Canned Heat / Songs From The Road
Songs From The Road Spielzeit: 78:03 (CD), 90:00 (DVD)
Medium: CD/DVD
Technische Daten:
Soundformat: AC3
Filmformat: NTSC 16:9
Sprache: Englisch
Region: Codefree
Label: Ruf Records, 2015
Stil: Blues, Blues Rock

Review vom 10.08.2015


Jürgen Bauerochse
Sie sind eine Legende - so viel steht schon seit längerem fest. Doch nun ist das auch zeitlich zu belegen, denn die kalifornischen Blues- und Boogie-Rocker von Canned Heat sind unterwegs auf ihrer 50-jährigen Jubiläumstour. Kaum zu glauben, dass es tatsächlich ein halbes Jahrhundert her ist, dass Alan Wilson und Bob 'The Bear' Hite die Band aus der Taufe hoben. Und kaum zu glauben, dass die Truppe nach zahllosen Höhen und Tiefen, sowie unzähligen tragischen Rückschlägen nie aufgehört hat zu existieren. Allein die Todesfälle, die das Bandgefüge immer wieder mehr oder weniger durcheinanderwirbelten, hätten wohl jeder anderen Band den letzten Zahn gezogen. Alan Wilson (1970), Bob Hite (1981), Hollywood Fats (1986), Henry Vestine (1997), Ronny Barron (1997), Richard Hite (2001), Robert Lucas (2008), Tony de la Barreda (2009) und Jay Spell (2010) weilen allesamt nicht mehr unter den Lebenden, was eine deutliche Sprache über den Lebensstil im Umfeld von Canned Heat spricht.
Aber die Mannen um Drummer Fito de la Parra machten immer weiter und gaben niemals auf. So standen sie am 16. März 2015 auf der Bühne der prall gefüllten Bonner Harmonie und feierten mit ihren deutschen Fans ihr Bühnenjubiläum. Das Konzert wurde von Thomas Ruf mitgeschnitten und liegt jetzt als neuestes Produkt der "Songs From The Road"-Serie in den Regalen der Platten-Dealer.
Herausgekommen sind, wie nicht anders erwartet, eine pickepacke volle CD und eine 90-minütige DVD, die keine Wünsche offen lässt. Hervorragender Sound und eine perfekte Kameraführung bieten ein klasse Konzerterlebnis auf Datenträger. Die Stimmung, die in der Bonner Harmonie geherrscht haben muss, wurde optimal eingefangen. Diese Aufnahmen bilden einen schönen Kontrast zu den alten Mitschnitten Carnegie Hall 1971 und Stockholm 1973, die vor kurzem ebenfalls auf CD veröffentlicht wurden und Canned Heat zu ihren größten Zeiten zeigen.
Das aktuelle Band-Line-up, bei dem John Paulus den aus gesundheitlichen Gründen nicht einsatzfähigen Harvey Mandel ersetzt, bietet dabei einen feinen Rückblick auf die lange Karriere, sodass die angesagtesten Hits von Canned Heat nicht fehlen durften. "On The Road Again", "Going Up The Country", "Let's Work Together", "Rollin' And Tumblin'", "Future Blues", "Amphetamine Annie" und "I'm Her Man", alles dabei, was das Herz eines jeden Canned Heat-Fans begehrt. Dazu der obligatorische Boogie, der bei keinem Konzert fehlen darf, in einer dreizehnminütigen Version und hier auf den Namen "Euro Boogie" hört. Aber mit dem Instrumental "Nighthawk" ist auch ein ganz neuer Song auf der Setlist, der bislang noch auf keinem Album enthalten ist und auf weitere Studioaktivitäten der Band schließen lässt.
Die aktuelle Besetzung zeigte einmal mehr, wie gut die einzelnen Musiker ihr Handwerk an den Instrumenten verstehen. Bassist Larry Taylor gilt schon seit Ewigkeiten als Koryphäe an den dicken Saiten und ist auch an der Gitarre ein echter Könner, was er mehrmals unter Beweis stellt, wenn er sein Arbeitsgerät mit John Paulus tauscht und dann, vorwiegend mit dem Bottleneck, glänzt. Dazu das exzellente Harpspiel von Dale Spalding, das ein ums andere Mal zu den Highlights dieses Konzertes gehört.
Okay, der Gruppensound hat nicht mehr ganz die Dynamik und rohe Kraft der alten Aufnahmen, bei denen Bob Hite die Band immer wieder zu Höchstleistungen antrieb. Die Band spielt nun etwas gesitteter auf, wovon ich mich auch selbst schon live überzeugen konnte. Damals bediente Harvey 'The Snake' Mandel noch die Leadgitarre. Allerdings ist mir die derzeitige Lösung mit John Paulus fast noch lieber, denn sein Spiel auf dem Sechssaiter ist irgendwie zupackender und nicht so verfrickelt und passt somit besser in den Gruppensound. Auch die wechselnden Vocals sind völlig okay, wobei mir Fitos Stimme immer ein Lächeln ins Gesicht treibt, wenn er die Fistelstimme von Alan 'Blind Owl' Wilson imitiert, was anscheinend gar nicht so einfach ist.
Insgesamt bleibt festzustellen, dass das CD/DVD-Set "Songs From The Road" mal wieder genau das bietet, was der geneigte Hörer haben will. Eine Konzertvollbedienung in Klang und Bild. Ich freue mich schon auf die nächste Ausgabe, wer immer dann mitgeschnitten wird. Dieser Doppeldecker ist jedenfalls eine perfekte Würdigung einer großen und anscheinend unverwüstlichen Band, die hoffentlich noch lange weitermacht.
Line-up:
Fito de la Parra (drums, vocals)
Larry Taylor (bass, guitar, vocals)
John Paulus (guitar, bass, backing vocals)
Dale Spalding (harp, vocals)
Tracklist
CD:
01:On The Road Again
02:Time Was
03:Don't Know Where She Went (The Split)
04:Nighthawk
05:So Sad (The World's In A Tangle)
06:Going Up The Country
07:Oaxaca
08:Chicken Shack Boogie
09:Future Blues
10:Cristo Redentor
11:Amphetamine Annie
12:Rollin' And Tumblin'
13:Let's Work Together
14:Euro Boogie
DVD:
01:On The Road Again
02:Time Was
03:I'm Her Man
04:Don't Know Where She Went (The Split)
05:Nighthawk
06:So Sad (The World's In A Tangle)
07:Going Up The Country
08:Oaxaca
09:Chicken Shack Boogie
10:Have A Good Time
11:Future Blues
12:Cristo Redentor
13:Amphetamine Annie
14:Rollin' And Tumblin'
15:Let's Work Together
16:Euro Boogie
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