Spielzeit: 64:49 Medium: CD Label: Wallbreaker, 2014 Stil: Blues, Blues Rock Review vom 29.07.2014 Jürgen Bauerochse

Sieben lange Jahre ist es inzwischen her, dass mit Absolutely Live III der letzte Sampler vom Wallbreaker, aka Eckhard Gallus, auf die Öffentlichkeit losgelassen wurde. Mit diesem Longplayer endete eine dreiteilige Serie mit authentischen Liveaufnahmen aus der Bluesgarage in Isernhagen, die sich allesamt durch hochwertigen Sound auszeichneten und das Live-Feeling der jeweiligen Konzerte optimal einfingen. Alle drei CDs sind inzwischen zu begehrten Sammlerobjekten geworden, die in Fachkreisen hoch angesehen sind.

Inzwischen hat der Wallbreaker sein Einzugsgebiet erweitert und baut seine Mikrofone in den verschiedensten Locations in Niedersachsen auf, um seine chrakteristischen Aufnahmen in den Kasten zu bekommen. So sind auf "Absolutely Live IV" Mitschnitte aus fünf verschiedenen Clubs zu hören. Alle zehn Songs bestechen wieder durch eine ganz starke Klangqualität, wie wir es von diesem Perfektionisten auch nicht anders erwarten konnten.

Die Aufnahmen entstanden in der Zeit zwischen 2004 und 2013 und bewegen sich musikalisch in den Bereichen Blues und Blues Rock. Sehr angenehm dabei ist der relativ hohe Anteil an (halb-)akustischen Versionen, die jede Menge Abwechslung in das Album bringen. So ist die blutjunge australische Sängerin/Gitarristin Minnie Marks gleich mit zwei Titeln vertreten, die sie im Alleingang bestreitet und dabei einen ganz starken Eindruck hinterlässt.

Doch der Reihe nach. Schon der Opener "Come See Me Baby" von Caroline Aiken und Rei Satoshi ist ein absoluter Knaller. Besser kann ein Acoustic Blues gar nicht rüberkommen. Herrliche Slide-Töne von zwei sich perfekt ergänzenden Gitarren, gepaart mit dieser tollen Stimme, machen diesen Titel schon mal zu einem ersten Anspieltipp. Und Song Nummer zwei haut in die gleiche Kerbe. Der Bob Seger-Überflieger "Turn The Page", hier vom deutschen Duo M & M Unplugged Dreams gespielt, jagt einem die Gänsehaut über den ganzen Körper. Dieser gefühlvolle Harmoniegesang von Mutz Hempel und Markus Herzstein ist kaum zu toppen. Eine klasse Version!

Erstmals etwas härter geht es dann mit Inga Rumpf zur Sache, die den Tony Joe White-Klassiker "Uncover Agent For The Blues" mit ihrer großartigen Stimme und starken Begleitmusikern so richtig veredelt. Es folgt, allein schon durch die Spieldauer, das Herzstück des Albums.
M3 Classic Whitesnake sind mit einem Doppeltitel zu hören. Über sechzehn Minuten lang brilliert diese hervorragende Band, wobei Micky Moody die erste Hälfte von "Slow An' Easy" mit einem unnachahmlichen Slidegitarren-Solo allein bestreitet und die Herren Marsden, Murray, Copley, Stanway und Berggren erst in den letzten acht Minuten dazustoßen. Schade, dass diese Band inzwischen auch schon wieder Geschichte ist.

Mit schweren Heavy Rock-Rhythmen geht es weiter. Jutta Weinhold rockte das Capitol in Hannover mit "My Own Sister". Klasse mit welcher Power die Gruppe hier rüberkommt. Der absolut härteste Song des Albums. Nicht ganz so heftig, aber nicht weniger dynamisch ist dann
Rob Tognoni zu hören. Der australische Gitarrist mit derzeitigem Wohnsitz in Aachen bluesrockt sich in Trio-Besetzung durch "Bad Girl". Dass dieser Mann süchtig machen kann, weiß jeder, der ihn jemals live erlebt hat, und speziell dieses Konzert ist mir noch sehr lebhaft in Erinnerung.

Das Album wird schließlich mit Ad Vanderveen & Crossroads Combo abgerundet. "Cloud Of Unknowing" ist mit knapp elf Minuten der längste Einzeltitel und besticht durch eine enorme Bandbreite. Neil Young lässt in vielen Parts grüßen. Außerdem gibt es herrliche Soloeinlagen von Gitarre und Harmonika. Dieser Song ist die perfekte Jam-Session auf diesem Silberling. Ein großartiges Stück Musik!

Mit "Absolutely Live IV" hat der Wallbreaker erneut ein großartiges Album mit äußerst raren und perfekten Liveaufnahmen produziert. Bleibt zu hoffen, dass es nicht wieder sieben Jahre dauert, bis wir wieder etwas von ihm hören.