Believe / Hope To See Another Day
Of Sun And Moon Spielzeit: 60:59
Medium: CD
Label: Metal Mind Productions, 2013 (2006)
Stil: Prog Rock

Review vom 28.04.2013


Boris Theobald
"Hope To See Another Day" führt uns ein paar Jahre in die Vergangenheit - ein paar Jahre, die für die Band Believe viel mehr sein dürften als nur ein paar Jahre. Zumindest für den außenstehenden Hörer klingt das Album der polnischen Neo Progger heute wie aus einem anderen Zeitalter. Wir haben es mit dem 2006er-Debütwerk der von Gitarrist Mirek Gil (Ex-Collage) gegründeten Gruppe zu tun, remastert und um zwei Bonustracks bereichert. Der Sound der Aufnahmen lässt sich - technisch gesehen - aufpeppen. Doch der Sound der Band insgesamt hat sich immens verändert; das wird überdeutlich, wenn man sich zuletzt mit dem starken Album World Is Round und der wunderbaren DVD Seeing Is Believing beschäftigt hat.
Seither hat sich auch das Line-up der Band 'hörbar' gewandelt. Die Keyboards bediente hier noch Adam Miłosz statt Konrad Wantrych, mit dem Mirek Gil besser harmoniert. Doch insbesondere einen unschlagbaren Trumpf hatte die Band auf "Hope To See Another Day" schlicht nicht: Sänger, ach was, Klangzauberer und Gefühlsjongleur Karol Wróbleski. Sein Vorgänger war Tomek Różycki. Es mag auch subjektiv sein, wie Musik eben immer Geschacksache ist - aber ihm fehlt die in diesem Genre so wichtige Einfühlsamkeit. Der raue Gesang hat unangenehme Ecken und Kanten.
Auch stilistisch und in Sachen Songwriting haben sich Believe verändert. "Hope To See Another Day" ist sehr gitarrenlastig. Es scheint gar so, als hätten Mirek Gil die entscheidenen kongenialen Co-Autoren gefehlt, um Believe von einer (größtenteils) mitschwimmenden zu einer den Kurs mitbestimmenden Band zu machen. Denn mindestens einer der besagten Herren Wantrych und Wróbleski hat seit geraumer Zeit in jedem Stück der Band seine kreativen Finger mit im Spiel. "Hope To See Another Day" hinterlässt im Vergleich zu neueren Werken einen zu eindimensionalen, austauschbaren Eindruck.
"What Is Love", "Liar", "Seven Days" oder "Don't Tell Me" sind relativ schlichte Hard Rocker. Sie besitzen eingängige Riffs, proggige Details und gute Grooves, aber kaum Suchtpotenzial. Bei den eher nachdenklich ausgelegten, ruhigeren Stücken enttäuscht das eher dahinplätschernde "Pain", während "Needles In My Brain" mit seinem atmosphärischen Chorus und klasse Melodien der Lead Gitarre punkten kann, der Nachwelt aber auch nichts wirklich Außergewöhnliches hinterlässt. Ein Hinhörer ist "Coming Down" mit seinem Rahmen aus einem Weltmusik-Groove - in der Mitte steht aber wiederum unspektakulärerer Hard Rock.
Ganz klar: Das stärkste Stück ist der Titeltrack "Hope To See Another Day" - ein Song, der sich immer noch hin und wieder in Believe-Setlists findet. Das proggig-angespitzte Riff im hypnotischen Mid-Tempo, der Mix aus Heaviness und Melancholie und die groß angelegte Architektur des Zwölf-Minuten-Stücks inklusive des vielschichtigen Instrumentalteils mach(t)en aus dem Song einen Klassiker. Und noch einen Pluspunkt hat das Album zu bieten: Geigerin Satomi. Ihre Violinen-Soli sind edel und elegant, ihre Details wunderschön und wertvoll, zum Beispiel das Pizzikato mit Bass und Becken - ein kleines, aber wirklich feines Break in "What Is Love". Schade, dass Satomi insgesamt zu wenig Einsätze hat ...
... und somit - und überhaupt - bleiben Highlights eine Ausnahme. Believe lieferten auf "Hope To See Another Day" zu viel Durchschnittskost ab - nichts, was man von Kollegen wie Pendragon oder RPWL nicht schon (mit mehr Tiefgang und Langzeitwirkung) gehört hätte. Auch ohne den Anspruch, die Welt mit jedem Album zu revolutionieren: Der 'Unter-die-Haut-Faktor' ging Believe hier einfach noch ab. Die Bonussongs, Live-Versionen von 2006, sind wegen neuer Arrangements interessant (unter anderem spielt Satomi gleich zu Beginn von "Liar" das Riff mit), aber der Gesang ist einfach nicht gut. Unverzichtbar ist die neu aufgelegte Version dieses Debütalbums nur für Komplettisten.
Line-up:
Mirek Gil (guitars)
Tomek Różycki (vocals, backing vocals, guitars)
Adam Miłosz (keyboards)
Przemek Zawadzki (bass guitar)
Vlodi Tafel (drums, percussion)
Satomi (violin)
Robert Sieradzki (vocals)
Tracklist
01:What Is Love (7:39)
02:Needles In My Brain (5:18)
03:Liar (6:57)
04:Pain (5:14)
05:Seven Days (6:09)
06:Coming Down (6:04)
07:Don't Tell Me (5:29)
08:Hope To See Another Day (12:11)

Bonus Tracks:
09:Liar [live] (7:26)
10:Pain [live] (6:28)
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