
Ein halber Deadman live. Die angesagte Band aus Austin, Texas tourt zum ersten Mal in unseren Breitengraden und versucht es zunächst einmal als Trio. Die beiden Alben Live At The Saxon Pub sowie Take Up Your Mat & Walk hatte bei den Kollegen Steve und Markus ja schon mächtigen Eindruck hinterlassen. Nun wollen wir mal sehen (und hören), was die Jungs als Dreier zu leisten imstande waren.
Der Deadman Jacob Hildebrand hatte alle Hände und Füße voll zu tun. Drummer Kyle Schneider war ebenfalls sehr beschäftigt, kreierte er doch perkussive Klänge der besonderen Art. Schließlich spielte er seine Snare-Drum nur mit den Händen.

Im Zentrum der Bühne agierte Steven Collins als Lead Sänger, Conférencier sowie agiler Spieler auf der akustischen Gitarre. Auf dem Boden vor Hildebrand befand sich Equipment, mit dem normalerweise zwei Gitarristen bedient werden könnten. Ein Knopfdruck und die E-Gitarre verwandelte sich klanglich in einen Tieftöner und mit weiteren Effektgeräten entwickelte er Keyboard-artige Sounds, die als Fundament für viele Songs dienten.
Schon im Opener entwickelte sich eine feine Dynamik und "If I Lay Down In The River" imponierte durch bestechenden Chorgesang. Der erste Eindruck hinterließ Spuren, die durch das kurze, aber eingängige "Please Don't Do That To Me" nur noch verstärkt wurden und bei "This Old World's Not Gonna Change" hatten die drei Deadman das Publikum auf ihrer Seite. Im Chor klang der Dreier wie The Band.

Hey, das Trio war in der Lage, magische Momente zu zaubern. Ja, zaubern konnten sie, denn irgendwie ließ es sich gar nicht belegen, wie solch denkwürdige Minuten entstanden. Sie waren einfach da und erst mit dem oft viel zu frühen »thank you« wurde man in den Nightclub zurück geholt. Deadman bewegte sich auf vielerlei Traditionslinien, die man unter dem Sammelbegriff Roots Music zusammenfassen konnte. Country, Soul, Gospel und Blues vermischten sich zu einer überzeugenden Deadman-Mischung in der dann noch so einige Fremdkompositionen anderer Künstler Platz hatten.
Das Konzert war ein verfrühtes Osterei. Das Trio hatte den kompromisslosen Rock von Neil Young, konnte psychedelisch klingen, war laut, mochte Van Morrison und hatte mit der individuellen Lesung von Daniel Lanois' "Deep Water" einen Gänsehaut-Trumpf in der Setlist.
Deadmans Lieder waren traurig, machten betroffen, erzählten vom Leben, vom einsam sein, von Trennung, waren aber auch hoffnungsvoll, positiv und mit einem Blick nach vorne gerichtet motivierend. Deadman konnte sehr gut covern. Deadman brillierte mit toll geschriebenen Songs. Deadman als Trio war mehr als nur die Hälfte von der kompletten Band. Deadman konnte man allerdings auch vorwerfen, die Sehne eines Bogens mit den Fremdkompositionen sowie den von Collins mit den Formulierungen »I wanted to sound like...« »I wanted to write a Willie Nelson song...« angekündigten Tracks fast zum Reißen gebracht zu haben.
Ältere Songs, wie zum Beispiel "Down By The Winedale" oder "The Ballad Of Padre Miguel" hatten ebenfalls Inspiration und Magie. "There Ain't No Music When She's Gone" wurde zu einem relaxten Country-Groover heruntergeschraubt. Bei dieser Musik konnte man sich in ein federleichtes Kissen zurückfallen lassen. Doch ganz plötzlich war Hildebrand mit zwei dermaßen giftig-lauten Riffs zur Stelle, dass einem das Blut in den Adern zu gefrieren drohte.

"The Ballad Of The Gold Thief" war überirdisch gut und hatte ein wunderschönes Flair. Collins kündigte "Emperor's New Clothes" an und bei dieser Komposition wollte man einen Schulterschluss mit Neil Young vollziehen. Diese Nummer war eindeutig die Spielwiese von E-Gitarrist Jacob Hildebrand. Sein Arbeitsgerät klang noch verzerrter als vorher und seine Riffs entwickelten sich zu einer echten Belastungsprobe für den kleinen, auf einem Stuhl platzierten Verstärker. Dieses Stück hatte eine tolle Länge und Collins' Stimme klang auch noch wie die von Young. Mit einem kleinen Zitat von Johnny Cashs "Ring Of Fire" war "When The Music's Not Forgotten" das Überding des Konzerts.
Zum Schluss hatten die Standing Ovations Symbolcharakter. Insgesamt überzeugte die Hälfte von Deadman auf ganzer Linie und das Publikum kam voll auf seine Kosten. Hats Off!
Wir bedanken uns bei Chris Tangelder vom Cultureel Podium Roepaen für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Steven Collins (vocals, guitar)
Jacob Hildebrand (guitar, vocals)
Kyle Schneider (drums)
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