Bei Black Bonzo scheinen die Uhren etwas langsamer zu laufen. Zwischen dem Debütalbum "Lady Of The Light" und dem Folgewerk Sound Of The Apocalypse vergingen geschlagene drei Jahre und der von Gitarrist Joakim Karlsson im RockTimes- Interview für den Februar 2008 angekündigte Nachfolger kam dann auch etwa anderthalb Jahre später raus. Seit Herbst letzten Jahres ist "Guillotine Drama" aber dann doch erhältlich und soll den Skandinaviern den nächsten Schritt aufwärts auf der Karriereleiter ermöglichen. Und Black Bonzo haben akribisch darauf hingearbeitet. Das fängt schon beim coolen Digipak an, das auf 'sehr alt' gemacht wurde und eine Bedienungsanleitung zum Bau einer Guillotine beinhaltet. Nette Idee!
»Mir persönlich hätte die Rhythmus-Gitarre etwas mehr Druck machen können und auch ein etwas kraftvollerer Sänger würde dieser Truppe sicher gut zu Gesicht stehen« hatte ich im Review zum oben erwähnten Vorgänger geschrieben. Nun, zumindest was die Gitarre angeht, ist mein Wunsch in Erfüllung gegangen. Die knallt und rifft auf dieser neuen Scheibe nämlich ganz ordentlich. Ebenfalls sehr wohlwollend nehme ich auf, dass Tastenmann Nicklas Ahlund auf den neuen Songs fast ausschließlich auf die gute alte Hammond zurückgegriffen hat, was dem Sound einen wohlig warmen und runden Klang verpasst. Auch insgesamt wirkt "Guillotine Drama" wesentlich kompakter und punktgenauer, als "Sounds…". Aber schauen wir doch mal auf die Songs:
"Tell Me The Truth" ist, wie alle weiteren Stücke auch, tief im Sound der Siebziger verwurzelt. Es beginnt mit kräftigen Gitarre-/Hammondakkorden, die dann von ruhigen Strophen, dem melodischen Gesang von Marcus Lindgren und der schneidenden Gitarre Karlssons abgelöst wird. Das ist bester Psychedelic Rock. "Because I Love You" ist ein stampfender, marschierender Rocker, der jede Menge Druck macht und mit zu den besten Nummern gehört. Aber auch beim eröffnenden Titelsong geht bereits mächtig die Post ab, immer mit der fetten Hammond an vorderster Front. Bei "Zephyr" übernimmt die Gitarre mit toller Melodieführung das Ruder, die dann von dem hier richtig guten und passenden Gesang gekontert wird.
Ist "Zephyr" eher eines der ruhigeren Stücke des Albums, so handelt es sich bei "War Machine" um die langsamste Nummer von "Guillotine Drama". Akustik-Gitarre und Gesang werden lediglich von einem weit im Hintergrund den Teppich legenden Keyboard unterstützt, während die feinen Gesangsmelodien die Aufmerksamkeit ganz auf sich ziehen. "How Do You Feel?" ist klassischer Siebziger- Uriah Heep-Hard Rock, komplett mit den fetten, in höherer Stimmlage gesungenen Background Vocals. Klasse kommt auch hier das interessante, da sehr effektiv umgesetzte Wechselspiel von ruhigen Strophen und dem mächtigen Refrain. Einmal mehr großartige Melodien.
Während "Nest Of Vipers" wieder etwas ruhiger ist und eher nicht zu den besten Stücken gehört, so gilt dies auch bezüglich "Sudden Changer", wobei letztgenannter Track allerdings über stärkere Melodien und mehr Dramatik verfügt. Außerdem bieten diese beiden Titel jeweils ein paar Minuten zum Durchschnaufen, bevor es dann wieder in die Vollen geht. Der Achtminüter "Supersonic Man" ist schließlich der Rausschmeißer dieses sehr kurzweiligen Albums. Es wird noch mal alles mobilisiert, Karlsson brilliert am Sechssaiter, die Rhythmusabteilung macht kräftig Dampf und Ahlund bringt die Hammond einmal mehr zum Qualmen.
"Guillotine Drama" ist wesentlich griffiger und songorientierter ausgefallen, als dies noch bei seinem Vorgänger der Fall war. Weniger Prog-Anteile, dafür mehr knackiger und mitreißender Rock, versehen mit einer Prise Psychedelic. Meinem persönlichen Geschmack läuft diese Entwicklung sehr entgegen und somit gefällt mir die Scheibe auch noch mal ein gutes Stück besser als "Sounds…". Nur mit dem Gesang von Magnus Lindgren habe ich nach wie vor so meine Schwierigkeiten. Mir kommt das oft ein bisschen zu dünn und drucklos daher. Aber das ist natürlich reine Geschmacksache. Der volle, warme und perfekt ausbalancierte Sound rundet dieses starke Album schließlich ab und stellt einen großen Schritt nach vorne für Black Bonzo dar! Well done!
Line-up:
Mike Israel (drums)
Magnus Lindgren (lead vocals)
Nicklas Ahlund (Hammond, mellotron, grand piano, synthesizers)
Joakim Karlsson (acoustic & electric guitars)
Anthon Johansson (bass)
With:
Tjangren (saxophone - #3,7,9)
Emma Nyberg (trumpet - #3,7,8)
Cia Hedmark (violin, cello - #4,6)
Magnus Lindberg (tambourine - #3, shakers - #3,8)
| Tracklist |
01:Guillotine Drama
02:Because I Love You
03:Zephyr
04:Sudden Changer
05:War Machine
06:How Do You Feel?
07:Tell Me The Truth
08:Nest Of Vipers
09:Supersonic Man
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