Im Konzertbericht angekündigt, ist es nun soweit.
Jim Byrnes neuestes Werk mit dem Titel "My Walking Stick" liegt auf dem Schreibtisch des Rezensenten, allerdings nur der Digipack ohne Booklet, denn die CD befindet sich in Dauerrotation und hat so einige andere gestapelte, durchaus interessante Alben in eine Warteschleife gebracht.
Der in Kanada lebende Amerikaner Jim Byrnes setzt auf Bewährtes, gleichbedeutend mit ganz großartigen Musikern, allen voran ein Steve Dawson, der sich wieder einmal als Multiinstrumentalist im wahrsten Sinne des Wortes auszeichnet.
Ich wiederhole mich sehr gerne, wenn ich schreibe, dass sich Byrnes glücklich schätzen kann, einen solchen Mann in seiner Mannschaft zu haben.
Ebenso prächtig gelingt die Zusammenarbeit mit der dreiköpfigen Gospel-Vokaleinheit The Sojourners, die ja auch für sich Platten veröffentlichen.
An der Taktmaschine gab es eine Veränderung: War es bei House Of Refuge noch Elliot Polsky, der die Felle bediente, ist es jetzt Stephen Hodges. Ein ganz erfahrener Mann, der bereits in den Siebzigerjahren für Memphis Slim, als auch Clarence 'Gatemouth' Brown, in den 80ern für Tom Waits, in den 90er-Jahren unter anderem bei Charlie Musselwhite und später noch für einige andere Blueser wie Kid Ramos oder Rick Holmstrom getrommelt hat.
Ein erfahrener Mann... unüberhörbar, auch wenn es um unauffällige Eleganz geht.
Byrnes singt gerne die vertonten 'Geschichten' anderer Musiker, zum Teil mit einem nicht sehr großen Bekanntheitsgrad.
Allerdings ist es schon bewundernswert, wie gut es Byrnes hinbekommt, alle fremden Lieder so klingen zu lassen, als wären sie sein Eigentum.
uch die Tracklist an sich wurde sehr gut strukturiert. Da folgt zum Beispiel auf eine geniale Ballade namens "Drown In My Own Tears" mit den Sojourners, ein Slide-getriebener Song, der sozusagen von Standgas wieder auf Vollgas umschaltet. Die drei Sojourners können nicht genug gelobt werden. Die sind genauso fantastisch wie die Pedal Steel von Dawson. Man steigert die Gesangsaktivitäten, was in einem grandiosen Finale mündet, bei dem Chris Gestrin an seiner Orgel noch ordentlich mitmischt.
So ganz nebenbei ist "I'm Living Off The Love You Give" auch noch einer meiner Favoriten auf dem Album, weil Matt Chamberlain einen klasse Groove trommelt und Dawson eine famose Slide spielt. Wieder einmal ein Track, der so richtig in die Beine geht.
Die Arrangements der Songs sind ebenfalls perfekte Inszenierungen, weil man einerseits Wert darauf gelegt hat, die Sänger, oder andererseits mehr die Instrumente in den Vordergrund zu stellen.
Klar gibt es Soli, nicht nur von Steve Dawson, dem man natürlich ständig zuhören könnte. Wenn Gestrin mit von der Partie ist, dann auch deutlich.
Auf der Sängerseite dürfen die Sojourners kräftig ran und es ist ebenfalls lobenswert, dass Keith Lowe nicht ausschließlich den elektrischen 4-Saiter bedient, sondern auch den Kontrabass einsetzt.
Der Mann für bestimmte Situationen ist eindeutig Jesse Zubot mit seinen Streichinstrumenten (Violine, Bratsche). Er verpasst einigen Songs einen folkig countryesken Flair, der den Nummern, in denen er aktiv ist, einen besonderen Anstrich verpasst. Seinen Glanzpunkt setzt er in der Interpretation des The Band-Titels "Ophelia", geschrieben von Robbie Robertson.
Da findet man mit "Three Shots" eine weitere Perle auf der CD.
Erdacht hat sie eine gewisse Suzie Ungerleider, die man sich besser unter dem Pseudonym Oh Susanna merken kann. Geboren in den USA und dann nach Kanada umgezogen, hat sie Vita-Parallelen mit dem Protagonisten und der Track ist beste Vorlage für einen Coversong, ähnlich wie der Country-Groover "Lonely Blue Boy (Danny's Song)", in dem sich Dawson an der Pedal Steel verwirklicht. Mit den Sojourners bekommt man ein perfektes Beispiel dafür geliefert, wie gut Gospel-Stimmen mit anderen Genres harmonieren können.
Einen krönenden Abschluss findet Byrnes mit der atmosphärisch beklemmenden Ballade "One Life (Creole Poetry)", einem Lied, dass er mit Dawson geschrieben hat. Hier zeigt sich, wie hochklassig das Material des Juno Music Award-Gewinners ist.
Insgesamt allerdings befindet sich der Hörer mit den knapp 55 Minuten auf dem obersten Treppchen, denn "My Walking Stick" ist beste Blues-orientierte Roots-Musik, die als dicke Empfehlung an die RockTimes-Leser geht.
Line-up:
Jim Byrnes (vocals, slide guitar, electric guitar)
Steve Dawson (slide guitar, acoustic guitar, electric guitar, baritone guitar, banjo, mandotar, percussion, mellotron, glockenspiel, pump organ, pedal steel, lap steel, ukuleles, bass, marxophone)
Chris Gestrin (organ, pump organ, tack piano, Wurlitzer)
Lindsey Mitchell (electric guitar)
John Reischman (mandolin)
Keith Lowe (double bass, bass)
Stephen Hodges (drums, percussion)
Matt Chamberlain (drums, percussion)
Jesse Zubot (violin, viola)
The Sojourners (Marcus Mosley, Will Sanders, Ron Small) (backing vocals)
Jeanne Tolmie (vocals)
Tracklist |
01:Ol' Rattler (4:18)
02:Walk On Boy (3:39)
03:My Walking Stick (4:09)
04:Lookin' For A Love (3:10)
05:Ophelia (3:46)
06:Talk In Circles (4:06)
07:Three Shots (4:07)
08:Lonely Blue Boy (Danny's Song) (3:48)
09:Drown In My Own Tears (6:35)
10:I'm Living Off The Love You Give (4:46)
11:What Are They Doing In Heaven Today (4:09)
12:I Want My Crown (3:52)
13:One Life (Creole Poetry) (4:31)
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