Neko Case / Live From Austin Tx
Live From Austin Tx Spielzeit: 42:47
Medium: CD
Label: New West Records, 2006
Stil: (New) Country, Roots Music

Review vom 09.01.2007


Norbert Neugebauer
Weibliche Stimmen mit deutlichem Country-Appeal sind bislang im RockTimes-Repertoire eher spärlich vertreten. Zeit, Neko Case vorzustellen und gleich anzufügen, dass sie auch musikalisch einer Generation angehört, die mit einer Dolly Parton oder Tammy Wynette nicht mehr viel gemeinsam hat. Am 9. August 2003, als das Album im Rahmen der regelmäßigen Austin City Limits Konzerte mitgeschnitten wurde, war sie knapp 33. Dank Blue Rose bekommen wir die Folgen dieser wirklich hervorragenden Serie auch in Deutschland und stellen sie hier in RockTimes gern vor.
Neko Case begann ihre Laufbahn als Drummerin in der kanadischen Country Punk-Band Maow (wie immer die auch getönt haben mag). Mittlerweile ist sie auf 14 Longplayern in unterschiedlichen Formationen zu hören, zuletzt mit ihrer Sideband The New Pornographers. "Live in Austin Tx" ist ihre siebte Soloproduktion.
Auf der berühmten Bühne treten viele Künstler oft solo oder nur mit sparsamer Begleitung auf, so auch Neko Case, die in Virginia geboren und in Washington aufgewachsen ist. Und ihre Stimme braucht auch nicht wirklich viel an Unterstützung, sie tönt voll, kräftig und dabei ausgesprochen markant. Der Country-Twang ist zwar ausgeprägt und ab und zu kommt auch ein gekonnter Überschlag dazu, aber keineswegs so, dass es irgendwie nerven würde. Und in den Songs geht es nicht um irgendwelche beknackte Typen, denen auch noch das Händchen gehalten werden muss, wenn sie im Suff Scheiß gebaut haben. Neko Case singt über ihre eigenen Empfindungen. Das hat was und es gibt keinen einzigen Schwachpunkt auf dem Album.
Partnerin Kelly Hogan bleibt meist in der gleichen Stimmlage, ein zarter Backgroundgesang, der die Hauptakteurin leicht umspielt. Einige Songs ("Favorite", "Outro With Bees", "Hex") sind ganz traditionell gehalten und da wird auch der konservativste Redneck anerkennend den Stetson in den Nacken schieben. Bei "Behind The House" taucht dann erstmals die verzerrte E-Gitarre mit dem Geschmack von Freiheit und Abenteuer auf. Calexico, Giant Sand (mit denen sie zusammen gearbeitet hat) und auch die Brandos stehen da gern Pate. Und dazu schmachtet Frau Case so hingebungsvoll, dass sämtliche Ghostriders in the Sky die leeren Augenhöhlen wischen. Auch bei "Deep Red Bells", "Furnance Room Lullaby" und "Alone And Forsaken" (Hank Williams) fährt die Truppe mit Pedal Steel, verhallter E-Gitarre und Tamburin nochmals "High Noon"-Stimmung auf.
Die weiteren Cover (warum allerdings ausgerechnet "Wayfaring Stranger" als selbstgeschrieben angegeben wird, ist mehr als seltsam) werden auf eigene Weise souverän interpretiert. Auch die sentimentaleren Songs klingen aus dieser Kehle und mit den mitunter recht sperrigen Arrangements von Banjo und Kontrabass keineswegs pathetisch. Die Case beherrscht die Gefühlsklaviatur, lässt es auch mal riffen ("Knock Loud") oder poppiger angehen ("Maybe Sparrow", "In California"). Eine weitere schöne Entdeckung, so lasse ich mir den Country-Duft gern um die Nase wehen!
Mit den gleichen Titeln gibt's den Auftritt auch als DVD.
Aus der "Live From Austin Tx"-Reihe sind bisher besprochen:

Johnny Cash
John Hiatt
Kris Kristofferson
Susan Tedeschi
Line-up:
Neko Case (vocals, guitar)
Kelly Hogan (vocals)
Jon Rauhouse (pedal steel, guitar, banjo)
Tom V. Ray (bass)
Tracklist
01:Favorite
02:Outro With Bees
03:Behind The House
04:Ghost Wring
05:Deep Red Bells
06:Knock Loud
07:Hex
08:Maybe Sparrow
09:Wayfaring Stranger
10:Furnance Room Lullaby
11:In California
12:Buckets Of Rain
13:Look For Me (I'll Be Around)
14:Alone And Forsaken
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