V. A. / Coal Miner's Daughter
A Tribute To Loretta Lynn
Coal Miner's Daughter - A Tribute To Loretta Lynn Spielzeit: 35:25
Medium: CD
Label: Sony Music, 2010
Stil: Country

Review vom 14.12.2010


Markus Kerren
Loretta Lynn - eine der ganz großen Ladies der Country-Musik durfte in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag feiern. Nicht ihren eigenen, aber den ihrer ersten Single-Platzierung in den Top20-Charts ("I'm A Honky Tonk Girl"). In den letzten fünf Jahrzehnten erschienen insgesamt 70 Alben und die in Kentucky geborene Amerikanerin brachte es bisher auf sage und schreibe 27 Nummer 1-Hits. Nach einem von eben diesen, der sich im Jahr 1970 ganz besonders hartnäckig auf dem Spitzenplatz eingenistet hatte, ist auch dieses Tribut-Album benannt. "Coal Miner's Daughter", daraus wurde ein gutes Jahrzehnt später dann auch noch ein biographischer und äußerst erfolgreicher Film (mit u.a. Sissy Spacek als Loretta Lynn und Levon Helm in der Rolle ihres Vaters) gemacht.
Aber kommen wir zum vorliegenden Album: Insgesamt zwölf Tracks der guten Loretta wurden von den Beteiligten jeweils selbst ausgesucht und neu aufgenommen, vorgetragen von den heutigen Größen der Country-Szene, aber auch mit Beteiligungen von Musikern aus dem Rock- und Americana-Genre. Größtenteils halten sich die Versionen recht nahe am Original auf, aber es gibt auch Ausnahmen zu vermelden. Gretchen Wilson legt mit "Don't Come Home A Drinkin' (With Lovin' On Your Mind)" einen tollen Opener vor, klasse gesungen, klasse arrangiert und eingespielt. Da wollte sich auch
Lee Ann Womack nicht lumpen lassen und schmettert mit "I'm A Honky Tonk Girl" eine beseelte Performance.
The White Stripes legen eine sehr herunter gestrippte Version von "Rated X" aufs Parkett, nur eine Akustik-Gitarre, ein Schellenkranz und eine Stand-Tom sind hier am Start, was die Nummer zwar interessant macht und sich von den andern abhebt, aber der sehr dünne Gesang führt dann doch zu einem Abzug auf dem Punkte-Konto. Carrie Underwood ist danach bei "You're Lookin' At Country" sehr stark und macht auf mich einen sehr viel besseren Eindruck, als noch auf ihrem Debüt-Album. "Louisiana Woman, Mississippi Man" (Alan Jackson & Martina McBride) wird zwar klasse gebracht, ist meiner Meinung nach wegen seiner etwas leichten Thematik und dem Songwriting das schwarze Schaf der Scheibe.
Die Rock-Band Paramore kann, nur mit einer Akustik-Gitarre und Gesang überzeugen, bevor
Faith Hill anschließend wieder mit kompletter Band am Start ist. Hier bei "Love Is The Foundation" überzeugen vor allem der Gesang und das sehr starke Pedal Steel-Spiel. Steve Earle und Gattin Allison Moorer haben sich für "After The Fire Is Gone" entschieden und liefern gewohnte Qualitätsarbeit ab. Das passt super zusammen und lässt unweigerlich (auch schon wegen der textlichen Nähe zu "We'll Sweep Out The Ashes") an das Gespann Gram Parsons/
Emmylou Harris denken.
Nach dem gelungenen "If You're Not Gone Too Long" von Reba (in Zusammenarbeit mit The Time Jumpers) taucht dann Kid Rock auf der Bildfläche auf. Und nach den White Stripes wird es hier zum zweiten Mal so richtig Un-Country, denn "I Know How" wurde kurzerhand in einen flotten Groove-Rocker verzaubert. Überrascht stelle ich fest, dass mich Kid Rock stimmlich hier an den seligen Willy DeVille (R.I.P.) erinnert. Sachen gibt's …
Eine Göttin wie Lucinda Williams kann eigentlich gar nichts falsch machen, wenn sie sich hier bei "Somebody Somewhere (Don't Know What He's Missin' Tonight)" allerdings auch irgendwie anhört, als … hmm … als wäre sie gerade vom Zahnarzt gekommen. Das klingt in etwa so, als ob sie den Mund nicht richtig aufbekommen würde, aber dieses wahnsinnige Feeling in ihrem Gesang ist natürlich auch bei dieser Aufnahme präsent. Schließlich ist die Country-Queen Loretta Lynn selbst am Start, wenn sie den Titelsong zusammen mit Sheryl Crow und Miranda Lambert zum Besten gibt.
Diese Songs sind allesamt (abgesehen vielleicht von "Louisiana Woman, Mississippi Man") meilenweit von dem seichten, nichts sagenden Country-Pop entfernt, der seit ein paar Dekaden die Charts beherrscht. Vielmehr wird sich der Hörer dieser Scheibe bewusst, wie viel Seele, wie viel Schmerz und Tragik ursprünglich in dieser Musik steckte. Mir fällt beim Anhören auch immer wieder der altbekannte Spruch ein, dass Country eigentlich nichts anderes war bzw. ist, als der Blues des weißen Mannes. Nicht jeder der Dutzend Songs haut einen wirklich vom Hocker und die Spielzeit von ca. 35 Minuten ist auch nicht gerade der Bringer, aber schlussendlich überwiegen doch die positiven Eindrücke deutlich.
Wer Country sowieso schon mag, kann hier eigentlich nicht viel verkehrt machen und die Beiträge von u.a. Gretchen Wilson, Lee Ann Womack, Carrie Underwood, Lucinda Williams sowie Steve Earle & Allison Moorer sind es ohne Zweifel wert, sie zu Hause im CD-Schrank stehen zu haben.
Tracklist
01:Gretchen Wilson - Don't Come Home A Drinkin' (With Lovin' On Your Mind)
02:Lee Ann Womack - I'm A Honky Tonk Girl
03:The White Stripes - Rated X
04:Carrie Underwood - You're Lookin' At Coutry
05:Alan Jackson & Martina McBride - Louisiana Woman, Mississippi Man
06:Paramore - You Ain't Woman Enough (To Take My Man)
07:Faith Hill - Love Is The Foundation
08:Steve Earle & Allison Moorer - After The Fire Is Gone
09:Reba feat. The Time Jumpers - If You're Not Gone Too Long
10:Kid Rock - I Know How
11:Lucinda Williams - Somebody Somewhere (Don't Know What He's Missin' Tonight)
12:Loretta Lynn, Sheryl Crow & Miranda Lambert - Coal Miner's Daughter
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