V.A. / Keeping Living Music Alive, Vol.2
Keeping Living Music Alive, Vol.2 Spielzeit: 73:07
Medium: CD
Label: Black & Tan Records, 2007
Stil: Blues

Review vom 13.10.2007


Joachim 'Joe' Brookes
Seit einiger Zeit beschert uns das niederländische Label Black & Tan mit seinen Künstlern und Bands exzellenten Blues.
Mit dem vorliegenden Sampler, der zweite dieser Art, bietet die Plattenfirma einen Einblick in den musikalischen Output der letzten Zeit. 18 Songs von sage und schreibe 14 Künstlern stehen auf dem Programm und mit 73 Minuten ist "Keeping Living Music Alive, Vol. 2" sehr gut gefüllt.
Den Auftakt macht Boo Boo Davis mit seinem "Who Stole The Booty" vom ausgezeichneten Album Drew, Mississippi, das eine gelungene Kombination aus programmierten Sounds und real gespielten Instrumenten dokumentiert. Der Track beinhaltet Slide-Gitarre satt, kräftige Mississippi-Rhythmik und einen hervorragend aufgelegten Sänger und Harper Boo Boo Davis. Der zweite Extrakt ist der Titelsong der CD, "Drew, Mississippi", einem autobiografischen Stück mit dem Violinisten Dan Merrill im Spotlight. Sparsam instrumentiert, strotzt das Lied vor Intensität.
Auch Doug MacLeod ist mit zwei Track aus seinem Album Where I Been auf dem Sampler vertreten. Der Dobro-Spieler und Sänger, bereits zu Recht mit einem Blues Music Award dekoriert, ist einer der Besten in seinem Fach. Auch hier treffen wir in "The Leavin' Road" auf sparsame Instrumentierung: Lediglich der akustische Bass und ein dezentes Schlagzeug sind das Beiwerk, mit dem der Künstler hochklassigen Blues bietet. Sein Umgang mit dem Bottleneck ist toll und "Ain't No Cure" ist feinstes Fingerpicking im Country Blues-Stil.
Auf die dänischen Roots-Rocker Turnip Greens aus Kopenhagen bzw. Arhus war ich echt gespannt, denn von dieser Band ist mir noch nichts an die Ohren gekommen und mit "Sixsixtysix" fegt das Quartett mal eben den Platz sauber. Spielfreude pur, mit Slide-Gitarre und ganz starker Rhythmusgruppe am Start, wissen sie zu überzeugen. Der Sänger hat eine tolle Stimme. Dann mal gleich zum weiteren Turnip Greens-Track: In "Kissed Her On The Cheek" lassen sie ihre balladeske Seite raushängen. Auch so können die Dänen punkten und da steht in absehbarer Zeit beim Rezensenten ein komplettes Album der Band an. Solche Sampler sind ja auch bestens für eine Entdeckungsreise geeignet.
Bleiben wir im Königreich und kommen zu Mike Andersen. R&B mit einem kräftigen Schuss Soul sind die Trademarks der Band, die mit einem Keyboarder und einer Horn-Section mächtig Dampf im Kessel macht. Das groovige "Fooling Yourself" ist einfach hervorragend und Andersen hat eine fantastische Stimme. Sein Gitarrenspiel, auf einer Halbakustischen ohne Effekte vorgetragen, ist glänzend.
Billy Jones' "Never Let You Go" ist ein Slow-Blueser, der, genau wie "Crystal", von seinem Album My Hometown stammt. Der Gitarrist und Sänger wurde für seine Platte mit internationalen, guten Kritiken überschüttet und folglich sind auch die beiden hier präsenten Stücke erste Sahne. Einem Boo Boo Davis gleich, setzt auch Billy Jones programmierte Klänge ein. Alles sehr geschmackvoll und mit viel Fingerspitzengefühl arrangiert.
"Crystal" ist flotter und wurde mit fetten Gitarrenriffs, die sich durch die gesamten fünf Minuten ziehen, ausgestattet.
Schon wieder spitzt man die Ohren. Messerscharfe Gitarren, ein Big George Jackson singt mit tiefer Stimme und "If I Could Change" kommt als sehr kompakter Song daher. Es braucht nicht viele Töne aus der Gitarre, um zu überzeugen. Weniger ist oft, auch hier, mehr.
Halbzeit nach neun Tracks der Compilation: Bisher sind alle Songs in ihrer Art Hinhörer.
Das instrumentale "Jack And Coke" vom Saxofonisten Erskine Oglesby und seiner Band ist swinging Blues, der groovend, ohne Umwege, sofort in die Beine geht. Obendrauf gibt es auch noch herrliche laid-back Töne aus der halbakustischen Gitarre. Wieder erste Sahne, dieser Track!
Roscoe Chenier, verwandt mit dem Zydeco-Champion Clifton Chernier, ist ein ausdrucksstarker Sänger, der mit "Bad Luck" einen exzellenten Swamp-Blues abliefert. Ohne viel Firlefanz arrangiert, lebt der Song von Cheniers eindringlicher Stimme und einem Feeling, das beeindruckend ist.
Ausgelassen geht es dagegen in "Little Voice" von Byther Smith, der in den frühen Jahren seiner Karriere mit Junior Wells, Big Mama Thornton und Otis Rush spielte, zu. Stampfender Chicago-Blues mit Keyboardbegleitung ist angesagt. Die Spaßfeder auf dem Sampler wird weiter angezogen.
Ernie Payne ist ein Singer/Songwriter mit bluesigem Touch. In "Mother's Uncle" begleitet er sich auf der Gitarre und seinen Text liefert er zum Teil im Erzählstil ab. Dieser Track ist so etwas von intensiv, den sollte man zum Abrunden über Kopfhörer genießen.
Teresa James mit ihrer soulig-rauen Stimme ist die Quotenfrau auf "Keeping Living Music Alive, Vol. 2". "My Heart Took A Beating" ist ein guter Song, der, neben ihrer Stimme besonders das Piano, die Gebläseeinlagen und eine recht blues-rockig gespielte Gitarre in die Waagschale legt.
Einen Touch von Extravaganz kann man Harrison Kennedys "40 Acres And A Mule" nicht absprechen. Eigenwillig, mit ganz wenig rhythmischer Begleitung und ebenso minimalistischer Gitarre ist der Track stripped-down Blues, wie man ihn selten zu Gehör bekommt.
Mit den Sunset Travelers, einer Band um den Keyboarder Roel Spanjers, der bereits einige Blues-Stationen bei anderen Musikern hinter sich hat, wird abermals die Roots Music-Tür geöffnet. "Walk A Mile In My Shoes", mit Banjo, Harp und natürlich reichlich Tastenteppich, mischt die Gefühle wieder auf. Die Mixtur aus Country und Blues stimmt und man darf ruhig an den einen oder anderen Song der großen Little Feat denken, wenn man die Sunset Travelers ein Stück des Weges begleitet.
Bleibt abschließend der Sänger Percy Strother, der mit dem Howlin' Wolf-Song "Cause Of It All" aufwartet. Strother markiert einen krönenden Abschluss mit seiner einfühlsamen Interpretation des Burnett-Tracks. Eine deutliche Duftmarke hinterlässt das coole Saxofon.
Der Sampler "Keeping Living Music Alive, Vol. 2" ist bestens geeignet, sich einen fundierten Einblick in die mannigfaltige Musik des Labels zu verschaffen.
Tracklist
01:Boo Boo Davis - Who Stole The Booty (5:21)
02:Doug MacLeod - The Leavin' Road (4:08)
03:Turnip Greens - Sixsixtysix (2:23)
04:Billy Jones - Never Let You Go (4:53)
05:Big George Jackson - If I Could Change (4:16)
06:Mike Andersen - Fooling Yourself (6:17)
07:Boo Boo Davis - Drew Mississippi (4:40)
08:Erskine Oglesby - Jack And Coke (3:27)
09:Billy Jones - Crystal (5:08)
10:Roscoe Chenier - Bad Luck (3:46)
11:Byther Smith - Little Voice (3:40)
12:Ernie Payne - Mother's Uncle (4:15)
13:Teresa James - My Heart Took A Beating (3:10)
14:Harrison Kennedy - 40 Acres And A Mule (3:35)
15:Sunset Travelers - Walk A Mile In My Shoes (3:59)
16:Percy Strother - Cause Of It All (2:53)
17:Doug MacLeod - Ain't No Cure (2:53)
18:Turnip Greens - Kissed Her On The Cheek (3:50)
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