Robert Carl Blank / Last Time I Saw Dave
Last Time I Saw Dave Spielzeit: 55:00
Medium: CD
Label: Analoghaus, 2010
Stil: Singer/Songwriter


Review vom 09.06.2010


Joachim 'Joe' Brookes
Einen Vorgeschmack auf das vorliegende Album gab Robert Carl Blank schon beim
GoMusic-Auftritt am 09.04.2010. Nun ist es so weit. Seine zweite CD trägt den Titel "Last Time I Saw Dave" und diese Platte gibt es nicht nur im Silberlingformat. Als Doppel-Vinyl hat das Album noch drei weitere Songs in petto. Na ja, zumindest gibt es auf der CD einen versteckten Track. Dazu aber später noch mehr.
Nach Soul Circus steht noch immer eines fest: Blank tourt wie ein Workaholic und seine Termine kann man fast wöchentlich aktualisieren.
Es gibt selten Situationen, in denen mir eine Platte vorkommt, wie, im übertragenen Sinn, Liebe auf den ersten Hördurchgang. Was der Norddeutsche mit "Last Time I Saw Dave" vorlegt, ist die hohe Kunst eines Singer/Songwriters. Man hört und spürt seine Weiterentwicklung in jeder Rille und jedem Song. Es ist nicht unbedingt selbstverständlich, nach einem überzeugenden Debüt eine Steigerung folgen zu lassen. Wer allerdings mit einem künstlerischen Potential wie Blank ausgestattet ist, belohnt sich und nicht nur die Fangemeinde mit einem wunderschönen Album. Es steckt voller Emotionen, einer musikalischen Lockerheit und textlicher Aussagekraft. Es ist vom Start weg eine riesige Freude, den offiziellen elf Kompositionen sowie dem versteckten Stück zuzuhören und dabei im schön gestalteten Booklet mit allen Texten zu blättern, wobei der Bonussong leider fehlt.
Blank lässt keine Lücke für Unzufriedenheit in seinen Nummern zu. Die nicht nur vom Tourleben und deren vielfältigen Eindrücken geprägten Texte sind in einer fantasievollen Art und Weise in Töne umgesetzt worden und Blank zeigt sich als echter Entdecker von Stimmungen. Was er mit seinen Begleitmusikern, unter anderem Marc Breitfelder (oder auch hier) an der Harp zusammenbringt, ist eine Klanglandschaft mit der Ausprägung eines Regenbogens.
Selbst innerhalb seiner Songs auf dem Album kreiert er ganz unterschiedliche Welten zwischen Traum und Wellenbad. Ohne Probleme steht Besinnliches neben Fußwippeneinsätzen und tollen Refrains, die einen hohen Motivationscharakter haben. Man erwischt sich nicht selten beim Mitsummen.
"Last Time I Saw Dave" ist die Filmmusik zum Leben eines Blank. "Pie In The Sky", mit siebeneinhalb Minuten der längste Track des Albums, outet als ein Liebeslied der Extraklasse, dessen ausgedehntes instrumentales Ende von einer emotionalen Hingabe geprägt ist. Blanks Gesang verpasst dem Track eine sehnsüchtige Note. Der Song brilliert durch die Sparsamkeit des Instrumenteneinsatzes und verschwenderische Wirkung. Die akustische Gitarre ist die tonale Umsetzung der Sehnsucht nach Geborgenheit. Diese Komposition ist nicht nur wegen ihrer Länge eines der vielen Highlights der Platte.
"Jonathan" ist ein hinreißendes Beispiel für ein delikates Miteinander von Akustischen sowie E-Gitarre. Mit einer endlosen Weite, wie das bis zum Horizont reichende Meer ist dieser Track eine weitere Offenbarung von Blanks Künsten als Songwriter und mit diesem Album gehört er zu der kleinen Gruppe von Sterne-Musikern in seinem Metier. Der Hörer wird für fünfundfünfzig Minuten zum Gourmet eines Gerichtes in elf Gängen und einem Überraschungsdessert. Durch den Zauber der Musik lässt man sich gerne zu einem Gefangenen von "Last Time I Saw Dave" machen.
Der Bonustrack heißt "Mr. Vertigo" und ist eine mit allen Attributen eines hinlangenden Singer/Songwriter-Tracks ausgestattet. Von rhythmisch geschlagener akustischer Gitarre über herrliche Hintergrundklänge bis hin zum überzeugenden Gesang ist diese Zugabe ein sehr gelungener Abschluss eines insgesamt besonderen Hörvergnügens.
Robert Carl Blank belegt mit diesem Album sein sehr hoch einzustufendes Können mit dem er so einige Genres streift. Die Platte hat so viele Feinheiten in den Arrangements, dass man sie sich zunächst durch einige Hörsitzungen zu eigen macht. Der Protagonist bedient sich aus seinem bis zum Rand gefüllten Fass an Ideen und macht daraus hervorragende Musik. Nach der bereits überzeugenden "Soul Circus"-Leistung muss dieses Album höher angesiedet werden und die logische Folge ist ein dicker Tipp.
Line-up:
Robert Carl Blank (vocals, backing vocals, acoustic guitar, Dobros, shakers)
Christian Blaser (electric guitar)
Tom Ripphahn (electric guitar - #3, mandolin, slide Dobro, pump organ, piano, organ, keyboards, tambourine, deep drums) Steffen Stütz (Wurlitzer, organ - #3)
Marc Breitfelder (harmonica)
André Schulz (double bass)
Willy Wagner (electric bass)
Thomas Planthaber (drums)
Anselm Wild (drums - #1,2,5, triangle - #4)
Carmen Hofacker (solo vocals - #11, backing vocals)
Tracklist
01:Times Like These (3:46)
02:Last Time I Saw Dave (4:32)
03:Whatever She Does (3:25)
04:Words (4:28)
05:Calling Out For Someone (4:44)
06:Pie In The Sky (7:25)
07:Eventually (3:55)
08:Jonathan (3:56)
09:I'll Lie To You (5:12)
10:Here Tonight (4:07)
11:Memories (4:29)

Bonus Track:
12:Mr. Vertigo (3:32)
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