Der 23. Oktober war für eine bestimmte Person ein ganz besonderer Tag! Gemeint ist
Britta Meyer aus Spandau, die bei irgendeinem Wettbewerb eine niegelnagelneue schwarze Gibson gewann, die ihr der amerikanische Ausnahmegitarrist
Joe Bonamassa vor seinem Berlinauftritt im Admiralspalast noch signierte und höchst persönlich überreichte! Normalerweise kann man da schon ein bisserl neidisch werden, doch weit gefehlt, dazu war die vorherige halbe Stunde für mich zu prägnant.
Viktor Büttner, dieser unermüdliche Radio- und TV-Produzent, hatte wieder mal alle Hebel in Bewegung gesetzt, um für seine Sendung‚ '60 Minuten in Berlin',
Joe vor Mikro und Kamera zu bekommen! Ich hatte extra meine Eintrittskarte von
Bonamassas erstem Berlin-Gig (29.8.2006 im Wild At Heart) mitgenommen, um sie
Viktor für die Formulierung der Einstiegsfrage zur Verfügung zu stellen. Profifotograf
Lutz Müller-Bohlen hatte sein umfangreiches Equipment mitgebracht, um von seinem Foto-Pass reichlich Gebrauch zu machen. Dass
Lutz meinem Bitten, für unser Magazin auch ein paar bewegende Momente einzufangen, meist nachkommt, wird von der gesamten
RockTimes-Redaktion wohlwollend registriert! An dieser Stelle: Vielen Dank,
Lutz!
Als alles aufgebaut und der Lichtcheck für gut befunden wird, kommt der Moment, als
Viktor Joe die Karte zeigt und ihn fragt (Gleich ins Deutsch übersetzt):
»Magst Du Punk Rock?« Ich glaub, mit solch einer Frage hat
Joe wohl nicht gerechnet! Dazu muss man wissen, dass das Wild At Heart als ausgemachter Kreuzberger Punkschuppen gilt. Es wird aber nicht die einzige Frage sein, die mir außergewöhnlich vorkommt. Doch immer auf seiner Gitarre klampfend (ohne Verstärker), recht locker und sportlich, antwortet der Musiker sehr umfangreich. Deshalb entwickelt sich kein sinnloses Frage- und Antwortspiel, sondern ein sehr informatives Gespräch! Plötzlich kommen mir einige Meinungen aus meinem Bekanntenkreis in den Sinn, die der Ansicht sind,
Joe sei ein arroganter Typ. Gott sei Dank habe ich da ganz andere Erfahrungen gemacht. Sechsmal habe ich ihn bisher live erlebt, suchte immer die Gelegenheit, nach Konzertende mich mit ihm kurz auszutauschen. Nie lehnte er einen kurzen Dialog ab, nie verweigerte er einen Autogrammwunsch! Im Gegenteil, auf mich wirkt er zwar sehr professionell, dennoch wissend, dass er ohne seine zahlreichen Fans nie so weit gekommen wäre, wie er heute ist! Dass er auf der Bühne zum Teil überragend und vielleicht deshalb arrogant erscheint, liegt meiner Meinung nach an seiner musikalischen Genialität.
Dieser Eindruck verstärkt sich bei mir, als ich sein "Woke Up Dreaming" allein auf einer Akustikgitarre zelebrierend, ungläubig verfolge. Dabei erhöhen die Finger seiner linken Hand dermaßen die Schlagzahl, dass ich es kaum nachvollziehen kann. Ansonsten war die Vorstellung an der Friedrichsstraße, bis auf wenige Ausnahmen, fast identisch mit dem aus seiner letzten DVD-Produktion
Live From The Royal Albert Hall, die er auch letztes Jahr im
Postbahnhof- präsentierte.
So konnten sich die Fans auf ein Programm seiner größten Songs wie z. B. "Happier Time", "Sloe Gin" oder
The Ballad Of John Henry freuen. Doch was ist anders als im letzten Jahr? Es ist die heutige Wirkungsstätte, der Admiralspalast! Die Bühne ist ziemlich groß, mit tollen Lichtspots und einem erstklassigen Mischpult ausgestattet. Diese Attribute sorgen für ein Optimum an Klangqualität und einen optischen Leckerbissen! So werde ich Zeuge, eines tollen Entertainments, eines denkwürdigen Gigs, den man selbst in der Hauptstadt nicht allzu häufig geboten bekommt. Apropos Hauptstadt: Berlin ist der einzige deutsche Spielort seiner Herbst-Euro-Tour! Liegt es vielleicht an unserer Gastschreiberin
Eva Knöfel? Oder an der Hamburgerin
Issy? Denn die beiden Augenweiden zählen zu den Auserwählten, die sich vor und nach dem Gig völlig frei im Backstage aufhalten dürfen! Über
Bonamassas musikalische Fähigkeiten im Detail zu berichten erscheint mir, bei unserer alljährlichen und ausführlichen Berichterstattung wenig sinnvoll.
Letztlich war es ein tolles Erlebnis für mich. Erstens, den sich vor nichts fürchtenden Moderator zu erleben, wie er
Joe die tollsten und unerwarteten Fragen stellte und zum Zweiten, live bei der Vorstellung eines musikalischen Genius in einer tollen Musikhalle dabei gewesen zu sein. Folgende Zahlen belegen, dass er den Durchbruch endgültig geschafft hat: 2006 spielte er in Berlin noch vor gut 180 Fans, 2007 füllte er das Quasimodo mit gut 350 Anhängern, 2008 und 2009 füllte er den Postbahnhof mit gut 1.000 Leuten, um nun, ohne großartiger Vorankündigung und Werbeaktionen, den Admiralspalast mit 1.700 Blues Rock-Fans zu füllen - ausverkauft.