Joe Cocker / Fire It Up
Fire It Up Spielzeit: 42:35
Medium: CD
Label: Sony Music, 2012
Stil: Rock

Review vom 14.12.2012


Sabine Feickert
Wenn Musiker ins Rentenalter kommen und dann noch eine neue Scheibe veröffentlichen, dann kann es dafür mehrere Gründe geben, die durchaus auch kombiniert auftreten können.
Manche wirken noch so fit, dass es ganz einfach unvorstellbar erscheint, diesen den Schaukelstuhl statt eines Studiohockers anzubieten. Anderen ist das Musizieren anscheinend sogar ein Lebenselixier. Wieder andere werden von ihren Plattenfirmen dazu 'gezwungen'. Darüberhinaus gibt es wahrscheinlich noch jede Menge anderer Gründe, die wohl so individuell sind, wie die betreffenden Musiker.
Auch Woodstock-Veteran Joe Cocker denkt noch nicht ans Altenteil, sondern geht statt auf Kaffeefahrt mit seinem neuen Album auf Tour. Meine Neugier auf die Scheibe war groß, die Single-Auskopplung "Fire It Up" klang im Radio nicht schlecht.
Im Prinzip bestätigt das gesamte Album den ersten Eindruck – nicht schlecht... aber auch nicht so wirklich gut.
Die Stimme hat noch jede Menge Power und kann diese eigentlich gar nicht wirklich entfalten. Die Nummern sind durch die Reihe ganz nett, schöpfen aber Cockers volles Potential nicht aus. Dass er selbst 'ES' noch kann, zeigt sich deutlich im Video eines Fernsehauftritts, bei dem er gegen Ende des Titelsongs anfängt warm zu werden und den Zuschauer erahnen lässt, was für ein 'Tier' noch in ihm steckt.
Schade, dass es auf dem Album nicht so richtig raus darf, sondern sich hinter einer relativ weichgespülten Produktion und einem zu glatten, auf Massenkompatibilität ausgerichteten Songwriting verbirgt. Immer mal wieder blitzt das kurz auf, was ihn eigentlich ausmacht. Und immer wieder wird dann doch wieder der Rückzieher gemacht und die Songs gehen nicht über diese 'naja, ganz gut'-Grenze hinaus. Ob der Durchschnittshörer wirklich keine Authentizität mehr verträgt oder nicht vielmehr dieses Anpassen an den Durchschnitt zu einer gewissen Kaufmüdigkeit führt – darüber mag an anderer Stelle spekuliert werden.
Zurück also zu "Fire It Up". Der oben schon angesprochene Titelsong vermochte im Radio meine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken – die unverkennbare Stimme sticht aus dem Einerlei im Äther sofort raus. Der Refrain ist eingängig, die Strophen sind anfangs beinahe Sprechgesang und werden zum Ende hin immer kraftvoller. Fast ein wenig Discofeeling versprüht "I'll Be Your Doctor" mit großen Bläseraufgebot und den Background Vocals von Sherree Brown, Mabvuto Carpenter und Ayana Williams.
"You Don't Know What You're Doing To Me" weckt Erinnerungen an frühe Jugendzeiten – wenn ich jetzt nicht total falsch liege (die Tanzstunden sind lange her), bietet sich das als jugendverträgliche Untermalung für langsamen Walzer an.
"You Don't Need A Million Dollars" dagegen kommt wie gut gemachte Werbemusik fürs Vorabendprogramm daher. Vorm inneren Auge steigt förmlich die harmonische Vorzeigefamilie beim Kaffeetrinken auf, derweil der 'Herr Kaiser von der Humbug Mülleimer' an der hübsch dekorierten Haustür klingelt, um ein Extrapaket Sicherheit in allen Lebenslagen zu offerieren... doch genug gespottet, das Idyll wird direkt abgelöst vom groovenden "Eye On The Prize", in dem das oben geortete 'Tier' die Zähne kurz aufblitzen lässt. Auch "The Letting Go" hat intensive Momente.
"I'll Walk In The Sunshine Again" ist als Schmusenummer konzipiert und bietet so richtig 'was fürs Herz'.
Alles in allem ist "Fire It Up" ganz bestimmt nicht Cockers bestes Album, aber es lässt sich ganz gut hören und ist im Vergleich zu manch anderen Neuerscheinungen auf jeden Fall im oberen Bereich angesiedelt.
Reinhören vor einem eventuellen Kauf ist empfehlenswert!
Line-up:
Joe Cocker (vocals)
Ray Parker jr. (guitar #1-5,8-11)
Joel Shearer (guitar #1,5-11)
Tim Pierce (guitar #2-4)
Tom Bukovac (guitar #6,10)
Chris Chaney (bass)
Jamie Muhoberac (keyboards)
Matt Serletic (keyboards, programming)
Dorian Crozier (drums, percussion)
Jamie Hovorka (trumpet #2,9)
John Daversa (trumpet #2,9)
Jeff Babko (trombone #2,9)
George Shelby (alto/tenor saxophones #2,9)
Cleto Escobedo III (bari saxophone #2,9)
Sherree Brown (background vocals #2,3,11)
Mabvuto Carpenter (background vocals #2,11)
Ayana Williams (background vocals #2,11)
Kara Britz (background vocals #3,4)
Michael Finnigan (B3, background vocals #4)
Maxine Waters (background vocals #6)
Julia Waters (background vocals #6)
RDVZ A Capella Group (background vocals #1,4,5,7,10)
Tracklist
01:Fire It Up
02:I'll Be Your Doctor
03:You Love Me Back
04:I Come In Peace
05:You Don't Need A Million Dollars
06:Eye On The Prize
07:Younger
08:You Don't Know What You're Doing To Me
09:The Letting Go
10:I'll Walk In The Sunshine Again
11:Weight Of The World
Externe Links: