Let Him Roll - Zum Tod von Guy Clark (06.11.1941 - 17.05. 2016)
R.I.P. »Now when I die, please bury me
down by this old muddy creek
Let the crawfish have their way
it's mud to mud and that's okay
We all just crawled out of the mud«

(aus "Mud", 2002)



Nachruf vom 23.05.2016


Markus Kerren
Der 17. Mai 2016 war ein trauriger Tag. Wahrscheinlich aus vielen Gründen, aber ganz sicher auch deshalb, weil der in Texas geborene Singer/Songwriter, Country- und Roots-Musiker Guy Clark an diesem Datum im Alter von 74 Jahren verstorben ist.
Nach ersten Karriere-Stationen in Houston (ohne Alben) und in der Szene angekommen, formten sich lebenslange Freundschaften mit vielen Seelen-Verwandten, allen voran dem legendären Townes Van Zandt. Als er Texas zunächst verlassen hatte, ging es über Stationen in Kalifornien (San Francisco und Los Angeles) wieder zurück in die Heimat, bis er schließlich in Tennessee landete. Bereits davor hatten andere Musiker mit seinen Songs Hits platziert, während er sich seinen Lebensunterhalt mit dem Bau und Reparaturen von Gitarren verdiente.
Etwa Mitte der Siebziger formte sich um ihn herum die Country Outlaw-Bewegung, die sich deutlich von dem Nashville-Einheitsbrei und der starren 'Wunderbare Welt'-Lyrik befreien wollte (und auch konnte). Der damals noch sehr junge 'Ausreißer' Steve Earle fand Unterschlupf und so etwas wie einen 'großen fördernden Bruder' in ihm. Dies war auch die Zeit, in der das erste Guy Clark-Album, Old No. 1, ein Klassiker für die Ewigkeit (mit wahren Songperlen wie beispielsweise "L.A. Freeway", "Texas 1947", "Like A Coat From The Cold", "That Old Time Feeling", "Let Him Roll" etc. etc.), erschien. Zehn Songs - zehn Treffer!
Eine Gepflogenheit, ein Grundsatz, den er sich mit Van Zandt bereits sehr früh zu eigen machte war, niemals eine einzige Textzeile (geschweige denn einen kompletten Song) mit Plattitüden oder Phrasen zu verschenken, zu verschwenden. Ob es an der akribischen Arbeitsweise oder seinen nie sehr hohen Verkaufszahlen lag, dass zeitweise zu viele Jahre zwischen Album-Veröffentlichungen lagen, sei mal dahingestellt und ist auch nicht weiter wichtig. Was zählt, ist das Endergebnis und das ist eines, das sich sehen lässt. Es gibt keine einzige schlechte Scheibe des Texaners, es gibt nicht mal einen einzigen schlechten Track.
Genau dies ist dann auch der Punkt, der ihn in puncto Qualität auf eine Stufe mit Townes Van Zandt stellt. Er war ein sogenannter Songwriter's Songwriter, war und ist speziell bei Musikern sehr hoch angesehen. Dazu ein fabelhafter Geschichten-Erzähler, einer, dem man wahnsinnig gerne zuhört und in dessen Songs immer wieder auch Parallelen zu sich selbst finden kann.
Guy Clark war nie ein Star, hatte selbst nie einen Hit. Das mag einerseits an seiner immer etwas angerauten Stimme gelegen haben, ganz sicher aber auch an seinen Texten (die oft auch nicht ganz so angenehme Themen ansprachen) und seiner Verweigerung zur Anpassung an ein Musik-Business, mit dessen Methoden er sich nie anfreunden konnte. Nicht ganz überraschend hatte er aber auch immer eine ganz große Portion Humor am Start.
»Now, William Butler Yeats in jeans, got up to play guitar and sing
in some joint in Mission Beach last night
At the door sat Tom Waits in a pork pie hat and silver skates
juggling three collection plates, Jesus Christ...

Townes Van Zandt standing at the bar
skinnin' a Hollywood movie star
and he can't remember where he parked his car
or to whom he lost the keys...«

(aus "Cold Dog Soup", 1999)
Ein ganz Großer ist gegangen! Was aber bleibt, ist seine Hinterlassenschaft in Form von 13 Studio- und mehreren Livealben. Eine besondere Scheibe ist ganz sicher "Together At The Bluebird Cafe" (aufgenommen 1995), live in einer relativ kleinen Bar zusammen mit seinen Freunden Townes Van Zandt und Steve Earle. Zahlreiche, direkt aus dem Leben gegriffene Kleinode, die mit zigaretten- und whiskeygegerbter Stimme aufs Band gebracht wurden. Zahlreiche große Namen, allen voran Emmylou Harris oder Nanci Griffith, waren umgehend an seiner (musikalischen) Seite, wenn er sie darum bat.
Jahrelang als Mentor für junge aufstrebende Musiker unterwegs, hier auch nochmal ein Grundsatz, den er sicher selbst stets in sich trug:
»Well, he's one of those who knows
that life is just a leap of faith
So spread your arms and hold your breath
and always trust your cape«

(aus The Cape, 1997)
Schreib' und spiel noch ein paar neue Songs da oben, Guy, dann wird's im Himmel noch schöner!
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