Abschied vom Magier des Metal Zum Tod von Ronnie James Dio Nachruf vom 20.05.2010 Andrea Groh

Am 16.5.2010 verbreitete sich abends eine schlimme Nachricht im Internet: Es hieß, Ronnie James Dio sei gestorben.
Entsetzen, Unglauben, dann ein Blick auf die zeitweise verständlicherweise überlastete Band-Homepage, dort bestätigte sich die Aussage leider. Die Metal-Szene ist erschüttert und geschockt, verliert sie damit doch nicht nur einen der besten Sänger (für viele sogar DER beste) und eine wirklich sympathische Persönlichkeit, jemand der noch am Krankenbett und während der Chemo-Therapie gegen seinen Magenkrebs, an seine Fans dachte, sich nichts mehr wünschte, als wieder für sie auftreten zu können.

Dio wurde von vielen als der 'Magier des Metals' bezeichnet, da seine Texte zwar vordergründig wie Märchen wirkten, aber Botschaften über Selbstfindung und an-sich-selbst-glauben darstellten, versteckt in fantasievollen Metaphern.
Ferner gilt er als die Person, welche die Mano Cornuto in den Metal einbrachte, obwohl auch andere das für sich beanspruchen; Tatsache ist, dass dies seine typische und sehr häufige Handgeste war, die viele Metaller mit ihm assoziieren.

Lange galt sein Geburtsdatum als geheim, mittlerweile wird allgemein angenommen, dass Ronald James Padovana am 10.7.1942 geboren wurde. Seine erste Band hatte er bereits 1957, zunächst mit dem Namen The Vegas Kings, später geändert in Ronnie & The Rumblers und schließlich Ronnie & The Red Caps. 1961 bis 1967 folgte Ronnie Dio and The Prophets. 1967 gründete er The Electric Elves, die ab 1969 The Elves und von 1970-1975 Elf hießen.

Die nächste Station war Rainbow, die von Ritchie Blackmore, der Deep Purple verlassen hatte, gegründete Band. 1975 erschien das Debüt "Ritchie Blackmores Rainbow", 1976 folgt "Rising" und nach "Long Live Rock'n'Roll" 1977 kam es zum Streit über die weitere musikalische und inhaltliche Ausrichtung der Band: Ritchie wollte mehr Erfolg mit kommerzielleren Songs, Ronnie lehnte das ab und verließ die Band.
Nach Rainbow ging Dio zu Black Sabbath und läutete deren Wiedergeburt ein. Die klassische Besetzung mit Ozzy Osbourne ist zwar das BS-Line up schlechthin, aber dieses war in eine Krise geraten, die zu enttäuschenden Veröffentlichungen führte und zum Rauswurf des Originalsängers. "Heaven And Hell" (1980) klang zwar quasi mehr nach 'Black Rainbow' als nach den eigentlichen Sab, was auch von einigen damals kritisiert wurde, ist aber dennoch ein Klassiker. Es folgten "Mob Rules" (1982) und "Live Evil". Nachdem es auch hier zu einer Egokonfrontation mit dem Gitarristen kam (hier Tony Iommi, bei Rainbow Ritchie Blackmore), hatte Ronnie nun genug davon und beschloss, eine eigene Band mit seinem Namen zu gründen.

Gesagt, getan. So erschien 1983 "Holy Diver", gefolgt von "The Last In Line" (1984), "Sacred Heart" (1985), zu der es auch eine sehr lange und aufwändige Tour gab, daher kam "Dream Evil" erst 1987. Danach wurden die Abstände etwas länger und die Veröffentlichungen erreichten nicht mehr die Qualität der ersten Werke, teilweise enttäuschten sie sogar durch moderne Klänge: "Lock Up The Wolves" (1990), "Strange Highways" (1994) und "Angry Machines" (1996). Aufwärts ging es wieder ab "Magica" (2000). Hinterher kamen noch "Killing The Dragon" (2002) und "Master Of The Moon" (2004).
Zwischendurch (1992) versöhnte sich Ronnie kurzfristig wieder mit Tony Iommi, man nahm zusammen die Dehumanizer auf, doch nach der Tour war mit der Freundschaft abermals Schluss. Erst 2006 brachte dann die Sensation: Ronnie war mal wieder mit Black Sabbath zusammen, nur durften sie sich nicht mehr so nennen. Macht nichts, man wählte den Titel ihres ersten Albumklassikers Heaven And Hell zum Bandnamen. 2007 erschien eine Live-DVD und diese rief Begeisterung hervor. Noch größer wurde selbige, als ein neues Studioalbum (2009) sowie eine Tour folgte.

Kommen wir zum weniger schönen Ende der Geschichte: Kurz vor der Dio-Tour im Dezember 2009 wurde diese abgesagt, weil Ronnie ins Krankenhaus musste. Diagnose: Magenkrebs. Die Metal-Welt verfolgte bang die News, wünschte, alles würde gut verlaufen. Als Tourdaten für den Sommer angesetzt wurden, war die Hoffnung groß. Leider wurden diese bald darauf wieder gecancelt. Kein gutes Zeichen, doch klar, die Gesundheit geht vor. Nun, am 16.5.2010 dann die schlechte Nachricht:
Ronnie James Dio hat seinen Kampf verloren.