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Live At Wacken 2010: 21 Years Faster:Harder:Louder
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Alle Jahre wieder... nein, nein, nicht das im Dezember, sondern im August... was für manche mindestens so toll ist wie Weihnachten:
Da findet das Wacken Open Air statt. Gleichzeitig startet der Vorverkauf für das nächste W:O:A im Folgejahr und es erscheint ein Rückblick auf das vom Vorjahr (nein, nicht das vom aktuellen, ganz so schnell geht es dann doch nicht...). Früher einmal in Form einer Doppel-CD, z.B. dieser Full Metal Juke Box, später dann als Doppel-DVD (Zusammenfassung von 2007) und dieses Jahr als Doppel-CD und 3D Blu-ray. Doch dazu später mehr. Wozu gibt es diese Nachlese? Sicher ist es als Erinnerung für diejenigen, die dort waren, eine tolle Sache. Aber auch für diejenigen, die nicht hinkonnten, und zuletzt für alle, die mal reinschnuppern wollen.
Das W:O:A ist populär, in allen Medien präsent, wobei man sicher manchmal über die Berichterstattung streiten kann. Denn oft wird sich auf Randerscheinungen konzentriert statt auf die Musik. Wacken ist mehr als nur etliche Bands auf mehreren Bühnen, mittlerweile gibt es ein großes nicht-musikalisches Rahmenprogramm mit allerlei Belustigungen, Wikingern ähm, Wackingern, Schlammcatchen etc. Einige Festivalbesucher scheinen zur Selbstdarstellung hinzufahren. Diese Punkte werden oft aufgegriffen und auf mehr oder weniger positive Weise gezeigt, so dass Dokus durchaus auch mal ärgerlich sein können, wenn sie vergessen (oder nur am Rande zeigen), dass das W.O.A. eigentlich ein Festival ist, bei dem es um die (teilweise sogar exklusiven) Auftritte von Metal-Acts geht. Bei aller (oft berechtigten) Kritik an dem 'Kirmes-Charakter' der Veranstaltung sollte man dies nie vergessen. Dafür gibt es die vom hauseigenen Label veröffentlichten CDs/DVDs, die natürlich nur eine kleine Auswahl von allem, was im jeweiligen Vorjahr gespielt hat, zeigen können. Die 2011er Ausgabe, also der Rückblick auf 2010, bietet folgendes:
Zunächst einmal 2 CDs - hm, wieso wieder CD? Keine DVD? Also nur hören, nichts sehen. Keine Interviews, keine Dokumentationen. Warum dies? Weil es das anderswo genug gibt und man sich auf die Musik konzentrieren wollte? Das Argument wäre verständlich, trotzdem wirken Live-Mitschnitte einfach besser, wenn sie mit Bild kommen. Auch ging durch die Art der Zusammenstellung die chronologische Aufbereitung verloren, es sind keine Hinweise enthalten, welche Band an welchem Tag spielte. (Wird das einfach als bekannt vorausgesetzt?). Im Booklet sind zwar Live-Fotos, jedoch nur sortiert nach Disk 1, Disk 2 und Disk 3. Der erste Silberling kommt mit Live-Material, das von deutschem (Dew Scented), deutsch-schwedischem (Arch Enemy) und schwedischem (Unleashed) Death Metal über eher traditionelle Musik (Anvil) bis zu Bands mit exotischer Herkunft - und teilweise -Klängen - (Orphaned Land, Ektomorf) reicht. Dazu noch Corvus Corax, welche zwar aus Germanien stammen, sich aber nicht dem Metal, sondern dem Mittelalter musikalisch hingeben.
Dudelsack begegnet uns erneut auf dem ersten Track der zweiten CD: Grave Digger hatten anlässlich ihres Jubiläums Gäste eingeladen, darunter neben den Sackpfeifern auch Hansi Kürsch. Gerade hier vermisse ich das Bild zum Ton, was dann auf der Disk 3 kommt. Es geht deutsch weiter, wenngleich deutlich traditioneller mit U.D.O, gefolgt von den Apokalyptischen Reitern und Endstille, die gar nicht so furchtbar böse wirken, wie sie immer tun. Weitere Erkenntnis auf dieser CD: Voivod spielen zwar erfreulicherweise alte Songs, doch die klingen nicht mehr ganz so wie früher. Ansonsten gibt es Geknüppel (z.B. Kampfar und Rotting Christ) bis es zum Ausklang etwas ruhiger wird und schließlich mit der Wacken-Hymne 2010 "We Are The Metalheads" endet. Fazit zu Disk 1 und 2: Ganz nette Zusammenstellung von Live-Tracks, die jedoch Fragen aufwirft: Warum gibt es von manchen Bands zwei Songs, von anderen nur einen oder gar keinen? Und warum gibt es das diesmal nur als Doppel-CD, die etwa halb so viele Tracks/Bands bietet wie die Doppel-DVDs der Vorjahre? Bleibt die Hoffnung, Disk 3 möge dies ausgleichen. Bei dieser handelt es sich immerhin um eine 3D Blu-ray. Hm, wird hier vorausgesetzt, dass jede/r das abspielen kann? In unserem Bekanntenkreis bzw. innerhalb der RockTimes-Redaktion können das die wenigsten. 3D für heimische TV und Abspielgeräte ist derzeit noch gar nicht ausgereift und ich kenne sogar niemanden, der das derzeit besitzt. Was hat man sich bei der Wahl gedacht, CD und Blu-ray, warum nicht eine Doppel-DVD? Nun also zu Disk 3: Erste Feststellung: Man kann zwischen 2D und 3D wählen, lässt sich damit für uns problemlos abspielen. Untertitelangebot Englisch. Okay, sonst nichts. Seltsam, ich dachte, das Teil wäre in erster Linie für den deutschen Markt. Man bekommt bei den spanischen Sätzen englische Untertitel (na ja, meistens zumindest), bei den englischen Sätzen gar nichts. Wer sich nun fragt, wieso Spanisch: der Film "Road To Wacken" erzählt die Geschichte einer fiktiven spanischen Girlband, die durch einen Wettbewerb einen Auftritt beim W:O:A gewonnen hat. Gezeigt wird der Weg dorthin, Schwierigkeiten, Streitereien mit dem Stiefbruder der einen Musikerin, der als Manager völlig unfähig ist, dazu Beziehungsprobleme eines der anderen Mädels. Das Ganze wurde wohl angelehnt an den Anvil-Film, kann aber bei weitem nicht an diesen heranreichen. Erst einmal gibt es keine Musik von "Princess Of The Night", nur einen kurzen gestellten Gig. Selbst bei einer erfundenen Band wie seinerzeit Spinal Tap hatte man sich die Mühe gemacht, diese 'echt' erscheinen zu lassen. Zweitens kann ich mich des Eindruckes nicht erwehren, die Damen sollten hauptsächlich gut aussehen und auch mal Haut zeigen, ob sie authentisch und glaubwürdig wirken, ist eher zweitrangig. Die musikertypischen Gespräche und Situationen (Besitzer eines Clubs irgendwo im nirgendwo weiß nichts vom geplanten Konzert) haken einige Klischees ab, das Drehbuch könnte jeder schreiben, der sich länger mit der Szene beschäftigt hat. Ganz nett ist lediglich die Ankunft in Wacken selbst und die Begegnung mit Doro.
Musik wird dennoch geboten: in Form von Live-Mitschnitten diverser Bands, diese sind zwar qualitativ gut, haben aber rein gar nichts mit der Handlung zu tun, sondern wurden einfach eingefügt. Erfreulich, dass hier die (optisch) lohnenswerten "Rebellion" und "The Ballad Of Mary" von Grave Digger ausgewählt wurden, wobei es beide Mitschnitte auch auf der dieses Jahr erschienenen Grave Digger-DVD gibt, also handelt es hier nicht um rares Material. Weiter könnte man fragen, warum sind hier einige Songs nochmal, die bereits auf Disk 2 waren? So kann auch Disk 3 nicht überzeugen, ich hatte zuerst gedacht, es handele sich um einen Film plus Bonus-Videos, nicht um 82 Minuten halbgares Zusammengebasteltes, wovon dann vielleicht 50 Minuten wirklich das "Live At Wacken 2010" sind, das man sich nach dem Titel erhofft. Wozu dieser 'Movie' mit 3D Format prahlt, erschließt sich mir auch nicht, wahrscheinlich wurden die Bandlogos auf der Straße im Vor-/Nachspann mit dieser Technik gedreht. Tja, Disk 3 gelingt es nicht, das Ganze zu retten. Im Verhältnis zu der von mir besprochenen
Live At Wacken 2008 enttäuschend. Jene Doppel-DVD und der Vorgänger über 2007 enthielten 6 (!) Stunden Live-Aufnahmen, aufgelockert durch Interviews und Einblicke ins Drumherum. Der Rückblick auf 2010 dagegen hat gerade einmal etwas mehr als 2 Stunden auf CD (also nur Audio) und weniger als eine Stunde Video-Eindrücke vom W:O:A, ergänzt durch ca. eine halbe Stunde Roadmovie. Ob sich die Macher damit einen Gefallen getan haben? Ich zumindest wäre verärgert, wenn ich mir das Teil gekauft hätte und würde wahrscheinlich im nächsten Jahr eher nicht zugreifen oder mich erst vergewissern, ob da wieder eine Steigerung vorhanden ist. Nun, Wacken-Fans, ist es an euch, zu entscheiden, ob sich diese Veröffentlichung für euch lohnt oder nicht.
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