DeWolff / Grand Southern Electric
Grand Southern Electric Spielzeit: 46:07
Medium: CD
Label: Remusic Records 2014
Stil: Classic Rock, Blues Rock

Review vom 31.05.2014


Mike Kempf
Achtung, die Wölfe sind wieder unterwegs! Doch vor den niederländischen 'Isegrims' braucht sich niemand ernsthaft zu fürchten, es sei denn, man reagiert allergisch auf gute Rockmusik im 70er-Jahre-Outfit. Denn genau das ist die Zielsetzung der Band aus unserem Nachbarland um Rudelführer Pablo van de Poel: Das Einkleiden ihres Songmaterials im Woodstock-Gewand.
Nun gut, Retro-Look hin, Retro-Look her, es ist kaum zu glauben, dass hinter "Grand Southern Electric" ein Trio steckt, wo jedes Mitglied von ihnen gerade erst ein knappes Vierteljahrhundert an Lebenserfahrung vorweisen kann. Die elf Songs rocken dermaßen psychedelisch rüber, dass ich, wenn ich es nicht besser wüsste, eher auf die Oldies
Ten Years After, The Who oder Led Zeppelin als Urheber des Albums tippen würde.
Neben ihrem gewohnten europäischen Old-School-Blues, haben sie diesmal ein paar Schippen Southern Rock beigemischt und diese Zutat sorgt letztlich nicht nur für mehr Variantenreichtum auf der CD, sondern lässt ihr aktuelles Werk insgesamt moderner klingen, als die Platten ihrer oben bereits genannten glorreichen Ahnen. Ich finds gut, denn somit wirkt die Kapelle letztlich doch noch erfolgreich gegen den Ruf, eine Retroband zu sein. Nein, die van de Poel-Brüder, Drummer Luca und Frontmann Pablo, der sich als glänzender Gitarrist und lässiger Sänger präsentiert, spiegeln sich im Verbund mit Hammond-Spezi Robin Piso als toll eingespielte Combo wider, die eigentlich an nichts vermissen lässt, vorausgesetzt man ist absoluter Fan von 70er-Klängen und der damit verbundenen Hippiezeit.
"Evil Mothergrabber" und "Satilla No. 3" möchte ich als Anspieltipps empfehlen, Songs die durchaus Ohrwurm-Charakter besitzen. Wer eher auf ruhigen, eingängigen Blues mit leichtem Gospel-Touch steht, der sollte die Aufmerksamkeit seiner Lauscher "Wealthy Friend" widmen. Mit dem Akustikgitarrensolo bei "Ride With You" unterstreicht Pablo van de Poel abermals sein gutes Feeling am Sechssaiter und verleiht dem Teil einen Western-Charakter, der solchen Revolverhelden wie Wyatt Earp oder Jesse James gut zu Gesicht stehen würde.
Fazit: Die holländischen Jungs, die sich zweifelsohne im Genre des Psychedelic Rocks der 70er am wohlsten fühlen, machen trotz einiger Anlehnungen an Rockgrößen vergangener Tage, ihr eigenes Ding. "Grand Southern Electric" ist ein Album, für das man sich Zeit nehmen sollte und das nicht geeignet ist, alles im Vorbeirauschen zu konsumieren. Dafür bietet das Album zu viel Abwechslung und lässt zu keiner Zeit Langeweile aufkommen. Ich bewerte "Grand Southern Electric" mit einem 'Gut'! Und gut ist nun wahrlich keine schlechte Benotung. Ich rate zu einem Besuch eines ihrer Konzerte; ich bin mir sicher, anschließend wird "Grand Southern Electric" reißenden Absatz finden. Für all diejenigen, die sich die Band nicht live reinziehen können, muss ich zumindest ein Reinhören verordnen. Als Alternative empfehle ich die Sinnesorgane in die Vorgängeralben
Strange Fruits And Undiscovered Plants (2009), Orchards/Lupine (2011) und IV (2012) eintauchen zu lassen, allesamt ebenfalls erstklassig eingespielt.
Line-up:
Pablo van de Poel (vocals, guitar)
Robin Piso (vocals, bass, keyboard)
Luca van de Poel (drums)
Tracklist
01:Stand Up Tall (4:30)
02:Evil Mothergrabber (4:28)
03:Ride With You (4:11)
04:Wealthy Friend (5:20)
05:Satilla No. 3 (4:06)
06:Restless Man (4:37)
07:Dance Of The Buffalo (3:59)
08:Ripple Faced Thing (4:03)
09:Working Like A Dog (3:44)
10:(Ain't Nothing Wrong With) A Little Bit Of Loving (4:23)
11:It's About Time (4:48)
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