Orientalisch angehaucht mit einer stark nach vorne drängenden Kraft präsentiert sich der Opener. Irgendwie düster, trotz des permanenten Vorwärtstriebs. Wovenhand ist ein Nebenprojekt David Eugene Edwards', der mit seiner anderen Band Sixteen Horsepower auch auf vorliegendem Sampler vertreten ist. Damit ist im Prinzip klar, wohin die Reise geht. Schaut man sich die beteiligten Künstler an, sieht man, dass es in Richtung Independent, Alternative Country, Roots Rock und vielleicht auch etwas Americana geht. Eigentlich so in etwa die Glitterhouse-Ecke. Und in der Tat sind dort einige der Protagonisten auch beheimatet.
"New Rides Of The Furious Swampriders" ist allerdings von Sireena aufgelegt und wie der Name impliziert, wurde davor schon einmal 'geritten'. Sireena ist eines der Label, das nicht nur meinen musikalischen Geschmack breit abdeckt, auch andere RockTimes-Kollegen finden dort vieles, was so richtig nach deren Gusto ist. Und trotzdem ist es so, dass die "Swamprider"-Reihe bisher an mit vorbeigeritten ist.
Bereits 1990 gab es Teil 1 mit dem Namen "The Perc Presents The Furious Swampriders". Eigentlich wollte The Perc, aka Labelchef Tom Redecker zu seinem geplanten Soloalbum Gäste aus dem deutschen Indie-Lager einladen. Es wollten allerdings so viele Musiker mitmachen, dass Tom den Plan umschmiss und ein neues Konzept entwarf: "The Perc Presents The Furious Swampriders".
»Die Songs sollten anders sein, gern schräg und kantig, selbst geschrieben oder gecovert. Egal ob auf Akustikgitarre oder Synthesizer, egal ob Folk, Punk, Rockabilly, Krautrock oder Minimal-Beat«. Ja, schräg geht es schon zu. Nehmen wir nur mal The Dad Horse Experience, dieser 'so andere' Musiker Dad Horse Ottn, dessen Dead Dog On A Highway letzten Sommer auch Kollege Markus begeisterte. Mit "Enjoy The Silence" präsentieren M. Walking On The Water eine mehr als gelungene Version des Depeche Mode-Songs. Und auch das Kirschbaum-Weishoff-Trio bietet eine starke Interpretation des alten "Heartbreak Hotels".
Selbst Deborah Harrys ( Blondie) balladenhaftes "Lucky Jim" hat etwas von diesem sich durch das ganze Album ziehenden schräg-düsteren Roots-Touch. Und Debbies Line-up hat es in sich. Neben Bandmate Chris Stein sind das Nick Cave und Jeffrey Lee Pierce. Über diesen The Gun Club-Musiker schrieb unser geschätzter Joe nicht zu Unrecht folgende Worte: »Kult ist angesagt! Jeffrey Lee Pierce ist Kult, genauso wie Jimi Hendrix, Jim Morrison, Kurt Kobain oder Janis Joplin. Der Leser mag mir hier schon meine Überschwänglichkeit verzeihen, aber was The Gun Club respektive Jeffrey Lee Pierce anbelangt, wird die gesamte Palette an Glückshormonen ausgeschüttet.«. Und wenn wir gerade bei Jeffrey sind: in seinem bei uns besprochenen Album The Journey Is Long steht 'eine' Lydia Lunch im Line-up und auf vorliegendem Sampler ist die Musikerin und Underground-Schauspielerin auch mit einem Beitrag beteiligt. Ihr zur Seite steht u. a. der Gitarrist Dave Alvin, der Lydias Vokalkünsten mit ein paar scharfen Saiten veredelt. Ich sehe, dass jede Menge der "Swamprider"-Musiker in RockTimes bereits verewigt sind. Das spricht für uns und für Toms hervorragende Auswahl.
Apropos Auswahl: Nach dem ersten Teil des Projektes gab es 1993 mit "The Perc Presents The Return Of The Furious Swampriders" die Fortsetzung. Diesmal mit internationalerer Besetzung ( The Walkabouts, Johnatan Richman, The Coal Porters, The Gun Club u.v.a.). Sieben Jahre später (da war Tom, zusammen mit Lothar Gärtner Besitzer von Sireena) kam "The Furious Swampriders Ride Again" mit (u. a.) Ian Matthews, Rich Hopkins, Willie Nelson im Duett mit Hermann 'The German' Lammers-Meyer oder auch Steve Earle. Da Lothar 2005 seiner Krankheit erlag, dauerte es bis heute, um den vierten Teil zu produzieren.
Selbtsverständlich ist The Perc himself auch mit vertreten. Sein bisher unveröffentliches "Sleeping Dog" lief mir bereits vor sechs Jahren als Demo-Version auf Electric Kindergarten, Rarities Vol. 1 über den Weg. Und überhaupt gibt es auf dem Album keinen Durchhänger, sofern man den leicht morbiden Stimmungen zugetan ist. Immer schwingt eine leicht düstere, sehnsuchtsvolle Färbung durch und irgendwie sind Bands wie Golden Kanine (herrlich, wie die Posaune dezent, aber wirkunsvoll Akzente setzt) ja dafür berühmt. Die Mischung auf "New Rides Of The Furious Swampriders" ist - dem ursprünglichen Ziel gemäß - wirklich exzellent. Eine schräger Vogel wie Johnny Dowd neben den Psycho-Punkern von The Raymen. Dazu mit Velvetone und den Fat Honks eine soulig-funkige, Desert-rockige Nummer mit Lou Reed-Feeling. Den Abschluss macht der deutsche Sitarspieler Harry Payuta. Sein "Take You Home" ist bis dato unveröffentlicht, wie im Übrigen auch die geniale "Heartbreak Hotel"-Version des Kirschbaum-Weishoff-Trios.
Sireena hatte mit dieser Reihe eine tolle Idee, denn ohne auf irgendwelche stilistische Konventionen achten zu müssen, kann man hier Musik und Musiker vorstellen, die auf ihren jeweiligen Gebieten zu den Guten gehören, aber der breiten Masse sicher in Teilen unbekannt sind. Selbstverständlich gibt es "New Rides Of The Furious Swampriders" auch in fettem Vinyl. Eine feine Sache ist das ...
Line-up:
Das ausführliche Line-up würde unseren Rahmen sprengen. Daher ein Link an dieser Stelle zur vorbildlichen Nennung aller Musiker. Und nein, der Drummer Brian Wilson ist nicht identisch mit dem Beach Boys-Wilson.
Tracklist |
Wovenhand - The Threshingfloor (3:03)
Deborah Harry - Lucky Jim (4:04)
The Raymen - When Death's Black Train Is Coming To Town (2:52)
M. Walking On The Water - Enjoy The Silence (3:42)
The Dad Horse Experience - Kingdom It Will Come (3:41)
Sixteen Horsepower - De-Railed (3:15)
The Perc - Sleeping Dog (2:04)
Lydia Lunch & Dave Alvin - Walkin' Down The Street [Doin' My Own Thing] (6:32)
Kirschbaum-Weishoff-Trio - Heartbreak Hotel (3:39)
The Walkabouts - Soul Thief (4:22)
Velvetone with The Fat Honks - The River (3:02)
Golden Kanine - Law Of Probable Outcome (4:12)
Johnny Dowd - Constant Waiting (3:18)
Harry Payuta - Take You Home (2:56)
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Externe Links:
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