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Tournachlese / 30.10. - 24.11.2007
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Central Park
Tournachlese
30. Oktober - 24. November 2007
Stil: Prog Rock
Fotos: Dieter Ober & Mike Schröder
Artikel vom 29.12.2007
Ralf 'Jogi' Ruhenstroth
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Als der Deutschland Promoter von Fish die Münchener Progressive Rock-Band Central Park auf einen Teil der aktuellen "Clutching At Stars-Tour 2007" einlud, war dies gleichzeitig der Aufruf für RockTimes, sich an die Support-Band zu heften. Wir wollten einen Blick hinter die Kulissen werfen und wissen: Was geht backstage ab, und wie verhält sich der große schottische Sänger gegenüber einer verhältnismäßig unbekannten deutschen Prog-Band?
Wir erinnern uns: Central Park gründeten sich bereits im Jahr 1983 und wuchsen in den folgenden sechs Jahren zu einer der größten Hoffnungen im deutschen Prog-Sektor heran. Nach dem plötzlichen Ausstieg von Sänger Heiko Möckel, löste sich die Formation leider auf. Dann kam im Jahr 2005 die überraschende Reunion, und zwar in originaler Besetzung. Ein Jahr später erschien das Album Unexpected, welches in den 80er-Jahren bereits beim Label Chrysalis veröffentlicht werden sollte. Durch die Bandauflösung verstaubten die Aufnahmen. Seit knapp zwei Jahren spielen Central Park wieder erfolgreich Gigs und haben unlängst mit Live - The Unexpected Concert einen eindrucksvollen Beweis ihrer Klasse auf einer DVD abgeliefert.
Die Vorbereitungen liefen auf Grund der langjährigen Promotion-Erfahrung von Schlagzeuger Artur Silber recht geschmeidig. Eine höfliche Anfrage beim Management von Fish, welches Equipment Central Park denn auf der Tour mitbenutzen dürfen, hatte ein ziemlich simples Ergebnis: Central Park haben sich um alles selbst zu kümmern, einschließlich Ton und Licht. Kein Problem, mit Tontechnikerin Pina war schnell die ideale Tourbegleiterin gefunden. Münchener Bands helfen sich gegenseitig. Das zeigt zumindest das zur Verfügungstellen eines Kleinbusses von Wolfgang Kerinnes, Dreamscape. Hier hatte es schon eine enge Zusammenarbeit im Vorfeld gegeben, denn der Gitarrist zeichnete mit seiner neu gegründeten Firma Silverwolf Productions für die ausgezeichneten DVD-Aufnahmen verantwortlich.
30.10.2007, München, Kleine Elserhalle
Den ersten Auftritt im Rahmen der anstehenden Supporttour gibt es in der Heimatstadt der Münchener. Jochen Scheffter, Keyboards, räumte von Beginn eine gewisse Nervosität von Central Park ein. Da gibt es zu viele Unbekannte; nämlich: Wie nimmt das treue Fish-Publikum die Münchener auf? Immerhin liefert der Ex- Marillion-Shouter inzwischen mehr melodiösen Rock als wirklich progressive Ergebnisse ab. Er fährt damit gut und weiß um seine treue Fangemeinde, die ihn am Abend besuchen wird. Central Park wissen hingegen um den Umstand, dass sie in ihrem Song "Face The Space" einige Mainstream-Faktoren eingebaut haben. Sie haben den Melodic-Rocker "Desert Angels" im Gepäck und auch noch weiteres im Köcher. Sie entschieden sich natürlich, ihren etwas schwer verdaulichen Opus "Don't Look Back" zu präsentieren.
Dazu ist die talentierte Sängerin Cory Godess mit auf Tour, ein akustischer und auch optischer Leckerbissen. Central Park spielen die Ballade "Summer Love" und den charttauglichen Track "Another Million", mit dem Gesang der Lady garniert, so dass auch die anderen Prog-Nummern wie zum Beispiel "Silent Garden" oder das andächtige und progressive "Mr. President" mit seinem hart rockenden Purple-Charme gegen Ende kein allzu großes Risiko darstellen dürfte.
Am Nachmittag steht noch nicht fest, ob das gesamte erforderliche Equipment in den Tourbus und in den Station Wagon von Artur Silber passen wird. Es ist fast alles verstaut, als aus den Tiefen des Probenraumes im Münchner Norden ein markerschüttender Schrei erfolgt. Die Gibson Les Paul von Gitarrist Hans Ochs ist in der Hektik aus dem Koffer gefallen und der Hals ist gebrochen. Da hilft nur der Gitarrendoktor, der Abend muss mit der Fender Stratocaster bestritten werden. Doch dieser Schock sitzt in Ergänzung zur bestehenden Nervosität nach Aussage der Band vorerst doch tief. Als die Band in der Halle ankommt, ist die Fish-Crew in ihrem vollen Element. Und Central Park müssen bereits an diesem ersten Abend feststellen, dass der Zeitfaktor für eine Vorband eine wichtige Rolle spielt. Um 18:00 Uhr ist noch nicht ein Kabel der Münchener verlegt, kein Soundcheck, nichts. Für 19:00 Uhr ist der Einlass vorgesehen. Und man schafft es. Irgendwie geht dann doch alles. Die Band bringt sich und ihr Equipment vollständig auf der Bühne unter.
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Und noch eine Vorgabe: Um Punkt 20:45 Uhr muss die Bühne besenrein verlassen sein, damit Fish pünktlich sein Set beginnen kann. Central Park scheuen das Risiko und fangen deswegen bereits um 19:45 Uhr an, um das geplante 50-minütige Programm vollständig gestalten zu können. Die bereits angesprochene Nervosität sorgt dann im Übrigen dafür, dass sich alle Bandmitglieder im ersten Track "Face The Space" kräftig verzählen, und nach Aussage der Band grenzt es an ein Wunder, dass die Nummer ein gemeinsames Ende findet. Wer weiß, ob das Publikum dies bemerkt hat, wir werden es nie erfahren.
Bei den Fans gut angenommen, werden Central Park an diesem ersten gemeinsamen Abend nach der Show von Onkel Fish in Empfang genommen und die ersten Komplimente werden verteilt. Das war München, für die Band ein netter Einstieg, doch jetzt heißt es erst einmal wieder warten. Warten auf Samstag, den 17.11.07, wenn es in Aschaffenburg weiter geht.
17.11.2007, Aschaffenburg, Colos-Saal
Eine Band, die weiß, was sie möchte, braucht kein Tourmanagement. Das erledigt man selbst, und so wurden für die anstehenden Tage alle Zimmer gebucht und die Routen mit entsprechenden Zeitansätzen, einschließlich Reserven, geplant. Auf Grund des bestehenden Platzangebotes auf der Bühne kann es passieren, dass Artur Silber nicht auf seinem eigenen Drumset die Show spielen kann. Ein Guter hält es aus und ein Schlagzeuger dieser Klasse kommt auf jeder Schießbude zurecht. Der berühmte Gong wird von Central Park nicht auf der Tour mitgeführt, er passte nicht mehr in den Transporter. Wie sagte Artur zu mir am Telefon: "Scheiß egal, dann hau ich halt aufs Becken, anstatt auf den Gong. Wird schon passen." Und so passt an diesem Abend weitestgehend alles, die Show ist ansprechend und auch in Aschaffenburg nehmen die Fish-Fans das Angebot an. Nächste Show: Köln, Live Music Hall.
18.11.2007, Köln, Live Music Hall
Die Band übernachtete in Aschaffenburg und machte sich pünktlich auf die ca. dreistündige Fahrt nach Köln auf. Zum ersten Mal Tour-Alltag: Hotelzimmer, Autobahn, Stau, Müdigkeit, Warten in kalten Hallen, stressiger Aufbau, schneller Soundcheck und dann das Konzert. In Köln herrscht eine eigene Atmosphäre, diese Location ist für die Musiker sehr angenehm. Die Band kommt sich mit Fish und seinen Musikern näher, man kennt sich inzwischen, und genau das erleichtert so manches. Inzwischen haben Central Park etwas mehr Routine, beim Abbau werden die wichtigsten Instrumente und Equipments so abgebaut, dass man, während Fish seinen Gig absolviert, in der Lage ist, die Fahrzeuge zu beladen. Obwohl erst zwei Konzerte an aufeinander folgenden Tagen gespielt sind, freut sich die Band auf den Offday am nächsten Tag.
19.11.2007, Erster Offday
Die Band berichtet am Abend, dass die Hotels bisher zwar zweckmäßig, aber nicht gerade der Renner gewesen sind. Am Morgen schlafen die meisten aus, die Zeit wird genutzt, um sich noch ein wenig in der Rhein-Metropole umzusehen. Artur Silber nimmt am Nachmittag noch einen PR-Termin in Köln war. Die nächsten Halte sind in Wiesbaden und in der Nähe von Bad Kreuznach geplant, da der Auftritt am Folgetag in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz stattfinden soll. Gegen 19:00 Uhr sitzt die Band dann zusammen und lässt es im gemütlichen Zusammensein und Relaxen ausklingen. Die ersten Erlebnisse werden verarbeitet, in den Internetforen gibt es die ersten Meldungen und der eigene MySpace-Auftritt wird gepflegt.
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20.11.2007, Mainz, KUZ
Gegen 15.00 Uhr geht es ab ins KUZ nach Mainz. Central Park treffen dort wieder zusammen. Auch ich treffe an diesem Tag gegen 16:00 Uhr eine ausgelassene Fish-Crew. Frank Usher bestückt seine Gitarren mit neuen Saiten und auch Mr. Dick selbst wirkt entspannt wie selten. Ich spreche ihn auf ein kürzlich im Internet gefundenes Video bei Youtube an, in dem er mit seinen alten Weggefährten von Marillion zusammen den Song "Market Square Heroes" dargeboten hat. Er lacht und macht klar, dass es definitiv keine Reunion geben werde, dass er seinen Nachfolger Steve Hogarth sehr schätze und er stellt vor allen Dingen richtig, dass er und seine ehemaligen Mitstreiter Freunde sind, die viele gemeinsame Erfolge und Erlebnisse verbindet.
Der Bühnenaufbau des Headliners dauert an diesem Tag wieder sehr lange und erst ca. eine Stunde vor Einlass können Central Park ihr Equipment auf die Bühne stellen. Während des Soundchecks stellt Gitarrist Hans Ochs fest, dass die Batterien seiner aktiven EMG-Pickups in der Fender fast leer sind. Sie müssen gewechselt werden, was an sich keinen Bericht wert ist. Doch jetzt erleben wir wieder Tourstress. Beim Zusammenbau der Gitarre vergisst er eine Schraube an der Gitarre fest zuziehen, was im Laufe des anschließenden Auftritts gegen Ende des Opus "Don't Look Back" dazu führt, dass die Klampfe dermaßen verstimmt ist, dass die gesamte Band erschrocken auf ihn blickt. Irgendwie bekommt man es hin und wir werden auch hier nie erfahren, ob das Publikum es mitbekommen hat.
Central Park kommen an diesem Abend mit einem sehr guten Sound aus den Boxen. Nach dem Gig ist man nicht richtig zufrieden und beklagt einen schlechten Bühnenklang. Die Bandmitglieder sind erstaunt als man ihnen mitteilt, dass nach vorne heraus alles dufte geklungen hat. Und am Merchandise-Stand ist nach dem Gig noch allerhand los. Insgesamt rückt man aus Mainz zufrieden ab und bei einem gemeinsamen Cognac in der Nacht lässt man es gemütlich ausklingen.
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21.11.2007, Krefeld, KUFA
Da man an diesem Tag eine weitere Strecke vor sich hat, begeben sich Central Park zeitig auf die Autobahn in Richtung Ruhrgebiet. In Krefeld wartet mein werter Redaktionskollege Michael 'Mike' Schröder, der an diesem Tag die Arbeiten für RockTimes vor Ort übernehmen wird. Ich selbst klinke mich kurz aus der Tour aus. Mike berichtete anschießend, dass Central Park in der KUFA einen tollen Gig gespielt haben. Von Artur Silber und Jochen Scheffter erfahre ich später, dass es die Halle der Band angetan hat.
22.11.2007, Zweiter Offday
Die Münchener haben in Krefeld übernachtet und machen sich gegen Mittag wieder auf den Weg in Richtung Süd-Westen. Artur Silber berichtet mir am Telefon, ein Smalltalk mit Fish hätte ergeben, dass dieser zu Beginn der gemeinsamen Tour nicht so richtig etwas mit der Musik von Central Park anfangen konnte. Inzwischen habe er sich die Zeit genommen und die gesamte Setlist angehört. Fish ist ein Prog-Fan und er liebt die Musik der 70er-Jahre.
Er spricht der Vorgruppe sein Lob aus und sagt, dass Central Park in weiten Teilen die Musik spielen, die er so liebt. Ein tolles Kompliment, wie alle Beteiligten finden. Auf Grund des inzwischen guten Verhältnisses zwischen den Musikern beider Bands entschließt man sich, am letzten Tag der Tour ein Weingeschenk an Fish, seine Band und seine Crew zu machen. Von unterwegs kontaktiert mich Artur Silber, ob ich nicht Wein in ausreichender Anzahl organisieren könnte. Was macht man nicht alles für befreundete Bands? Am Nachmittag druckt der RockTimes-Schreiber Flaschen-Etiketten mit Central Park-Logo! Dafür erfolgt am Abend eine Einladung der Band nach Wiesbaden ins Restaurant. Der zweite Offday endet mit einem Spaziergang zum gemütlichen Hafen von Wiesbaden-Schierstein.
23.11.2007, Winterbach, Lehenbachhalle
So langsam nähern sich Central Park auf ihrer Rundreise wieder ihrer Heimat. Heute geht es nach Winterbach in die Nähe von Stuttgart. Dort ist die Location eigentlich eher eine Sporthalle als eine erprobte Konzerthalle. Das tut der Sache keinen Abbruch und am Abend stellt man fest, dass man sich spieltechnisch erneut steigern konnte. Es lief an diesem Tag alles glatt.
24.11.2007, Karlsruhe, Tollhaus
Fish ist an diesem Tag eher beschäftigt als locker drauf. Als wir in der Halle am Nachmittag eintreffen, beantwortet die Band an ihren Laptops eingegangene E-Mails und Fish pflegt seinen MySpace-Blog. Zudem spielt die schottische Fußball-Liga an diesem Samstag, so dass er das Geschehen im Internet verfolgt. Er ist halt ein Fußball-Fanatiker. Die Bühne im Tollhaus ist eher klein, so dass Artur Silber an diesem Abend wieder das Drumset von Gavin John Griffiths benutzen muss. Am späten Nachmittag ist Fish launisch und will alle Journalisten und Freunde der Band aus seinem Backstage-Bereich heraus haben. Wir tun ihm den Gefallen und gehen in Karlsruhe zum essen. Als wir wieder zur Halle kommen, winkt Artur Silber alle in den Backstage-Bereich. Auf die Frage, was denn Fish dazu sage, erwidert er: »Das ist mir jetzt scheißegal, jetzt wird das gemacht, was ich sage«.
So kennen wir den erfahrenen Promoter aus München. Kurz vor dem Auftritt bedanken sich Central Park bei Fish und seiner Mannschaft, überreichen die Weinpräsente und spielen anschließend noch einen sehr sauberen Abschlussgig. Der Sound nach vorne ist an diesem Abend nicht so besonders gut, aber das Publikum nimmt auch an diesmal aktiv und fasziniert von der Musik teil. Noch in der Nacht fährt ein Teil von Central Park nach München zurück. Es zieht die Musiker nach Hause in die eigenen Betten, wo man bekanntlich am besten schläft. Ich fahre Sänger Heiko Möckel nach der Show zum Hauptbahnhof in Karlsruhe. Er muss noch am Abend zurück in seine Wahlheimat nach Köln, wo seine Familie und ein neuer Job auf ihn warten.
25.11.2007, München
Central Park sind wieder zu Hause. Vorbei ist eine für sie aufregenden Woche, in der schließlich alles geklappt hat. Der Alltag hat sie wieder. Man steht am Probenraum im Münchner Norden, lädt die Kisten nur aus und entschwindet in alle Richtungen. Artur Silber fährt noch schnell ins Büro, Hunderte von E-Mails haben sich angehäuft. So ist das, wenn eine Band, die nicht von ihrer Musik lebt, gemeinsam auf Tour geht. Doch ein Erlebnis war es auf alle Fälle, etwas, was man so schnell nicht vergessen wird. Unterm Strich hat sich die Formation aus ihren sicheren Gefilden in München und Umgebung heraus gewagt. Diese Tour beendet ein erfolgreiches Jahr 2007. Gemeinsame Auftritte mit Sahara, Pavlov's Dog und zuletzt eine Woche mit Fish. Mal sehen, was folgt. Die nächsten Pläne gibt es schon und wir sind gespannt, wie sich die Band weiter entwickeln wird. Ganz sicher wird es 2008 ein neues Album geben, im Sommer stehen die großen Festivals an. Central Park haben viele Freunde dazu gewonnen und können ein sehr, sehr positives Tourfazit ziehen und zuversichtlich in das neue Jahr starten.
Setlist:
Face The Space
Desert Angels
Mr President
Silent Garden
Don't Look Back
Another Million (nur Mainz und Karlsruhe)
Summer Love (nicht in Mainz)
Impressionen der Tour
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Externe Links:
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