Das war schon eine sehr geile Idee, die Chris Robinson da letztes Jahr hatte. Er war zu Gast in Woodstock, New York bei einem von Levon Helms 'Midnight Rambles', Konzerten mit oft lokalen Musikern, aber auch mal Stargästen, die der ehemalige Schlagzeuger von The Band dort in der Scheune seines Hauses üblicherweise im zwei-drei-Wochen-Takt gibt. Chris hatte nämlich die Idee, das neue Studioalbum der Crowes genau dort, in äußerst angenehmer Atmosphäre und vor gerade mal 150 bis 200 Fans aufzunehmen, um der Band ein gewisses Live-Feeling zu bescheren.
Das daraus entstandene Album Before The Frost... Until The Freeze hatten wir ja bereits vorgestellt und seit kurzem gibt es nun auch die bewegten Bilder dieser Aktion zu sehen. Aufgrund der relativ kleinen Bühne und der mit Fans voll gepackten Scheune sehr treffend "Cabin Fever" (kann man frei mit 'Platzangst' übersetzen) genannt, dürfen jetzt also auch alle anderen Interessierten an Ausschnitten aus den fünf Nächten der Aufnahmen (und mehr) teilnehmen. Logisch, dass mir persönlich aufgrund des Wissens, dass ich die Möglichkeit gehabt hätte, zumindest in einer Nacht mit dabei zu sein, nachträglich fast die Tränen kommen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Selbst wenn in den letzten Jahren mit Freak And Roll... Into The Fog und Warpaint Live bereits reichlich DVD-Veröffentlichungen der Truppe auf den Marktgekommen sind, so hat "Cabin Fever" aufgrund der besonderen Atmosphäre und der filmischen Umsetzung dennoch seine Berechtigung. Und nicht nur das, es ist sogar richtig, richtig gut geworden. Man sieht die Band nämlich nicht nur auf der Bühne, während sie ihre Songs zelebrieren, sondern es gibt u.a. auch musikalisch unterlegte Sequenzen aus der direkten (wunderschönen) Umgebung sowie mal die Robinson-Brüder im Wohnzimmer, während sie nur mit Akustik-Gitarre und Gesang "Shady Grove" zum Besten geben.
Chris Robinson ist sehr kommunikativ mit dem anwesenden Publikum und entpuppt sich als Komiker vor dem Herrn, der wirklich sehr witzig ist. Leider sind nicht alle Tracks des Albums auf dieser DVD vertreten, aber das hätte den Rahmen sicherlich gesprengt. Im Gegenzug bekommen wir allerdings drei Titel geboten, die es letzten Endes nicht auf "Before The Frost..." geschafft haben. Da ist zum einen die alte Fred Neil-Nummer "The Dolphins", ein bluesig-folkiges Stück, das zwar eine coole Ergänzung ist, letztlich aber zurecht nicht für das Album berücksichtigt wurde. Wesentlich besser da schon der Rock'n'Roller "Little Lizzie Mae", der richtig schön Dampf macht und die Scheune fast zum Beben brachte.
Der absolute Hammer ist allerdings die Version von Velvet Undergrounds "Oh! Sweet Nuthin'", einer der wenigen Crowes-Songs, bei denen Rich die Lead Vocals übernommen hat. Und wie!! Das ist nicht nur perfekt gesungen, sondern mit so dermaßen viel Feeling ausgestattet, dass mich die Nummer beim ersten Genuss sprichwörtlich 'auf dem Boden' hatte. Alleine nur für dieses Stück lohnt sich bereits der Kauf der DVD. Der einzige Grund, den ich mir vorstellen kann, warum dieser Titel nicht auf dem Album gelandet ist, ist, dass man eventuell (neben Stephen Stills' "So Many Times") keinen zweiten Cover-Track wollte.
Außerdem gibt es kurze Statements von fast allen Bandmitgliedern, tonnenweise weitere Impressionen der Band in Levon Helms Haus, und dazu kann man hier den Crowes auch mal ganz genau auf die Finger schauen, während sie die Tracks einspielen. Um nur ein Beispiel zu nennen, ist es einfach klasse anzuschauen, wie Luther Dickinson beim Solo von "Appaloosa" geradezu physisch mit seiner Gitarre zu kämpfen scheint, um ihr die gewünschten Töne zu entlocken.
Und hatte ich noch im Konzertbericht im August geschrieben, dass ich mich gewundert hatte, wie wenige Soli Rich Robinson bei diesem Gig spielte, so wird beim Betrachten dieser DVD auch klar, wie die Rollenverteilung bei den Crowes in der Gegenwart ist. Vergleichen kann man das in etwa mit der Gitarrenabteilung von AC/DC. Während der eine ( Angus Young = Luther Dickinson) für die vordergründigen, offensichtlichen Sahnestückchen sorgt, ist der andere ( Malcolm Young = Rich Robinson) derjenige, der die Strippen zieht, alles fest im Griff hat und die Band dirigiert. Wobei Rich dann doch deutlich mehr Soli spielt als der gute Malcolm.
"Cabin Fever" ist eine starke, äußerst kurzweilige und unterhaltsame DVD geworden, die außerdem noch über die von den Black Crowes gewohnt qualitativ hochwertige Musik verfügt, die sich hier ausnahmslos aus den Stücken für die Aufnahmen des letzten Albums zusammensetzt. Von mir aus hätte die Spielzeit ruhig doppelt so lange sein können, aber davon abgesehen kann ich das Teil nur empfehlen!
Line-up:
Chris Robinson (lead & background vocals, rhythm guitars, harmonica)
Rich Robinson (rhythm & lead guitars, sitar, lead & background vocals)
Luther Dickinson (rhythm, slide & lead guitars, mandolin)
Sven Pipien (bass, background vocals)
Adam McDouall (keyboards, background vocals)
Steve Gorman (drums & percussion)
Mit:
Larry Campbell (pedal steel, fiddle, mandolin)
Joe Mojestro (percussion)
Tracklist |
01:Aimless Peacock
02:Good Morning, Captain
03:Shady Grove (acoustic)
04:Oh! Sweet Nuthin'
05:The Garden Gate
06:Roll Old Jeremiah
07:Appaloosa
08:Little Lizzie Mae
09:What Is Home
10:Been A Long Time (Waiting On Love)
11:Shine Along
Bonus-Tracks:
12:Shady Grove (Live)
13:The Dolphins
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