Nachruf / Zum Tod von Bernd 'Nossi' Noske
R.I.P. If I Were A Gamma Ray, I'd Radiate Love, To Fight Misery



Nachruf vom 20.02.2014


Ulli Heiser
Bernd 'Nossi' Noske (17.08.1946 - 18.02.2014)
Oft kommt er unerwartet, der Freund Hein. Auch im Fall des Kraut- und Hard Rock-Urgesteins Bernd 'Nossi' Noske, der nach kurzer Krankheit, den Weg der Besserung beschritt und plötzlich die falsche Abzweigung nahm.
NossiWie jeden Morgen ist das Lesen der Redaktionsmails die erste Beschäftigung nach dem Kaffee. Sofort fällt der Blick auf eine Mail mit dem Betreff »Nossi ist tot…«. Eigentlich kann das nicht sein. Aber solche Betreffs schreibt keiner der Kollegen und Kolleginnen, wenn es nicht der Wahrheit entspricht.
Somit heißt es Abschied nehmen von einem Großen der deutschen Musikgeschichte. Geboren am 17. August 1946, wurde er als Schlagzeuger und Sänger der Band Birth Control bekannt. Historisch gesehen, war er der Nachfolger von Ur-Mitglied Hugo Egon Balder. Ohne Hugo Böses zu wollen: Für mich und nicht nur für mich war Nossi DER Mann, ohne den Birth Control die Reise ins neue Jahrtausend mit ziemlicher Sicherheit nicht vollendet hätte. Von den Gründungsmitgliedern war längst niemand mehr im Line-up. Bis auf Nossi eben, weil ich persönlich ihn zu den Vätern zähle - auch wenn das faktisch falsch ist. Wirf egal wem das Wort Birth Control entgegen und als Antwort wird unweigerlich Nossi kommen.
NossiMit Hoodoo Man begann 1972 der Stern der Band zu leuchten. Unvergessen und auf jedem Konzert ein Muss: "Gamma Ray". Dieser gewaltige Song begleitet unzählige Jünger seit Jahrzehnten und wird auch in Jahrzehnten noch da sein. Das haben Musiker uns Normalsterblichen voraus: sie können Denkmäler setzen.
Als Bruno Frenzel 1983 starb, löste Nossi die Band auf, um sie Gott sei Dank zehn Jahre später wieder zu beleben. Alte Platten wurden neu aufgelegt, neues Material geschrieben. Band-Intimus Wallbreaker öffnete sein Archiv mit Liveaufnahmen und kein Club mit Rang und Namen versäumte es, Birth Control im Programm zu haben.
Keine Band habe ich öfter gesehen als Birth Control und mit Nossi auch schon mal die eine oder andere Weihnachtskarte getauscht. Unvergessen auch das Frühstück mit ihm und der Band im Hotel in Lörrach. Nossi war wie ein Vater, der am Frühstückstisch dafür sorgte, dass die Band und wir einen guten Morgen nach langer Nacht verbrachten.
Nie wieder werden seine Haare im Ventilatorwind wehen, wenn er wie ein Uhrwerk seine Felle bearbeitet.

Nie wieder wird er sein Sonor-Schlagzeug von vorne besteigen, darauf seine Soli spielen und uns den Allerwertesten entgegenstrecken.

Nie wieder werden wir seine gewaltige Stimme live erleben dürfen.

Nie wieder werden seine strahlenden Augen blitzen, wenn er - den Schalk im Nacken - mit einem redet.

Das alles werden jetzt andere genießen, denn dass Bernd 'Nossi' Noske da oben in der großen All Star-Band die Sticks bedient, steht außer Frage.
Ich werde ihn vermissen und bin gespannt, ob die Band weiter macht. Das soll sich nach der Beerdigung entscheiden. Wie auch immer diese Entscheidung ausfällt: Es wird nicht mehr sein, wie es war. Es wird eine andere Band sein.
Meine Anteilnahme und die der gesamten Rocktimes-Crew gehen an Nossis Frau, seine Familie, Bandkollegen und Freunde.
There's loneliness in every room, in every house
There's loneliness also in the biggest town
There's loneliness everywhere you look around

("Deep Inside")
Rest in Peace, 'Nossi'. Die Rockwelt wird deine Stimme und dein Drumming vermissen.
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