Joe Bonamassa / Live From The Royal Albert Hall
Live From The Royal Albert Hall Spielzeit: 56:04 (DVD 1), 75:56 (DVD 2)
Medium: Doppel-DVD
Sound Formate: Dolby Stereo, 5:1, DTS
Bildfomat: 16:9
Regionalcode: 0
Label: Provogue Records, 2009
Stil: Blues Rock


Review vom 03.10.2009


Mike Kempf
»My name is Joe Bonamassa«, so begleitet der Gitarrenmeister anfänglich seine Fotos aus Kindheits- und Jugendtagen, die den ersten Teil der Doppel-DVD eröffnen. Bei einer Stadtrundfahrt quer durch London, sitzen seine Eltern und Schwester auf der Rückbank eines Daimlers und plaudern ein wenig über ihr bekanntestes Familienmitglied bis die Fahrt vor der ehrwürdigen Royal Albert Hall endet.
Es ist der 4. Mai 2009, als sich Bonamassa im Backstage-Bereich einspielt. Die Aufnahmen machen fast den Eindruck, als ob man einem Box-Champion kurz vor seiner Titelverteidigung noch mal kurz beobachten darf. Auch der Einlauf in die Musikarena ist durchaus mit dem eines der Klitschkos vergleichbar, der sich einem großen Kampf stellt.
Doch die Anwesenden wissen, dass sie kein Gladiatorenkampf erwartet, sondern ein musikalischer Hochgenuss! Und als die ersten Töne seiner extra für ihn hergestellten 'Gibson - Inspired By Joe Bonamassa Les Paul Gold Top', die es in nur in einer limitierten Auflage (300 Stück) gibt, beim Betreten der Bühne erklingen, gibt es nach sage und schreibe fünfzehn Sekunden die ersten Standing Ovations für Bonamassa!
Die anscheinend ausverkaufte Halle mit geschätzten 8.000 Fans ist genau der richtige Ort um Großartiges zu leisten. Dass Joe hier nicht kleckert, sondern richtig ranklotzt, unterstreicht, dass er sich von zwei Schlagzeugern, Bogie Bowles und Anton Fig, unterstützen lässt. Für die dicken Saiten ist, wie in der letzten Zeit gewohnt, Carmine Rojas zuständig. Selbstverständlich bedient er einen Fünf-Saiter. Für die Tasten ist Rick Melick verantwortlich und als Bläserfraktion hat der Gitarrist Lee Thornburg, Sean Freeman und Mike Feltham verpflichtet.
Die Setliste ist fast identisch mit der, die er am 19. Mai diesen Jahres den Berliner Fans im Postbahnhof präsentierte. So auch vom aktuellen Album The Ballad Of John Henry, den gleichnamigen Titeltrack, bei dem Joe mit Hilfe eines Fußpedals und einem Slide-Röhrchens erstklassige Töne produziert. Nach "So It's Like That" begrüßt Joe mit einem herzlichen »Good Evening London« seine Fans und lässt "Last Kiss" folgen. Erstklassige Nahaufnahmen begleiten "So Many Roads", bei dem man die filigrane Fingerfertigkeit bestens beobachten kann, ohne es gänzlich nachzuvollziehen. Einfach zu genial, der US-Gitarrist! Durch den Einsatz der drei Bläser, die hintergründig den Song begleiten, bekommt der Track eine tolle Aufwertung. Eben sehr stilvoll!
"Stop!", heißt das folgende Stück, bevor ein weiteres Highlight der Show geboten wird. Joe kündigt ziemlich leise, fast untergehend, Eric Clapton an! Der am 30. März 2010 fünfundsechzig Jahre werdende britische Edelblues-Gitarrist erscheint im Gegensatz zu Bonamassa recht leger. Beide jammen bei "Further On Up The Road" auf sehr hohem Niveau und trotzdem, alles sieht verdammt einfach aus. Es scheint eine Art der Meisterehrung, wenn man Clapton einlädt, um sich ein Denkmal zu setzen. So hatte letztens auch Jeff Beck die Dienste Claptons bei seinem denkwürdigen Auftritt im Ronnie Scotts, ebenfalls London (2007), gesichert.
"High Water Everywhere" wird in einer, mir noch unbekannten Version, präsentiert. Bowles und Fig geben wie siamesische Zwillinge die Taktvorgaben für Joes Konzertklampfe. Dieser genießt sichtlich den Vortrag, bestehend aus seiner kräftigen, klaren Stimme, seiner Klampfe und den Drums, die den Track wie ein kleines Gewitter nach Hause fahren. Klasse! Zum Ende der ersten Musikkonserve wird noch "Sloe Gin" gespielt. Joe unterstreicht noch mal eindrucksvoll, wer an diesem Abend Herr in der Royal Albert Hall ist.
Die zweite DVD beginnt mit einer kleinen Geschichte über Joe mit B.B. King, die natürlich vom Gitarrenhexer selbst erzählt wird. Nach "Lonesome Road Blues" folgt mit "Happier Times" das Stück, das Joe selbst als eines der besten Lieder ansieht, die je aus seiner Feder stammten.
In der Tat lauscht das Publikum andächtig der Präsentation der Band und Joe verwöhnt sie mit wunderschönen, mal soften, mal gewaltigen, Soli. Mit Paul Jones wird nun ein weiterer Gastmusiker angekündigt, der sich, mit einer Harmonika bewaffnet, den Soloattacken Bonamassas entgegen stemmt. Und Jones schafft es tatsächlich, bei "Your Funeral My Trial" die diversen Steilvorlagen von Joes Stromgitarre fast haargenau zu erwidern! Der verdiente Lohn für die beiden sind dankbare Fans, die nicht mit Applaus sparen.
Melick, Bowles und Fig bringen durch ihre Animation das Publikum bei "Story Of A Quarryman" zum rhythmischen Mitklatschen. Das beflügelt die Protagonisten zu Höchstleistungen. Mucksmäuschen still ist es, als der Meister "The Great Flood" vorträgt. Wieder lauschen die Fans andächtig, bei den butterweichen Solo-Einlagen, dem einfühlsamen Gesang und der dezenten Begleitmusik.
Doch nun ist es an der Zeit, dem Publikum das Adrenalin in die Höhe zu treiben. Joe entledigt sich seiner Sonnenbrille, schnappt sich eine Flying V und erinnert an die gute alte Rockpalast-Zeit, als noch Bass-Legende Eric Czar an seiner Seite stand! Zwischenzeitig erklimmt Joe eine Box, haut dem Publikum ein heftiges Solo nach dem anderen um die Ohren, nutzt dabei die ganze Breite der Bühne für ausgiebige Ausflüge, kann sich sogar einen kontrollierten Blick auf seine Fingernägel leisten und hinterlässt mit "Just Got Paid" ein brillantes Feuerwerk! Uff- der Track hat gesessen, hat auch in der seriös wirkenden Royal Albert Hall seine Spuren hinterlassen!
Zwar verlässt die Combo anschließend geschlossen die Arena, doch die Fans lassen nicht locker und erzwingen mit "Mountain Time", das man schon auf der Rockpalast-DVD bestaunen durfte, sowie mit "Asking Around For You" die Finalsongs, die letztlich ein außergewöhnliches und denkwürdiges Konzert abschließen!
Ich habe in der Vergangenheit Joe Bonamassa sieben Mal Live on Stage erlebt. In der letzten Zeit gab es neben meist positiven Stimmen auch kritische Worte von Anhängern, die bemängelten, dass es nicht mehr der Bonamassa ist, der den Zuhörer früher mit Breitseiten an Gitarrensalven bediente und schon als reiner Blues Rocker abgestempelt war. Da kann man sicher geteilter Meinung sein. Für mein Empfinden ist es besser, wenn sich Musiker weiterentwickeln, um dem Konsumenten neue Reizpunkte zu bieten. In einem sind sich die Meisten aber einig. Bonamassa ist ein grandioser Musiker, über dessen Fähigkeiten schon so ziemlich alles geschrieben worden ist. Neben den tollen Nah- und Totalaufnahmen, eingefangenen Bildern aus allen erdenklichen Positionen, auch von Kameras hinter der Bühne dokumentiert, dem erstklassigen Sound bis hin zum DTS-Format, dem in den Extras gebotenem Interview, zahlreichen Bildern aus dem Privatarchiv und den Spezialgästen ist dem amerikanischen Ausnahmegitarristen eine hervorragende Musikkonserve für die Nachwelt geglückt. Die Qualität stimmt und deswegen werden Musikliebhaber des gehobenen Anspruchs an diesem Doppeldecker nicht vorbei kommen!
Line-up:
Joe Bonamassa (leadguitar, vocals)
Carmine Rojas (bass)
Rick Melick (keyboards, tambourine & backing vocals)
Bogie Bowles (drums)
Lee Thornburg (brass arrangements, trumpet)
Sean Freeman (saxophone)
Mike Feltham (trombone)

Sepcial Guests:
Eric Clapton (guitar, vocals)
Paul Jones (harmonica)
Tracklist
DVD 1:
01:The Road To The Royal Albert Hall
02:Django
03:The Ballard Of John Henry
04:So It's Like That
05:Last Kiss
06:So Many Roads
07:Stop!
08:Introducing Eric Clapton
09:Further On Up The Road
10:High Water Everywhere
11:Sloe Gin
DVD 2:
01:I First Met B.B. King
02:Lonesome Road Blues
03:Happier Times
04:Introducing Paul Jones
05:Your Funeral My Trial
06:Blues Deluxe
07:Story Of A Quarryman
08:The Great Flood
09:Just Got Paid
10:Mountain Time
11:Asking Around For You

Extra:
Woke Up Dreaming
Joe Bonamassa Interview
Externe Links: