Endlich! Es hat ja fast schon Seltenheitswert... die Sonne scheint so richtig schön und nicht nur die Mütter wird es erfreut haben. Fast zehn Termine umfasste die Frühjahrstour und nach dem großen Erfolg des letzten Konzerts auf Roepaen stand wohl schon damals fest, dass The Band Of Heathens ( BOH) abermals anreisen können. Ein solches Ereignis bringt auch unsere RockTimes-Familie näher zusammen. Der Kollege Mike Schröder war ebenfalls anwesend.
Bevor es allerdings zum Hauptact kam, heizte Rev Trigger, eine niederländische Band aus Amsterdam/Nijmegen dem Publikum im Nightclub ordentlich ein. Das Quartett lieferte in einer guten halben Stunde eine überzeugende Leistung ab. Da waren sogar Ed Jurdi sowie Gordy Quist für kurze Zeit Zaungäste des Auftritts.
Rev Trigger servierten einen sowohl kompakten als auch luftigen Mix aus rootsig rockenden und balladesken Stücken. Da wurde oft genug das Wah Wah-Pedal aktiviert beziehungsweise das Bottleneck übergestreift. Die drei Stapel-Brüder David, Joep und Tim waren auch gute Sänger. Die Lead Vocals wechselten von links über die Mitte nach rechts und zurück. Im Chorus wurden Erinnerungen an Crosby, Stills, Nash & Young geweckt. Eine getragene Ballade endete mit der Taktung einer haltenden Dampflok und schon im nächsten Song begab sich der Vierer auf die Pfade des Southern Rock. Klar, dass auch hier die Slidegitarre zum Zuge kam. Einmal legte der Schlagzeuger Tim Wolters seine Drumsticks beiseite und schnappte sich die Mandoline. Das gab einem Track natürlich, neben den E-Gitarren und Akustischen, einen besonderen Flair.
Rev Trigger waren gut und genau die richtige Vorgruppe für The Band Of Heathens.
Mit vier Fünfminütern eröffnete BOH nach einer kurzen Umbaupause den Gig im sehr gut besuchten Nightclub auf Roepaen. Ed Jurdi hatte sich sogleich am hauseigenen Piano platziert und lieferte so das passende Ambiente für die ersten Tracks. Colin Brooks hatte ebenfalls Platz genommen, denn er glänzte sofort mit einer beeindruckenden Lap Steel-Performance. Ein von Little Feat herrlich inspiriertes "Shine A Light" fand seine Fortsetzung durch das im Country beheimatete "Right Here With Me". Beide Songs stammen vom Album One Foot In The Ether und davon sollte es im weiteren Verlauf noch viele andere geben. Schon wechselten Brooks sowie Quist fleißig die Gitarren und mit "Bumblebee" als auch "Heart On My Sleeve" hatte BOH dann schon fast eigene Klassiker am Start. Die 'Hummel' rockte in diesem Frühling, der keiner ist, verhalten gut und mit "Heart On My Sleeve" wurden die Scheunentore des mitreißenden Rocks der Band aus Austin geöffnet. Jurdi hatte seinen Pianostuhl verlassen und standesgemäß rockte man mit drei E-Gitarren.
Im Laufe des Gigs war es interessant zu beobachten, was John Chipman an Tricks drauf hatte, um seinem Schlagzeug einen verfeinerten Klang zu geben. Man sah, wie er an der Halterungsschraube eines Beckens drehte. Okay, macht ja ab und an jeder Drummer. Aber plötzlich befand sich das Metallteil auf der Snare und er kreierte auf diese Weise einen sehr eigenen Klang. Chipman traf seine ganz individuellen Vorbereitungen für den Blues der heftigen Art... "Golden Calf". Beeindruckend war wieder der vorzügliche Chorgesang der Herrschaften und jeder für sich hat ja stimmlich seine ganz persönliche Note. Da mag jeder selbst entscheiden, wen er favorisiert. Brooks hatte es mir angetan.
"Nine Steps Down" war ein weiteres Highlight. Fehlte nur noch, dass Seth Whitney einen unverstärkten Bass geschultert hätte. Dann wäre die akustische Version des Track vollendet gewesen. Aber auch so waren schon drei Akustische Aufwand genug, um das Feeling dieses Songs zu transportieren. Drei Gitarren, davon eine Dobro und drei Stimmen, die Stimmungen am Fließband lieferten. Ausgehend von einem verhaltenen Tempo steigerte man sich und wechselte vom Fingerpicking zur Rhythmusarbeit.
"Hey Rider" war einen Song mit besonderer Länge und Dramatik. Was als hingebungsvoll gesungene Ballade begann, wandelte sich fließend zu einem wahren Monster an Sounds, bei der drei Gitarristen ihr Ding spielten und die Rhythmusfraktion dafür zuständig war, das gigantische Treiben zusammenzuhalten. Mit "Talking Out Loud" sowie "Look At Miss Ohio" folgten ein Doppelpack von "One Foot In The Ether". War der erste Track mit einem tollen Groove unterlegt und Brooks abermals an der Lap Steel aktiv, hatte die 'Miss' ihr langes Abendkleid angelegt und dieser Knaller ist bestens geeignet zum Mitsingen.
Die Stimmung im Publikum stiegt eh immer höher.
Das Quintett hatte die Anwesenden schon von Beginn an im Griff. Der bekannte Funke war längst übergesprungen und "Jenny Was A Keeper" krönte das bisher Gehörte. Mit Chipman-Groove und zwei Slidegitarren servierte die Gruppe einen Song, den man sich immer wieder in der Setlist wünscht, besonders, wenn sich Brooks und Quist so schön mit ihren Sechssaitern unterhielten.
Für "Say" übernahm Jurdi die Lead Vocals und Chipman konnte nicht genug vom Groove bekommen. Abermals hatte er für den Klang seines Arbeitsgerätes eine einfache, aber effektive Idee. Er legte ein Handtuch über die Floortom und erzielte damit ein tolle Wirkung. Über "What's This World" kam es zu einem weiteren Klassiker, wenn man das bei erst zwei erschienenen Alben überhaupt denken durfte. "Cornbread" war angesagt! Da trommelt der Chipman auch schon einmal mit drei Sticks und nicht unbedingt nur auf die Felle. Das gesamte Schlagzeug diente ihm als Klangkörper und klar war auch diese Nummer von einer schönen Länge geprägt. Es ging hin und her. Überall emotionale Aktionen und ein Genuss für das Publikum.
Nach einem Song mit Country-Flair kam der "L.A. County Blues" mit mächtig vielen E-Gitarren daher. Einem famosen Chorgesang folgend waren die Finger an den Verstärkern, die Lautstärke stieg und Jurdi haute einen rockigen Riff nach dem anderen raus. "Unsleeping Eyes" war bereits auf der Zielgerade des Gigs und rockte ebenfalls mit Schmackes. Ein von drei E-Gitarren angetriebenes "Somebody Tell The Truth" beendete den offiziellen Teil mit einer Midtemponummer.
Als Zugabe griff man zunächst in die Coverkiste: Mit "Sin City" sowie "Handbags & Gladrags" (unter anderem bekannt von Rod Stewart) zeigten die Amerikaner, wie man mit Fremdkompositionen umzugehen hatte. Jurdi saß wieder am Piano und "You're Gonna Miss Me" setzte ein letztes Ausrufezeichen der rockigen Art. Der Songtitel musste wörtlich genommen werden, denn es war wirklich schon Schluss und man wird wohl bis 2011 Geduld haben müssen, um sie wieder zu erleben. Leider setzte dieses Mal keiner der Akteure die Harp ein, obwohl zumindest eine bei Quist auf dem Boden zum Einsatz bereit lag.
The Band Of Heathens präsentierte sich in prächtiger Spiellaune und schaffte es wieder, einen hervorragenden Gig hinzulegen. Das Konzert hatte eine angenehme Lautstärke und tollen Sound. Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle bei der Gudi, die so fleißig die Songs auf meinen Notizzettel geschrieben hat.
Wir bedanken uns bei Chris Tangelder vom Cultureel Podium Roepaen für die problemlose Akkreditierung.
Setlist: The Band Of Heathens
01:Shine A Light
02:Right Here With Me
03:Bumblebee
04:Heart On My Sleeve
05:Golden Calf
06:Nine Steps Down
07:Hey Rider
08:Talking Out Loud
09:Look At Miss Ohio
10:Jenny Was A Keeper
11:Say
12:What's This World
13:Cornbread
14:L.A. County Blues
15:Unsleeping Eyes
16:Somebody Tell The Truth
Zugabe:
17:Sin City
18:Handbags & Gladrags
19:You're Gonna Miss Me
Line-up: Band Of Heathens
Ed Jurdi (electric guitar, acoustic guitar, piano, harp, vocals, backing vocals)
Colin Brooks (electric guitar, Dobro, lap steel, vocals, backing vocals)
Gordy Quist (electric guitar, acoustic guitar, vocals backing vocals)
Seth Whitney (bass)
John Chipman (drums)
Line-up: Rev Trigger
David Stapel (vocals, bass, keyboard, guitars)
Joep Stapel (vocals, guitars, keyboard)
Tim Stapel (vocals, guitars, mandolin, pedal steel)
Tim Wolters (drums, mandolin)
Bilder vom Konzert
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