John Robert 'Joe' Cocker (*20. Mai 1944 - †22. Dezember 2014)
Mit großer Bestürzung hat die RockTimes-Redaktion vernommen, dass der englische Rock- und Blues-Sänger Joe Cocker im Alter von 70 Jahren einem kleinzelligen Lungenkrebs erlegen ist.
John Robert Cocker, der als Kind von seinen Freunden mit dem Spitznamen 'Cowboy Joe' ausgestattet wurde, startete eigentlich als Schlagzeuger in seiner Heimatstadt Sheffield in Amateur-Bands, bevor ziemlich bald klar wurde, mit welchen Qualitäten als Sänger er gesegnet war. Von da an gehörten die Drums im Leben des Nordengländers sehr bald der Geschichte an. Im Jahr 1964 erfolgte eine erste Aufnahme als Sänger ("I'll Cry Instead", geschrieben von Lennon/ McCartney), die Single floppte (vor allem aufgrund mangelnder Unterstützung des Labels) jedoch gnadenlos und ein verbitterter Cocker zog sich gänzlich aus der Szene zurück.
Im Jahr 1967 erfolgte ein zweiter Anlauf mit seinem Kumpel und Bassisten (der sehr bald darauf auf Piano und Keyboard umstieg) Chris Stainton. Cockers größter Coup, die Idee zu seiner ganz eigenen Version des Beatles-Songs "With A Little Help From My Friends", kam ihm nach eigener Aussage auf dem stillen Örtchen während einer Bandprobe. Und dieser Song wurde nicht nur ein Riesenhit, sondern sein Aushängeschild bis ins heutige Jahr.
Das erste Album (ebenfalls "With A Little Help From My Friends" benannt) kam 1969 raus, gefolgt von dem genau so guten "Joe Cocker!" nur unmittelbar später. Legendär dann nicht nur sein Auftritt auf dem Woodstock Festival, sondern auch die im Frühling 1970 unter dem Banner "Mad Dogs & Englishmen" stattfindende US-Tour, die dazu noch ein großartiges Livealbum sowie eine fast zweistündige, unbedingt empfehlenswerte Dokumentation in Filmform abwarf.
Aber so stark diese Tour (mit sehr großer, von Leon Russell als Chef geführter Band) im künstlerischen Sinne war, so (physisch wie mental) ungesund war sie für den Engländer im Gegenzug. Cocker machte auch während der gesamten Siebziger starke Alben, war körperlich wie seelisch aber jenseits von Gut und Böse, woran extremer Alkohol- und Drogengenuss natürlich auch nicht ganz unschuldig waren. Vom Business schon lange abgeschrieben, vermittelte er diesen Eindruck rein durch seine Körpersprache und Mimik auch bei seinem ansonsten bärenstarken Rockpalast-Auftritt im Jahr 1980.
Etwa Anfang bis Mitte der Achtziger fing er sich jedoch (mit sporadischen Aussetzern) wieder und gestärkt durch Manager und ein Umfeld, das es endlich mal gut (bzw. ehrlich) mit ihm meinte, begann der stetige Aufstieg, angefangen mit dem Song "Up Where We Belong" im Duett mit Jennifer Warnes. Speziell in Deutschland, aber auch in vielen anderen Ländern und Kontinenten war Cocker seither sehr erfolgreich und auch persönlich glücklicher als jemals zuvor. Fast bis zum Ende stand der Brite noch auf den Bühnen und konnte im Besonderen mit seinem letzten Album Fire It Up noch einmal einen ganz großen Erfolg einfahren.
Seine auf der Bühne so ganz eigene Motorik (die nichts und nie etwas anderes als imaginatives Gitarren-, Drum- oder Pianospiel darstellte) wurde über Jahrzehnte immer wieder extrem anmaßend sowie beleidigend belächelt und karikiert. Was der Meister selbst jedoch immer schulterzuckend und entwaffnend mit einem verschmitzt lächelnden »Aaaah... you know...« abwinkte, um sich anschließend viel lieber einem gepflegten Bier zuzuwenden.
Joe Cocker war einzigartig, er war einer der ganz Großen, die wir in dieser Form nie wieder erleben werden. Alben wie "With A Little Help From My Friends" (1969), "Joe Cocker!" (1970), "Mad Dogs & Englishmen" (1970), "Something To Say" (1972), "Stingray" (1976) und das nochmal ganz starke "Sheffield Steel" (1982) sind Meilensteine in dem Metier des Protagonisten.
Wieder mal hat uns traurigerweise ein Ausnahmekönner verlassen, dessen Lücke nicht zu schließen ist.
Rest in peace, Joe, wir werden dich nie vergessen!
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