25.05.2013: Im Wembley-Stadion spielten zwei deutsche Teams um die Krone des europäischen Mannschaftsfußballs. Keine vierundzwanzig Stunden später gab ein musikalischer Champion auf Roepaen sein Gastspiel. Der von der Blues Foundation gekürte Blues Music Award-Gewinner (in der Kategorie 'Acoustic Artist of the Year') offenbarte in seinem Konzert, dass er diesen Preis verdient hat. Außerdem war der Künstler mit seinem Album Deeper In The Well noch bei den Nominierungen für das 'Acoustic Album of the Year' vertreten. Eric Bibb hatte den phänomenalen kanadischen Gitarristen Michael Jerome Browne an seiner Seite. Die beiden Musiker präsentierten sich als waschechte Männer des Blues, die mit der Songauswahl auch ganz tief an die Wurzeln des Genres reichten. Letztendlich waren Lieder aus dem Album "Deeper In The Well" gar nicht vertreten. Michael Jerome Browne hatte gleich für den Eröffnungstrack des Konzerts ein Bottleneck über seinen kleinen Finger gestreift und "New Home" setzte sich mit seinem flotten Tempo stante pede im Gehirn fest. Der Kanadier zupfte seine beiden Gitarren über weite Phasen mit farbigen Fingerpicks.
Draußen war es wieder einmal trübe und regnerisch. "On My Way To Bamako", einer Nummer, die Eric Bibb mit Habib Koité komponierte, hatte mächtig viel Sonnenschein getankt und immer wieder konnte man beobachten, dass der Protagonist sein Arbeitsgerät fast auf dem Schoß liegend spielte. In der akustischen Auslage hatten alle Lieder einen sehr subtilen, persönlichen Charakter. Beide Gitarristen glänzten mit tollen Soli und schon nach den ersten beiden Tracks wurde jedem der zahlreich erschienenen Zuschauer klar, dass man es mit zwei hervorragenden Musikern zu tun hatte. In dem Zusammenhang war man über den gesamten Gig hinweg von Eric Bibbs Stimme zwischen samtweich bis rau hin und weg. Mit dem Gesang hatte er immer einen Trumpf im Ärmel. Brillant! Viel Gänsehaut war angesagt, auch weil das Duo in der Lage, im Nightclub ganz verschiedene Stimmungen mit ihren Songs zu kreieren.
Es gab Momente der Einkehr und geradezu extrovertierte Blitzlichter der Emotionen. Dafür brauchte ein Eric Bibb auch mehr Platz, als nur vor dem Mikrofon sitzend und oftmals schob er seine Sitzgelegenheit zurück. "Troubadour", gemeinsam mit Ruthie Foster geschrieben war, Fingerpicking par excellence. Hammer, wie das Duo aufeinander einging. In der ersten Reihe sitzend, konnte man feststellen, dass Eric Bibb öfter Michael Jerome Browne leise signalisierte, seine Soli auszudehnen. Eine weitere Feinheit wurde bei "Walkin' Blues Again" deutlich ... verschiedene Bottlenecks sorgten für differenzierte Klänge. Ohne Zweifel begeisterten die beiden Künstler nicht nur durch unterschiedliche Songs. Wenn man zum Country Blues schwenkte, packte Michael Jerome Browne seine Violine aus. Klasse! Darüber hinaus intensivierte Eric Bibb durch seine Hintergrundinformationen, die alleine schon pure Poesie waren, den Kontakt zu den Zuschauern. Manchmal durfte auch gelacht werden.
Da passte dann auch das sinnliche "Connected" in den Rahmen und bei "With My Maker I Am One" (vom Album Booker's Guitar) wurde das Tempo wieder angezogen und das Stück endete mit einer Hammer-Slideeinlage des Kanadiers. In "Goin' Down Slow" nahm uns der aus New York City stammende Musiker an die Hand auf eine kleine Blues-Zeitreise. Die Nummer wurde Anfang der Vierzigerjahre von St. Louis Jimmy Oden komponiert und bereits von so unterschiedlichen Leuten/Bands wie Canned Heat, Ray Charles, Aretha Franklin, Free, B.B. King oder Jimmy Witherspoon interpretiert. Eric Bibb reihte sich da ohne Probleme ein. Toll! "Saucer 'n'Cup" widmete er allen Verheirateten und bei diesem Song sorgte er für eine doppellagige Gänsehaut. Brillant! Dann hatte Michael Jerome Browne seinen Soloauftritt. Er überzeugte nicht nur als kongenialer Begleiter des Amerikaners. Es war schon etwas Spezielles, zwei Musiker noch von solcher Klasse zusammen zu erleben.
Bei "I Heard The Angels Singing" war das Duo gleich auf neunzehn Saiten unterwegs. Eric Bibb spielte eine siebensaitige akustische Gitarre und der Maple Blues Acoustic Artist Award-Preisträger war auf einer zwölfsaitigen Gitarre unterwegs. Hervorragend! Am Ende des regulären Gigs gab des Standing Ovations und die Zugabe "Don't You Ever Let Nobody Drag Your Spirit Down" (mit einem schon zügellosen Ende) sollte der krönende Abschluss eines denkwürdigen Konzerts werden. Im Nightclub auf Roepaen war nach eineinhalb sehr intensiven Stunden die Messe gelesen. Eric Bibb belegte, dass er ein würdiger Blues Music Award-Gewinner ist und Michael Jerome Browne überzeugte in allen Belangen. So kam der weitestgehend akustische Blues beim Publikum bestens an. Hats off, Eric und Michael Jerome!
Wir bedanken uns bei Chris Tangelder vom Cultureel Podium Roepaen für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Eric Bibb (acoustic guitars, vocals)
Michael Jerome Browne (guitars, violin)
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