The Dad Horse Experience / Best Of - Seine schönsten Melodien 2008 - 2014
Best Of - Seine schönsten Melodien 2008 - 2014 Spielzeit: 45:49
Medium: CD
Label: Fuego Records, 2015
Stil: Alternative Country

Review vom 13.04.2015


Markus Kerren
Jaja, der aus Bremen stammende Dad Horse Ottn hat definiv jede Menge Spaß in den Backen. Oder ist er einfach nur mutig und mit äußerst gesundem Selbstvertrauen ausgestattet? Denn nach diversen (auch Split-) Singles, einer EP, zwei Studio- und einem Livealbum eine "Best Of..." rauszubringen, suggeriert entweder Verkaufszahlen in sechsstelliger Höhe, einen durchaus ernstzunehmenden Anfall von Größenwahn oder... ja, das von mir vermutete große Maß an Selbstironie und sehr sympathischem Humor.
Nun ist mir das erste Album des Hansestädters zwar nicht bekannt, aber knapp die Hälfte der hier vertretenen Tracks sind unter anderem auch auf dem Zweitwerk Dead Dog On The Highway zu finden. Und nicht nur dieses Wiederhören macht jede Menge Spaß, nein, auch die Songs der ersten Scheibe ("Too Close To Heaven", 2008) lassen erst gar nichts anbrennen. Falls der Mann noch eine Vorstellung benötigt: Live ist der Bremer zumeist alleine mit Banjo, Mandoline, Kazoo und Perkussion unterwegs, bringt sowohl bzgl. der Musik als auch Sprache meist holprige Nummern aus den Bereichen Country, Gospel und Folk zum Besten.
Dies allerdings schon wieder auf so verquer-chaotisch-sympathische Art, dass man eigentlich gar nicht anders kann, als sich die Tracks mit einem breiten Lächeln auf den Lippen genüßlich durch die Hirnwendungen und -windungen rasen zu lassen. Was man dem Norddeutschen keinesfalls absprechen kann ist, dass er mit massenhaft Enthusiasmus und Inbrunst bei der Sache ist. Dass dann hier und da mal was in Richtung Gesang oder englischer Aussprache daneben gehen kann, wird schnell und gerne verziehen.
Denn das von Dad Horse Ottn kreierte Gesamtbild ist dann doch wieder in sich stimmig und auf - wenn auch sonderbare Art - überzeugend. Dazu kommt, dass der Mann gewisse, bei dieser Art von Musik eher nachteilige, Aspekte wie Herkunft und Akzent ganz bewusst in eine vollkommene Eigenständigkeit und somit zu seinem Vorteil umgewandelt hat. Einerseits zum Schreien komisch, andererseits schon wieder bewundernswert ist beispielsweise seine Version des Led Zeppelin-Songs In My Time Of Dying, die, würde man den Original-Song bzw. Text nicht kennen, wohl von niemandem den ehemaligen Rock-Göttern zugeordnet werden könnte.
Um sich einen Eindruck von dem Humor Ottns zu verschaffen, seien nur mal folgende Textzeilen (aus "Lord Must Fix My Soul") aufgeführt:
»I loved Mollie Lowry
but I stabbed her with my bowie...

My mama taught me the bible
so I shot her with my rifle...

I've got a dog named Louie
well I turned him into chop suey...

Lord must fix my soul
turn my shit into gold...«
Ganz sicher ist Dad Horse Ottn bzw. The Dad Horse Experience keine Geschichte für jedermann, ganz sicher Geschmackssache. Oder - wie ich im Review zu weiter oben erwähntem Album bereits schrieb - eher was für Leute, die einerseits auch mal über den Tellerrand hinausschauen können und sich andererseits zum Lachen nicht unbedingt in den Keller zurückziehen müssen.
Passend dazu wurde er (gemäß Angaben auf seiner Homepage) bei der Einreise für eine US-Tour am Flughafen in Detroit von den Einwanderungsbehörden abgepasst und wieder nach Hause geschickt. Aber don't worry, Dad Horse, die haben dich bloß (noch) nicht richtig verstanden. Der "Wayfaring Stranger" wird "Through A Hole" irgendwann auch dort Staub aufwirbeln, "The Moonshiner" treffen, den "Dead Dog On The Highway" aufsammeln und (nach Zwischenstopp inklusive "Waiting At The Turnpike") an "The Gates Of Heaven" dort ebenfalls festellen: "Ganz war ich nie"!
Wieder mal kurios, aber nichtsdestotrotz wieder mal richtig klasse!
Line-up:
Dad Horse Ottn (lead vocals, banjo, mandolin, bass pedal, kazoo, background vocals)
Hanno Janssen (drums & percussion)
Rolf Kirschbaum (slide guitar, percussion)
Don Voigt (violin, mandolin)
Dickie D. Deia (drums, background vocals)
Buried Alive (background vocals)
Annalena Bludau (background vocals)
Schne (background vocals)
Tracklist
01:Gates Of Heaven
02:Through The Hole
03:The Moonshiner
04:Merchandise Song
05:Dead Dog On The Highway
06:Wayfaring Stranger
07:Kingdom It Will Come
08:Waiting At The Turnpike
09:In My Time Of Dying
10:Lord Must Fix My Soul
11:Too Close To Heaven
12:WTC In Heaven
13:Ganz war ich nie
Externe Links: