Die Black Crowes sagen 'Goodbye'. Sechs Jahre nach der ersten Reunion, nach drei neuen Studioalben und mehreren Live-Mitschnitten sowie fast pausenlosem Touren hat sich die Band dazu entschlossen, einmal mehr eine Pause einzulegen. Wie lange diese dauern wird oder ob dies sogar das endgültige Ende der Band bedeutet … Es wurde, wird und wird auch noch in Zukunft viel spekuliert und theorisiert werden, nur wissen tut es, inklusive der Protagonisten selbst, wohl niemand. Zur Zeit läuft die Abschieds-Tour, die die Crowes noch einmal rauf und runter, kreuz und quer durch die Vereinigten Staaten führt und im Dezember mit drei Konzerten im legendären Fillmore Auditorium in San Francisco ihren Abschluss finden wird.
Am 15.10. 2010, einem Freitag, machte der Tross in Albany, der Hauptstadt des US-Bundesstaates New York, halt und hatte eine dreistündige Show, die einen akustischen sowie einen elektrischen Set bieten sollte, auf dem Stundenplan. Das Palace Theatre ist ein altehrwürdiges Venue mit schöner Architektur, das im Oktober 1931 zum ersten Mal seine Tore öffnete und seither Raum für Kino und Theatervorstellungen bot. Glücklicherweise waren wir bei Zeiten in Albany eingetroffen und ins Hotel eingecheckt, sodass wir uns vor dem Konzert noch ein paar Stunden in einem gemütlichen Irish Pub um die Ecke mit Essen und ein paar Getränken vertreiben konnten.
Schließlich war es soweit, die Saallichter erloschen, die Spotlights gingen an und die Band kam auf die Bühne. Begonnen wurde logischer Weise mit dem akustischen Set, während Drummer Steve Gorman mit einer Bassdrum bewaffnet direkt vorne auf der Bühne neben Chris Robinson stand und einen marschierenden Sound vorlegte. Dass 'akustisch' für eine Band wie die Black Crowes nicht unbedingt mit Worten wie 'sanft', 'zart' oder 'zurückhaltend' verbunden werden kann, stellte sich sehr schnell bei Tracks wie "Soul Singing", "Hotel Illness" oder "Good Friday" heraus. Viel mehr war das Spiel der Protagonisten sehr powervoll und wurde von den starken und souligen Vocals von Chris Robinson verfeinert.
Die Überraschung des Abends war die von der Band sehr selten gespielte Joan Baez-Nummer "East Virginia Blues". Bei "What Is Home" übernahm Rich Robinson gekonnt die Lead Vocals und zum ersten Mal so richtig in Überlänge gejammt wurde bei "Wiser Time". Eine Premiere für mich selbst war, dass ich zum allerersten Mal überhaupt den Song "She Talks To Angels" auf einem Crowes-Konzert genießen durfte, einmal mehr sehr überzeugend und beseelt gebracht. Nach "My Morning Song", einem meiner Lieblingstracks dieser Truppe, war dann erstmal eine kurze Pause angesagt, bevor das elektrische Set beginnen sollte. Aber bereits zu jenem Zeitpunkt wusste die begeisterte Menge, dass an diesem Abend wohl kaum noch etwas schief gehen konnte.
Und von wegen 'schief gehen': In der zweiten Halbzeit des Abends drehten die 'Krähen' dann erst so richtig auf. Angefangen mit einem stürmischen "Jealous Again" über das Gänsehaut erzeugende und an diesem Abend einfach nur obergeil gebrachte "Bad Luck Blue Eyes Goodbye" bis hin zu den alles abräumenden "Twice As Hard", "Hard To Handle" und "Remedy". Die Musiker standen schlichtweg unter Strom, was dann auch ein etwas übermütiger Fan zu spüren bekam. Der erklomm nämlich bei "Remedy" die Bühne und ging stechenden Schrittes auf Chris Robinson zu. Mir stockte, speziell wegen dem Schicksal von Leuten wie etwa Dimebag Darrell (R.I.P.), selbst der Atem und auch dem Sänger war für den Bruchteil einer Sekunde das Erschrecken anzusehen. Robinson reagierte allerdings blitzartig, indem er den Mann mit der unbekannten Intention via seines Mikroständers crosscheckte und ihn somit bestimmt und wuchtig, aber nicht brutal wieder zurück ins Publikum beförderte. Absolut verständlich und nachvollziehbar, dazu sauber und sehr clever gelöst. Respekt!
Und selbst die Zugabe hatte sich gewaschen. Bei dem alten Velvet Underground-Klassiker kam Rich Robinson zu seinen zweiten Lead Vocals. Was für ein Song! Hatte dieser mich bereits auf der Cabin Fever-DVD begeistert, so ging mir an diesem Abend das Herz noch einmal so richtig auf. Live dabei zu sein ist halt doch einfach was ganz anderes.
Abgeschlossen wurde der Abend dann von dem Before The Frost-Track "And The Band Played On", gefolgt von einem weiteren, dazu dem absolut besten, Jam des Abends. Chris Robinson hatte sich nun ebenfalls eine Gitarre umgehängt und die 18 dünnen Saiten entführten das Publikum mit einem spacigen, abgefahrenen Instrumental-Teil in andere Sphären. Weitere Superlativen werde ich mir hier sparen, kann aber nur noch einmal betonen, dass die Black Crowes einmal mehr drei Stunden supergeilen, authentischen Rock boten, der nicht nur mir in den nächsten Jahren wohl sehr fehlen wird. Diese Band live zu sehen ist immer wieder ein Erlebnis!
Wenn mich meine müden Augen nicht im Stich gelassen haben, konnte ich beim Mischpult Aufnahme-Mikrofone ausmachen, sodass in Zukunft wohl zumindest mit weiteren Veröffentlichungen gerechnet werden kann. Außerdem wird gemunkelt, dass für die letzten drei Tour-Konzerte in San Franzisko etwas ganz Besonderes geplant ist und das Ganze sehr wahrscheinlich auch filmisch noch einmal festgehalten wird.
RockTimes sagt nicht 'Leb' wohl', sondern vielmehr 'Auf Wiedersehen'! Kommt bald zurück, Freunde, die Rock-Welt braucht euch!
»So you think that you've seen it all
is that a fact?
I don't trust no one
who don't take their own advice ... so ......«
»Bad luck blue eyes ... goodbye...!!!«
Line-up:
Chris Robinson (lead vocals, harmonica, guitar)
Luther Dickinson (lead & rhythm guitars, slide guitar, acoustic guitar)
Rich Robinson (rhythm & lead guitars, acoustic guitar, lead vocals - #6,22)
Sven Pipien (bass, background vocals)
Adam McDougall (organ, piano, keyboards)
Steve Gorman (drums & percussion)
With:
Joe Mojestro (percussion)
Monalisa Young (background vocals)
Charity White (background vocals)
Setlist |
Acoustic set:
01:Soul Singing
02:Hotel Illness
03:Good Friday
04:The Garden Gate
05:East Virginia Blues
06:What Is Home
07:Thorn In My Pride
08:She Talks To Angels
09:Roll Old Jeremiah
10:Wiser Time
11:My Morning Song
Electric set:
12:Jealous Again
13:By Your Side
14:Another Roadside Tragedy
15:Bad Luck Blue Eyes Goodbye
16:Make Glad
17:Could I've Been So Blind
18:Oh Josephine
19:Twice As Hard
20:Hard To Handle
21:Remedy
Zugaben:
22:Oh Sweet Nuthin'
23:And The Band Played On
|
|
Externe Links:
|