Circle II Circle / Seasons Will Fall
Seasons Will Fall Spielzeit: 67:42
Medium: CD
Label: earMusic, 2013
Stil: Metal

Review vom 10.02.2013


Jochen v. Arnim
Im vergangenen Jahr und auch in dem davor waren Circle II Circle sehr erfolgreich in Europas Clubs unterwegs gewesen, hatten zudem in Wacken einen grandiosen Auftritt auf die Bretter gelegt und während dieser Zeit immer wieder von einem neuen Album gesprochen. Standen sowohl in 2011 als auch in 2012 die Shows noch ganz unter dem Zeichen von Savatage (die erstgenannte Tour sollte ein spezielles Savatage-Set bieten, während die zweite die komplette Aufführung des Albums "The Wake Of The Magellan" beinhaltete - zeitgleich waren Jon Oliva's Pain mit einem anderen Sava-Album, Hall Of The Mountain King, unterwegs, ein Schelm, wer Böses…), so warteten die Fans trotz ihrer sicherlich vorhandenen Zuneigung zu allem, was aus dem Hause Savatage gekommen ist, auf neues und eigenes Material von Stevens und Co.
Konnte besonders das Vorgängeralbum von 2010 mit hochklassigen Songs aufwarten, so ist das Verlangen nach einer Fortsetzung eine logische Konsequenz. Wir lassen jetzt mal ganz bewusst die im vergangenen Jahr erschienene Zusammenstellung "Full Circle - The Best Of" außen vor, die zwar ebenso hochkarätiges Material aus allen bis dato veröffentlichten Alben bot, aber eben nicht wirklich Neues. Nun hatte man neben einem sich reichlich drehenden Personalkarussell die Zeit gefunden, ein Dutzend neuer Songs einzuspielen. Neben dem Frontmann Stevens ist aus der Live-Formation von 2011 lediglich Bassist Mitch Stewart übriggeblieben. Drummer Johnny Osborn und der Deutsche Rollie Feldmann (u. a. Kickhunter) an der Gitarre haben das Handtuch geschmissen und konzentrieren sich auf andere musikalische Projekte in ihrer (Wahl-)Heimat Florida. Neu hinzugekommen sind Gitarrist Christian Wentz, als Wiedereinsteiger Bill Hudson (u. a. Avian) ebenfalls an der Sechsaitigen, Henning Wanner (u. a. Jaded Heart, White Lion) an den Tasten und Adam Sagan als Schlagzeuger. Für das Songwriting sind nahezu ausnahmslos Stevens und Stewart verantwortlich, während Christian Wentz in den Credits unter dem Punkt Mixing/Mastering auftaucht.
Zak Stevens ist mit der späteren Geschichte von Savatage auf immer untrennbar verbunden, hat er nicht nur durch seine überzeugende Gesangsleistung den Altmeister Jon Oliva am Mikro ersetzt, sondern auch Einiges an Material zur Diskografie beigetragen. Seit das Projekt CIIC als eigenständige Band immer konkretere und dauerhaftere Formen annahm, musste ständig der Vergleich zur Übermutter Sava herhalten - mal mehr, mal weniger. Die Parallelen sind auch beim neusten Output "Seasons Will Fall" deutlich zu sehen, vielleicht sogar mehr als früher. Ob das bewusst so gehandhabt wurde oder 'einfach nur im Blut' steckt, lassen wir mal unkommentiert. Ebenso soll die Frage nach der Berechtigung, Savatage legitim zu beerben, hier nicht behandelt werden (Fakt ist allerdings, dass Jon Oliva dabei ist, das Vermächtnis seines Bruders Criss in einem neuen Album zu verarbeiten und die letzten unveröffentlichten Soli und Läufe aus dem Archiv geholt hat).
Druckvoll, mit wummerndem Bass, schraubt sich der Opener "Diamond Blade" in die Gehörgänge und ein durchweg gefälliges Klangkostüm webt sich in feiner Power Metal-Manier um den Gesang des Meisters. Auch das danach folgende "Without A Sound" ist alles andere als geräuschlos, ruft in Passagen durchaus die erwähnten Parallelen zu altem Savatage-Werk auf, sei es durch die Gitarrenarbeit oder das eingestreute Piano. Zwischendurch auch wird das kernige Riffing ab und an mal von einem filigraneren Solo unterbrochen und über allem schwebt die Gesangslinie, brilliert in ihrer Modulation. Nahtlos schließt sich "Killing Death" an, wenngleich ich subjektiv empfundene 'Aussetzer' beim Gesang verzeichne. Ansonsten gibt es nicht viel zu mäkeln. Wer bei der eröffnenden Dramaturgie von "Epiphany" nicht zwangsläufig an "Gutter Ballet" denken muss, dem ist leider nicht zu helfen. In ähnlicher Form geht es weiter durch den Reigen der Zwölf, mal eingängiger, mal etwas härter, mal ein wenig zurückgenommen, immer jedoch mit einem ganz klaren Blick auf den Fronter, was mir z. B. beim Titelsong in einigen Passagen nicht so sehr gefällt. Ich bin davon überzeugt, dass man hin und wieder noch mehr Druck in die Instrumentierung hätte einbauen können, aber unterm Strich geht das Album dennoch mehr als voll in Ordnung. Es darf jedoch trotz aller Anlehnung an alte Savatage-Tugenden nicht einfach davon ausgegangen werden, dass diese so ohne Probleme auf Spin-off-Bands übertragen werden können. Es ist sicher nicht immer leicht, sich von einem Nimbus loszusagen, der einen wie eine (selbst?) angeschweißte Messlatte auf ewig verfolgen wird - die Frage ist natürlich obendrein, ob das je gewünscht war oder wird. Beim Blick auf die nächste Tour mag das schon fast wie eine überflüssige Bemerkung anmuten.
Auch heuer ist nämlich wieder eine Tour geplant und auch heuer soll sie unter dem Motto eines Savatage-Albums stehen. "Edge Of Thorns" hat man sich dazu ausgewählt und wir können uns jetzt schon auf eine tolle Show freuen. Freuen möchte ich mich aber auch wegen der Tracks vom neuen Album, die es auf die Bühne schaffen. CIIC haben es mit dem Material im Grunde gar nicht nötig, die Live-Sets mittels originaler Sachen von Savatage attraktiver zu machen (so schön das auch für den Konsumenten sein mag). Auf jeden Fall möchte ich das überzeugende "Sweet Despair" hören und auch der epische Rausschmeißer "Only Yesterday" zählt zu den ganz starken Stücken des neuen Outputs - zumindest würde es sich perfekt an ein "Edge Of Thorns" oder "Conversation Piece" anschmiegen (und ich sage jetzt nichts zu den unbestrittenen spielerischen Qualitäten eines Criss Oliva).
Line-up:
Zak Stevens (vocals)
Mitch Stewart (bass)
Bill Hudson (guitars)
Christian Wentz (guitars)
Henning Wanner (keyboards)
Adam Sagan (drums)
Tracklist
01:Diamond Blade
02:Without A Sound
03:Killing Death
04:Epiphany
05:End Of Emotion
06:Dreams That Never Die
07:Seasons Will Fall
08:Never Gonna Stop
09:Isolation
10:Sweet Despair
11:Downshot
12:Only Yesterday
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