Hardpack Vol. 1 - Shut Up And Listen
Hardpack Vol. 1 Spielzeit: 76:44
Medium: CD
Label: 7Hard, 2010
Stil: Rock, Metal

Review vom 24.01.2010


Boris Theobald
Die meisten Musikfreunde nehmen ja Sampler höchstens geschenkt (... um sie dann im CD-Regal verstauben zu lassen). Diese Ansicht vertrat jüngst auch Kollege Steve Braun, obwohl er selbst ein ausgesprochen gelungenes Exemplar in den Fingern hatte. Auch ich schenke den multi-personellen Kompilationen für gewöhnlich kaum Beachtung (es sei, denn, ich hab sie selbst zusammengestellt!) - doch schon wieder ist das Teil, das hier zur Debatte steht, eine Perle unter den Sammelplatten.
Diese spezielle hat wegen eines besonders Pfiffs meine Aufmerksamkeit erregt: Es gibt einen Band-Wettbewerb unter den Musikzulieferern des "Hardpack Vol. 1". Die Fans werden darüber zur Abstimmung gebeten, welche der Gruppen die beste ist. Entweder per beiligendem Wahlzettel oder per Online-Abstimmung kann ein jeder seinen Favoriten puschen; und dem Wahlsieger winkt ein Plattenvertrag beim Label 7hard. Ist doch mal ne tolle Sache!
Und zu meiner positiven Überraschung reihen sich auf diesem "Hardpack" die Perlen nur so aneinander. Das ist um Welten besser als das, was uns beispielsweise in regelmäßigen Abständen von Printmagazinen als Vorgeschmack der neuen Alben etablierter Stars in kompilierter Form angeboten wird. Nun, es handelt sich eben um nicht 'gesignte' (schönes Deutsch, gell?!), junge Bands, die zum Teil noch recht frisch und mit entsprechendem Enthusiasmus bei der Sache sind und oft zum allerersten Mal ihre angestauten Ideen auf Tonträger geritzt haben.
Die Stilrichtungen gehen 'quer durch den Garten' des straighten Rock- und Metalbereichs. Das geht von relaxtem Pop-Rock mit Frauenstimme (Crimson Delight, Eva-Maria Kramer) über sehr klassisch klingenden NWOBHM-beeinflussten Stoff (Wartex), doomigen Stoner Metal (Burning Motors - kennen wir bei RockTimes bereits!), düsteren Synthie-Goth Rock (Scherbenpalast) und Alternative-Gruppen mit so genanntem 'Post Punk'-Anstrich (Zen Zebra) bis hin zu brachial umherwütendem, modern angehauchtem Bulldozer-Treibstoff mit Hardcore- (Lamera) und Death-Elementen (Bodybag).
Diese Bandbreite geht deutlich über das hinaus, was sich der Autor dieser Zeilen für gewöhnlich genehmigt. Und doch ist er von den Exponaten all dieser stiltischen Abstecher ziemlich begeistert. Einfach umwerfend, wie Divine Temptation aggressiv und anspruchsvoll rumpeln, mit diversen Gesangsstilen in einem Song vereint. Oder wie die Thrash- und/ oder Death-Abteilung, vertreten durch Syrus, Fateful Finality und Bodybag, auf unfreundliche Art und Weise den Staub von den Lautsprecherboxen entfernt.
Die Punk'n'Roller von Corpse Express rocken das Haus mit einem herrlich-altmodischen Sound (auch diese Info ist uns bei RockTimes nicht neu!), während Guns Of Moropolis durch arschtredenden Tempo-Rock mit der Sparte 'Gloom'n'Roll' bekannt machen. Angenehm. Bei der deutschsprachigen (!) Melodic Metalcore-Mucke von Contrast versteh ich nur die Hälfte, aber es haut rein! Brt. ('Bruttoregistertonnenrock') bleiben mit einem abgedrehten Soundmix aus Grunge, Alternative, Retro und Goth Rock dauerhaft im Ohr, während die bei RockTimes ebenfalls nicht unbekannten Mosa!k mit "Black & Silver" frisch und urtümlich nach alten Saxon klingen.
Ein besonderes Schmankerl ist auch die Münchner Dark Metal-Truppe Sulphor mit ihrer wüst ins Mikro geshouteten Abrechnung mit Religion und Glaube als Vorwand für Krieg und Gewalt (»Glaube ist nur Illusion/ Falsche Bilder und Fiktion/ Götter machen ist nicht schwer/ Doch Gott erkennen scheinbar sehr«) - das sitzt, und die Musik poliert ordentlich Gesicht. Alle Gruppen, die auf dem Sampler vertreten sind, stammen übrigens aus dem deutschsprachigen Raum, also sogar die italienischen 'Ausreißer' von Feline Melinda; die sind nämlich in Südtirol daheim und machen melodischen Ohrwurm-Power Metal der klassischen Färbung mit klarem, hohen Gesang.
Als Bonus gibt es noch starke Tracks von drei Bands aus dem Melodic Rock-Bereich, die ihren Plattenvertrag längst im Sack haben, nämlich Edge Of Forever, Brunorock und A Sound Mind. Aber auch so ist das "Hardpack Vol. 1" schon eine Ansammlung hochinteressanter Kandidaten. Hier hat 7hard eine tolle Vorauswahl getroffen, und ich würde mich bei fast jedem Kandidaten über ein komplettes Album zum genaueren RockTimes-Checkup freuen.
Auf den Internetseiten der Gruppen ist längst ein reger Wettbewerb gestartet - jeder versucht, seine Anhänger für die Abstimmung bei 7hard zu mobilisieren. Das ist übrigens noch bis Ende Januar 2010 möglich - entweder anhand der dem Jewel Case beiliegenden Postkarte oder online. Auch der Zwischenstand ist auf der Homepage von 7hard bis dahin einsehbar. Dieser starke Sampler wird sich indes auch nach der Krönung des Siegers ab und an in meinem CD-Player drehen - vielleicht sogar mal ein Album der ein oder anderen Band, die sich darauf präsentiert.
Tracklist
01:Divine Temptation - Peccavi (feat. Maggo Wenzel)
02:Guns Of Moropolis - Open This Book
03:Feline Melinda - Skydiver
04:Sulphor - Schuld
05:Corpse Express - Owner Of The Desert Sand
06:Syrus - Temple Of The Sun
07:Contrast - Zirkel Des Wahns
08:Crimson Delight - Mechanically
09:BRT. - berg
10:Mosa!k - Black & Silver
11:Eva Maria Kramer - Dans mes rêves
12:Wartex - Zombie Attack
13:Scherbenpalast - Nie wieder
14:Burning Motors - Beauty Of Rage (Edit)
15:Lamera - Apex Predator
16:Fateful Finality - Out Of Control
17:Bodybag - Panopticon
18:Zen Zebra - Pollyanna Please

Bonus Tracks:
19:Edge Of Forever - Distant Voices
20:Brunorock - Liar
21:A Sound Mind - Grace
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