Robert Carl Blank / Support: Timo Brauwers
11.06.2010, Jazzkeller, Krefeld
Rocktimes Konzertbericht
Robert Carl Blank
Support: Timo Brauwers
Jazzkeller, Krefeld
11. Juni 2010
Stil: Singer/Songwriter


Artikel vom 17.06.2010


Joachim 'Joe' Brookes
Genau am Veröffentlichungstag seiner neuen CD Last Time I Saw Dave war endlich die Gelegenheit gekommen, Robert Carl Blank mit seiner Band live erleben zu können. Da musste sich der Fußball hinten anstellen. Wie sich vor Ort dann heraus stellte, war vor dem Gig dann doch Fußball angesagt: Uruguay gegen Frankreich. Das Spiel der besonderen Art fand später statt.
Timo BrauwersNach dem Spiel ist vor dem Spiel. Zunächst saß der aus Niederkrüchten stammende Gitarrist Timo Brauwers auf der Bühne des gemütlichen Jazzkellers in Krefeld. Er war bereits mit neun Jahren begeistert von der Gitarre. Er studierte Jazz- und Populargitarre an der Hoogeschool vor de Kunsten in Arhem. Ebenfalls am 11.06. erschien seine CD "On My Way" und bei der dargebotenen Musik ist es erstaunlich, dass Brauwers auch in Rock- beziehungsweise Metal-Bands spielt.
Timo BrauwersAnpfiff des wesentlich besseren Teil des Abends war um 22:30 Uhr und Timo Brauwers' Halbzeit dauerte ein gute halbe Stunde, in der er das Publikum von seinen Fähigkeiten an der akustischen Gitarre überzeugen konnte. "Down The Hill" war der Anstoß zu seinem Auftritt und in beeindruckender Weise zelebrierte er seine Künste in einem verträumt melodischen Song, der auf die Zustimmung des Publikums traf. Ein Hauch von Klassik durchzog den zweiten Track namens "Little Creek". Brauwers benutzte nicht nur einmal den Korpus seines Arbeitsgerätes als Rhythmuserzeuger. Unglaublich, über wie viele Bünde er die Saiten greifen konnte. Brauwers war ein wahrer Meister im Einbauen von Flageoletttönen in seine Eigenkompositionen. Bei "Steps" wurde etwas mehr Fahrt aufgenommen und der Niederrheiner war verstärkt auf den tiefer klingenden Saiten unterwegs.
Timo BrauwersNicht nur bei Brauwers' besinnlicher Musik war das durch permanentes Gequatsche gezeigte Desinteresse eines Teils der Anwesenden schlichtweg eine Frechheit gegenüber dem Künstler. "New Born" entwickelte sich zu einer herrlichen Traumreise ans Meer. Vor meinem geistigen Auge tauchten beruhigende Nebelschwaden auf und mit "Disappear" verzog sich die erhöhte Luftfeuchtigkeit. Auch dieses Stück war vorzüglich dazu geeignet, die Augen zu schließen. Aber leider konnte man sich nicht so ganz auf die wunderschöne Musik einlassen, weil da ja immer noch die Quatscher waren. Am Ende demonstrierte Brauwers, welche Effekte man mit dem Kappo erzielen konnte. Das Titelstück seines Albums und "Gently Unsettled" bildeten einen tollen Abschluss der ersten Halbzeit des Konzertsabends im Jazzkeller.
Robert Carl BlankDie folgende Spielzeit wurde dann um 22:30 Uhr begonnen und das kleine Spielfeld zwang die Robert Carl Blank-Mannschaft zu einer ungewöhnlichen taktischen Aufstellung im 1-2-1-System. Die Hintermannschaft vertrat der Drummer Thomas Planthaber. Im Mittelfeld agierten André Schulz am Kontrabass sowie Christian Blaser an der E-Gitarre. In der vordersten Reihe kickte Blank als Sänger und an der akustischen Gitarre.
Schon mit dem Opener "Jonathan" vom neuen Album zeigte sich die Band in bester Laune und einem blinden Zusammenspiel. Sehr gelungen setzten sich Schulz sowie Planthaber auf der Position des Chorgesangs ein ums andere Mal in Szene. Die Kombination aus E-Gitarre und Akustischer brachte den Kellergeier (siehe Logo des Jazzkellers) ordentlich unter Druck und Blanks Stimme war in allen Stücken von einer bewundernswerten Emotionalität geprägt.
Robert Carl BlankSeine Präsenz auf dem Spielfeld stellte sich als eher zurückhaltend dar, aber Blaser war mit seinem Instrument eine Bank in der Blank-Combo. Bei dem, was er bot konnte man mit der Zunge schnalzen. Die Aktionen der Gruppe waren von Vielfalt geprägt. So strich Schulz auch mit dem Bogen über die dicken Saiten und lieferte ein klasse Dribbling als Eröffnung von "Last Time I Saw Dave" ab. Planthaber zauberte mit den Jazzbesen und setzte auch die Paukenschlägel ein.
Robert Carl BlankIn besonderer Weise lenkte Schulz die Aufmerksamkeit der Zuschauer mit seinem Solo in "Words" auf sich. Wie man einen ehrwürdigen Kontrabass auch klingen lassen konnte, offenbarte er durch den Einsatz eines Auto-Wah. Vorher eingestellte Werte an diesem Gerät ergaben den Effekt eines Wah Wah-Pedals. Diese Soli waren Public Viewing der lohnenswerten Art. So auch geschehen in "I'll Lie To You".
Robert Carl Blank & Co. kannten kein langweiliges Querpassgeschiebe. "Here Tonight" groovte offensiv nach vorne und Planthaber hätte für sein beswingtes Trommeln Szenenapplaus verdient gehabt. Nach dem über eineinhalbstündigen Vuvuzela-Gedröhne waren Brauwers und Blank die wahren Könige der Melodien. Das tatsächlich vom Norddeutschen im Stau geschriebene "Times Like These" war nur ein Beispiel für die gelungene Kombination aus Rhythmus und Hooklines. Wurden so tolle Songs in solchen Situationen geschrieben, könnte man sich für andere Musiker ebenfalls eine kriechende Blechschlange auf dem Highway wünschen.
Robert Carl BlankGerade wenn es um Hinhörer ging, hatte das Quartett auch hervorragende Spielzüge auf Lager. Da war einerseits das mit Blasers Gretsch-Träumen aufgebohrte "Eventually" und natürlich mein absoluter Blank-Liebling "Whatever She Does". Den gab es zum krönenden Abschluss der Setlist. Wunderbar!
Vorher kam Blaser, zunächst rein räumlich gesehen dann doch mehr in den Vordergrund. Für "Crazy" wechselte er zur Melodica und bestimmte damit den Track. Schön, wie er den Song mit einer besonderen Komponente versah und ein feines Fade-out gestaltete. Ein Highlight aus der Abteilung Balladen war das gefühlvolle "Memories". Der Kellergeier wurde mit "Calling Out For Someone" nochmals ordentlich zum Rotieren gebracht und mit einem tollen "Wish You Well" vom Soul Circus-Album ging es in die vom Publikum geforderte Verlängerung.
Nicht nur auf seinen Alben ist der Singer/Songwriter Robert Carl Blank eine Garantie für sehr gut rockende Nummern, feinnervige Balladen und allem, was dazwischen liegt. Seine Songs sind etwas für Hirn, Herz und die Tanzbeine. Der Protagonist kann in bester Weise unterhalten und Musik ist sein Sprachrohr der Gefühle.
Line-up: Robert Carl Blank
Robert Carl Blank (vocals, acoustic guitar)
Christian Blaser (electric guitar)
André Schulz (upright bass)
Thomas Planthaber (drums)
Bilder vom Konzert
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