Rocktimes: Hallo Eddy, vor über drei Jahren
haben wir uns schon einmal gegenüber gesessen und ich muss sagen, du siehst blendend aus! Liegt es vielleicht daran, dass du dich deiner langen Haarpracht entledigt hast?
Eddy: Meine lange Haarpracht war keine mehr, darum der Schnitt - neues Leben, andere 'Haarpracht'. Nee, mal im Ernst, mir geht es wieder richtig gut. Mein Leben ist wieder im Gleichgewicht, der Erfolg und vor allem die Anerkennung für das, was ich tue ist zurückgekehrt. Ich habe mit dem Ausscheiden aus dem Quasimodo viel Neues über mich erfahren und glaube die richtigen Schlussfolgerungen für mein Leben gezogen zu haben. Musik inspiriert mich wieder - meine persönliche und vor allem meine existenzielle Situation haben sich sehr gut stabilisiert. Mein Leben befindet sich wieder im Gleichgewicht!
Nun kann ich mir mein Tätigkeitsfeld aussuchen - weg vom Erfolgsdruck und wieder mit viel Spaß bei der Sache (schmunzelt) - gibt es Schöneres?
Rocktimes: Na ja, deine Haare haben sich ja wieder gut fortgepflanzt (müssen alle lachen) Damals erzähltest du uns stolz, dass du für den Berliner Kult-Club Quasimodo als Pressewart und Booking-Assistent tätig bist. Mittlerweile ist es ja ein offenes Geheimnis, dass die 'Ehe' nicht lange gut ging. Warum?
Eddy: Assistent bin ich im Übrigen wieder - Pflegeassistent mit geronto-psychiatrischer Spezi - klingt doch besser als Booking-Assi, oder? (lacht)
Ja, die 'Ehe' mit dem 'Quasi' ging richtig krachend zu Ende und verlief letztlich ziemlich schmutzig und übel - aber egal - gelernt habe ich eine Menge, und nur das ist entscheidend für mich. Ich hatte ja diesen berühmten Anruf seinerzeit bekommen, den Anruf, mit dem ich nicht mehr gerechnet hatte und der meine Ambitionen, im Musikgeschäft doch noch Fuß zu fassen, kurz aufleben ließ. Ich glaube, dies war der Grund, warum ich mich gegen meine Überzeugung hab verbiegen lassen. Diesen Job wollte ich um jeden Preis, der Preis jedoch, den ich dann anschließend 'gezahlt' habe, war sehr schmerzlich und ernüchternd.
Charlottenburg und Eddy Czesnick - das funktioniert niemals, dass weiß ich heute!
Ich werde hier mit Sicherheit keine Interna ausplaudern. Jeder hat seinen Stil und diese beiden Stile passten nicht zusammen. Ich kann unter einem ständigen Erfolgsdruck nicht arbeiten, nicht mit und für die Musik, die für mich vor allem auch spirituelle Bedeutung hat. Und trotzdem, nach dem Tal der Tränen muss ich rekapitulieren - es war gut, dass ich es probiert habe - gelernt habe ich eine Menge - und letztlich habe ich dann doch Flagge gezeigt und mein Gesicht bewahrt!
Nun bin ich dort zur unerwünschten Person erklärt worden, in dem Klub, dem ich seit dem 09.11.1989 meine Treue gezeigt hatte. Aber auch damit kann ich nun seit mittlerweile drei Jahren bestens umgehen - Der Kult dort ist meiner Meinung nach sowieso vorbei, spätestens nach Giorgios Ausstieg. Die besten letzten kultigen Jahre des Klubs habe ich damals in den 90ern noch genießen können. Nun habe ich Charlottenburg den Rücken gekehrt - endgültig! Neue Aufgaben warten auf mich - schöne Veranstaltungen, die erfolgreicher denn je sein werden, weil sie mit Leidenschaft und Größe entstehen, weil daran Menschen beteiligt sind, keine Buchhalter.
Rocktimes: Hmm, ich finde es sehr bedauerlich, dass du und das Quasimodo sozusagen mit 'nem riesigen Krach auseinander gegangen seid. Nun gut, die Sache ist für dich abgehakt. Wie sehen deine Zukunftspläne aus?
Eddy: Ja mein Lieber, im neuen Jahr werde ich das Managment von Speiche's Monokel Blues Band übernehmen und kann damit dieser Kult-Band etwas von dem zurückgeben, was sie mir in den 80ern anvertraut haben! Mein Ziel: wir werden die Monokel-Philosophie wieder auf die großen Bühnen zurückbringen - im Osten, wie im Westen - Die Zeit ist reif!
Rocktimes: Das nenn ich wirklich eine tolle Entwicklung, die du gerade durchlebst! Ich denke, eine Zusammenarbeit mit Speiche's Monokel Blues Band ist doch der Hammer! Wie kam es dazu?
Eddy: Im Grunde genommen hatte das wieder mit dem Quasimodo zu tun - am Tag der Deutschen Einheit brachte ich diese Kultband mit Giorgios Unterstützung in den Klub. Ein Special der besonderen Art - wir hatten eine Riesenparty vor ausverkauftem Haus. Speiche's Monokel waren damals die erste Blues-Band aus dem Osten, die den Sprung ins 'Quasi' geschafft hatte. Engerling hatte ich dann noch im Januar gebucht, doch leider war ich da quasi schon aus dem Rennen.
In Erinnerung an dieses Ereignis hatte mich Speiche angerufen und mich gebeten die Organisation ihres Jubiläumskonzertes, am 27.10. im Berliner Kesselhaus zu übernehmen. Ich habe natürlich dankend angenommen - es war mir immer eine Ehre und ein Bedürfnis diese Band zu unterstützen - im Übrigen traf das auch für die andere Monokler Band - Kraftblues zu. Für sie hatte ich 2007 die 'The Battle Of The Bands' - Monokel vs. Pat Travers Band im Kesselhaus Peter Edel organisiert.
Monokel hat mir 1983 in Berlin 'das Leben gerettet' - ohne sie wäre ich heute Trecker-Fahrer in der Gemeinde Schönberg (Meckl.).
Und was die Jungs damals für UNS riskiert haben, wird mir mit zunehmender Zeit immer klarer. Da versteht es sich von selbst, dass man zurück gibt, wenn man darf!
Nun habe ich mich aber für Speiches Band entschieden, weil sie für mich das Original sind und weil mich das Klima in der Band enorm berührt hat. Ich hatte wirklich mit großartigen nationalen und internationalen Musikern zu tun - aber dieser 'Friede', diese Harmonie ist beispiellos. Andere werden kreativ, wenn sie Stress verbreiten, wenn Spannungen passieren. Nicht hier, hier fließt es aus dem Herzen - und da gibt es die Verbindung zu damals, die Verbindung zur Basis.
Rocktimes: Mensch Eddy, das hört sich alles sehr spannend an! Zurückblickend wurde Ende Januar diesen Jahres ein Tourbericht von dir bei uns veröffentlicht. Du warst mit Eric Gales und T.M. Stevens auf Tour und deine Zeilen habe ich mit Begeisterung gelesen! Welchen Eindruck hat Gales bei dir hinterlassen?
Eddy: Eric Gales ist bereits seit den 90ern, zumindest in den Staaten eine ganz große Nummer. Hier tut er sich noch schwer - aber wie wir der Presse entnehmen dürfen, passiert nun auch bei uns mehr Aufmerksamkeit. Gales, du wirst es wissen, wird von den Erben Jimi Hendrix' autorisiert und unterstützt und das geschieht natürlich nicht von ungefähr - ich rufe dir nur die Tour vom Dezember letzten Jahres in Erinnerung - was Eric da abgezogen hatte, ist als sensationell zu bezeichnen. Mr. Gales wird es nun in kürzester Zeit schaffen, so er gesundheitlich bei der Stange bleibt, in Europa eines der oberen Treppchen einzunehmen - sicher haben wir (Direct-Booking Berlin & ich) mit der Tour im letzten Jahr dazu beigetragen.
Rocktimes: Also hat dich Eric voll überzeugt. Sag mal, du stehst kurz vor deinem 50. Geburtstag. Gibt es da eine große Party? Und falls ja, hast du geplant, deine Gäste mit Live-Musik zu verwöhnen?
Eddy: Hat dich Eric etwa nicht überzeugt? Also zumindest musikalisch hat er meine Erwartungen noch weit übertroffen - ich neigte zwischenzeitlich schon dazu, die Rückkehr vom Jimi zu verkünden. Die andere Seite des Eric Gales erschließt sich mir dann wiederum nicht so richtig - aber er ist schon ein sehr GUTER!
Ja, mein 50. naht und mit diesem Geburtstag möchte ich noch mal auf die Pauke hauen. Einige fragen mich, ob man zu jedem 'Nuller' so'n Wirbel machen muss. Ich finde schon, weil man dann ein besseres Gefühl für den Verbleib von zehn Jahren bekommt. Ich weiß heute noch ganz genau, was zu meinem Vierzigsten lief und viele meiner Freunde haben diesen Tag im Jahr 2002 bis heute nicht vergessen. Mal sehen wie viele Freunde da noch so kommen. Wenn man mit Musik mehr zu tun hat, als nur zu Konzerten zu gehen und CDs zu tauschen, bleibt halt oft zu wenig Zeit übrig, um Freundschaften zu pflegen - das bedauere ich eigentlich sehr. Klar, neue kommen dazu, aber die alten halt - sind eigentlich schon die Wichtigen. Aber ich denke es wird nicht die oft zitierte 'Molls Party' ( Engerling).
Mein 50. wird dieses Mal in drei Parts gefeiert - so alles aufgeht, aber es sieht sehr gut aus:
Part 1: 24.01.2012 - Eddy wird 50 - Das Konzert: Black Stone Raiders: Jean-Paul Bourelly / Darryl Jones / Will Calhoun im Berliner Frannz-Club!
Part 2: 27. + 28.01.2012 - Eddy wird 50 - Die Party mit einer Soul-Avantgarde Sensation aus New York: M.Nahadr & Band im Garbáty (Nu Soul, Electric Jazz) - Zwei Nächte Groove, Ästhetik & Poesie - so etwas hat Pankow noch nicht erlebt, das kann ich Euch versprechen! Diese Nächte werde ich meinem Hero Miles Davis zu seinem 20. Todestag widmen!
Part 3: 18.08.2012 - Eddy & Ingo werden 50 - Die Sommerparty: Direkt am Meer (Wohlenberger Wieck) Live: Albers Anders, die Band um Zuppe ( Monokel) - Hans Albers in Rock! & Altgold - eine neue Band aus Berlin um Gründungsmitglied von Monokel, Wille Borchert und Bassmann von Renft, Marcus Schloussen und natürlich DJs - als Klassentreffen erweitert und mit meinem längsten und besten Freund Ingo gemeinsam am Meer und mit Hans Albers, wie & wo sonst!
Mal sehen was zum 60. so wird. Vielleicht mit meiner Familie am Meer mit Angel und Zelt... Schaun wir mal!
Rocktimes: Natürlich, Eddy, hat mich Gales auch überzeugt! Und zu deinem 50. hast Du Dir wirklich einiges vorgenommen. Ich biete dir gleich mal die Gelegenheit, eine Wunschliste zu veröffentlichen (lache). Mit welchem Geschenk kann man dir am meisten eine Freude machen?
Eddy: Geschenke sind seit je her nicht angesagt (schmunzelt) - das Geschenk sind die Leute und die Party. In der Regel spenden die Gäste großzügig und beteiligen sich etwas, je nach Möglichkeit am Buffet. Wer trotzdem was schenken will, wird das sicher tun - und hat da freie Auswahl (lacht). Ich will natürlich nicht erheblich draufzahlen müssen, das wäre dann bspw. ein schönes Geschenk.
Rocktimes: Das klingt ziemlich bescheiden Eddy! Apropos Geburtstag: Den hattest du am 27. Oktober für Speiches 65sten und dem 35-jährigen Band-Jubiläum der Monokel Blues Band organisiert. Erzähl mal wie du den Tag erlebt hast und wie viel Zeit du vorab für das Event investiert hattest.
Eddy: Dieses Konzert ist nun schon mehr als einen Monat her und lebt immer noch in mir. Ein halbes Jahr Vorlaufzeit mit viel guter Energie und vielen Ideen, die direkt von den Bandmitgliedern, Sören (vom Kesselhaus) und mir kreativ vereint worden sind. Ein sehr duftes Org.-Team vom Kesselhaus, mit Anja als Pressefrau, extrem gut diese Frau (!), mit Steffen dem Technik-Boss und so vielen Helfern. Viele tolle Gäste, die sich bereitwillig den Strapazen der Vorbereitung stellten - Zwei Stargäste, mit Henrik Freischlader und Achim Mentzel extrem gut besetzt, die überaus freundlich einen unglaublichen Kick einbrachten. Ja, viel Arbeit, aber es hat einen Riesenspaß gemacht und war letztlich überaus erfolgreich. Nun haben wir, Speiche's Monokel Blues Band und ich, ihr Manager, genau den Startschuss geschafft, den wir gebraucht haben. Ein erstes Highlight steht schon fest: Wir werden mit der Nina Hagen Band bei den Rother Bluestagen am 30.03.2012 auf einer Bühne stehen. Monokel wird wieder auf die Bühnen zurückkehren, mit neuem Stoff - brandheiß und mit dem Finger in der Wunde! Wir werden dem Etablissement richtig einheizen und unseren alten und hoffentlich neuen Fans wieder eine Basis bieten, Widerstand zu organisieren.
Rocktimes: Ach Eddy, wir hätten da einen Wunsch, den du uns vielleicht erfüllen kannst: Schaffst du es 2012, uns Stoney Curtis zu präsentieren?
Eddy: Ihr werdet es mir kaum glauben, wir hatten für den 01. Februar 2012 fast alles unter Dach und Fach, aber Wolfgang vom Garbáty meinte, es wären schon zu viele Dates im Februar, die sich gegenseitig rauskicken würden. Und er hat vermutlich Recht. Leider ist die Fan-Schar nicht so üppig, dass man zwei Konzerte dicht nebenher machen kann. Wir haben nun Rob Tognoni (12.02.2012) verpflichtet, auf den die Berliner Blues-Fans schon seit Jahren warten. Aber vielleicht wird's ja noch was mit Curtis im Herbst, so er wiederkommen wird. Er bleibt ein guter Freund, dem ich eigentlich immer eine Bühne garantieren wollte, aber leider sind die Möglichkeiten und auch die Mittel begrenzt. Tja, wenn wir wüssten, dass die Fans auch kommen würden …. Wir hatten am 02. November Geoff Achison mit einem Wahnsinns Line-up im Garbáty - eines der schärfsten Konzerte meiner Laufbahn - und die üblichen Verdächtigen des Blues waren nicht da, obwohl der Termin sehr gut kommuniziert wurde. Aber das ist die Realität - die Mittel sind eben nicht nur bei den Veranstaltern knapp…
Rocktimes: Ja Eddy, wir waren an dem Tag live dabei und sind anschließend begeistert heimgefahren. Wirklich sehr schade, dass nur so wenige anwesend waren. Ui, die Zeit vergeht, wir sind am Ende angelangt und wir bedanken uns im Namen von Rocktimes für deine informativen Antworten. Und wie immer bei unseren Interviews, gehört das letzte Wort dem Befragten.
Eddy: Das bin ich dann wohl (schmunzelt).Tja, schönen Dank für die Möglichkeit bei Euch was loszuwerden, Danke für die passenden Fragen, Mike, und 'ne große Hoffnung auf noch kommende großartige Ereignisse. Ich bin wieder da, in dosierter aber wirksamer Form und habe noch viel zu bewegen. Darauf freue ich mich und hoffe auf die Unterstützung der Musikliebhaber, denn ohne sie geht einfach mal 'nüscht'. Im Übrigen finde ich es gut, dass ihr mit Holger einen weiteren Berlin-Korrespondenten habt und ihr beide euch, wie mir scheint, prima ergänzt. Und keine Bange, ich werde im kommenden Jahr dafür sorgen, dass ihr nicht arbeitslos werdet (lacht). Ansonsten wünsche ich uns allen einen friedlichen Jahresausklang und 'nen duften Start ins 2012 - ein Jahr, das es in sich haben wird - das spüre ich deutlich! In diesem Sinne solltet ihr euch schon mal folgenden Termin vormerken: Wie ich bereits erwähnte werden ich, Ingo und Mario am 17./18.08.2012 zum Anlass unserer Jubiläumsgeburtstage eine Sommerparty schmeißen: Direkt am Meer (Wohlenberger Wieck) mit reichlich Live-Mucke (siehe oben)!
Abschließend möchte ich einen besonderen Dank an meine Familie richten, meiner liebe Frau Pia und meiner Tochter Jade-Marie für Ihre Liebe und Unterstützung!
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