John Campbelljohn Band / Good To Go
Good To Go Spielzeit: 50:13
Medium: CD
Label: Pepper Cake Records/ZYX, 2009
Stil: Blues Rock

Review vom 22.06.2009


Ilka Heiser
Good to go...
Es gibt Tage, da könnte ich vor lauter Begeisterung vor den Lautsprecher-Boxen im Quadrat springen. Und heute ist mal wieder so einer - denn die neue Scheibe von Pedal Steel-Hexer und Slidemeister John Campbelljohn, "Good To Go" hat bei mir aufgeschlagen. Und wie nicht anders zu erwarten, bietet er auch auf diesem Silberling wieder (Slide)-Feinkost der Extraklasse. Wie kein anderer versteht er es, Songwriter-Qualitäten mit einer anständigen Portion Blues-Feeling zu kombinieren und bedient sich dabei hemmungslos in anderen musikalischen Genres. Nichts für Blues-Puristen also, die sollten besser die Finger davon lassen - oder vielleicht doch mal über den Tellerrand schauen?
Dazu handhabt der Mann mit unglaublicher Perfektion die Slide-Gitarre - sein Markenzeichen.
Das er nun mal zu den Besten seines Faches gehört, beweisen immerhin schon 13 Blues Awards, die er seit 1992 einheimsen konnte. Sein Ruf, einer der besten Slidegitarristen zu sein, könnte man seit dem Erscheinen des Debüts im Herbst 1993 als fast schon legendär bezeichnen. Danach erblickten solche Studio-Schätzchen wie "Hook, Slide & Sinker" (1999), "Nerves Of Steel (2000) oder Weight Of The World (2007) sowie die Live-Scheibe The World Is Crazy (2003) das Licht der Welt und bekamen gute bis sehr gute Kritiken.
Und nun rotiert schon seit Stunden ununterbrochen "Good To Go" in meinem Player. So viel kann ich bereits jetzt sagen: Die Platte bewegt sich vom ersten bis zum letzten Song auf hohem Niveau, Füller gibt es tatsächlich keine.
ZZ Top wären glücklich, wären sie noch einmal in der Lage einen Song schreiben zu können wie "Pocket Full Of Stones", der von der ersten bis zur letzten Note voller Power und unglaublicher Frische steckt.
Campbelljohn-typischen Sprechgesang gibt es bei "The Ballad Of Shorty And Jimmy Jones", das von Johns Slide zusätzlich angetrieben wird und stellenweise sogar - wenn der Gashebel noch einen Zacken mehr durchgedrückt werden würde - Assoziationen an Gallaghers "Just A Little Bit" weckt.
Die Resonator-Klampfe wird beim folgenden, "Knocked Down", abgeschossen. Zusätzlich bekommt das Stück gesangliche Background-Veredelung durch die Herren Robertson und Lambert. Das geht unter die Haut.
Das allergrößte Vergnügen bereitet es mir, wenn der Meister, wie in dem Blues-Stück "I'm On A Deadline" mit seiner Gitarre 'Zwiesprache' hält. Das sind die sogenannten magischen Momente, in denen einen das Bluesfeeling packt und Frau kurz davor ist, Federboa und Zigarettenspitze aus Omas Truhe rauszukramen. Zum Niederknien!
Selbst wenn die Temperaturen momentan mächtig zu schwanken geruhen, bekommt man doch einen leichten Vorgeschmack auf den kommenden Sommer und sieht vor seinem geistigen Auge solch 'sexy' Outfits wie Hawaiihemden, Flip Flops und grellbunte Bermudas, aus denen kalkweiße Stachelbeer-Beine ragen, vorüberziehen. Das lässt einen doch unweigerlich grinsen, oder? Verantwortlich dafür ist "Jack Of All Trades" mit einem, im Intro launig vor sich hinpfeifenden und die 'Hawaii'-Gitarre zupfenden, Campbelljohn. Das macht Spaß.
Das Power Rock-Trio um den Chefklampfer präsentiert sich auf "Good To Go" als kollektive Einheit und bietet sowohl kantige als auch swingende Rhythmen sowie wunderbare akustische Momente, die allesamt fabelhaft miteinander harmonieren.
Und so nimmt uns der Sympathikus, der mittlerweile vom Geheimtipp zum Kultgitarristen avanciert ist, mit auf seine ganz eigene musikalische Reise. Wenngleich er lt. eigener Aussage von Musikern wie Muddy Waters oder Robert Johnson inspiriert wurde, kann man sich dennoch all zu große Vergleiche mit anderen Künstlern sparen. Der Slidemeister kocht sein ganz individuelles, schweißtreibendes Süppchen, das ab und zu auch mal mit 'keltischem Wurzelgemüse' garniert ist, und das schmeckt bestimmt nicht nur mir außerordentlich gut. Nun denn, good to go…
Line-up:
John Campbelljohn (vocals, slide guitar, lap steel guitar, pedal steel guitar, standard guitar, bass, mandolin)
Neil Robertson (drums, background vocals)
Andrew Lambert (bass, background vocals)
Tracklist
01:Pocket Full Of Stones
02:The Ballad Of Shorty And Jimmy Jones
03:Knocked Down
04:I M On A Deadline
05:Jack Of All Trades
06:Good To Go
07:Epiphony
08:Snake Oil
09:Manslaughter
10:Land Of The Livin
11:Lockdown
12:No Dear John
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