dem Soul/Gospel gefrönt und dieser mit reichlich 'Marmelade' (sprich: Jam) garniert.
Mit "Free Again" folgt ein weiteres Sahneschnittchen von "Top Hat Crown & The Clapmaster's Son". Sehr pianolastig hat das Teilchen 'was von
Billy Joel. Meine Lieblingsnummer von "...Vol. 2" ist aber ganz klar "Gravity", wo allerdings die 'Erdanziehungskraft' ausgeschaltet wird! Dieser glühende Jam kocht die Stimmung im Saal (wie auf der heimatlichen Couch) auf den Siedepunkt hoch. Zum Ausklang wird mit "I Ain't Running" noch einmal acht Minuten lang gerockt, was drei Klampfen so hergeben können. Das Hammond-Solo beweist einmal mehr, dass es eine weise Entscheidung war, mit
Trevor Nealon einen 'gelernten' Keyboarder ins Line-up aufzunehmen.
Als Bonusmaterial gibt es diesmal Behind-the-Scenes-Filmmaterial, das die Band bei Aufbau und Soundcheck, einem kleinen Jam im Backstage-Bereich sowie einer nachmittäglichen Akustik-Session vor einer kleinen, überraschten Fanschar zeigt. Die obligatorische Bildergalerie hätte man sich aber zugunsten eines Bonustracks schenken sollen.
Auch wenn mich das blueslastige, eher Jam-orientierte Songmaterial von "The Double Down - Live In Denver Vol. 1" insgesamt einen winzigen Zacken mehr überzeugt, so ist diese Fortsetzung mit "...Vol. 2" absolut erfreulich und eine dicke Kaufempfehlung wert!