Dominici / O3 A Trilogy - Part 3
O3 - A Trilogy - Part 3 Spielzeit: 56:43
Medium: CD
Label: InsideOut, 2008
Stil: Prog Metal


Review vom 12.04.2008


Boris Theobald
Holy shit, ist das stark! Zum Schluss von Charlie Dominicis "O3 Trilogie" rotiert ein wahres Meisterwerk auf der Töpferscheibe. Für Teil 1 war er unter die Singer/Songwriter gegangen - und kaum einer hat's gemerkt. Teil 2 war dann schon ein beachtenswertes Stück Prog Metal. Doch mit Teil 3 zeigt Dominici mit seinen nunmehr 56 Lenzen, wo der Bartl den Most holt. Zusammen mit seiner jungen Mannschaft hat der Dream Theater-Dino alle noch vorhandenen Schwächen des bereits guten Vorgängers nicht nur ausgebügelt, sondern durchweg überkompensiert! Dabei greift er auf die selben Musiker zurück, die als Band deutlich gewachsen sind. Das macht sich vor allem beim Songwriting bemerkbar, das anspruchsvollste Prog Metal-Konsumenten mit der Zunge schnalzen lässt.
Jeder einzelne Song ist ein Musterbeispiel für dynamischen, detailreichen Prog Metal mit harter Ausrichtung und abwechslungsreichem Riffing. Rhythmische Spielereien und geschickte Tempowechsel halten die Spannung hoch - Leerlauf ausgeschlossen. Die Nummern gehen nie den einfachen Weg, machen stattdessen immer noch den ein oder anderen Abstecher in hochklassige Instrumentalpassagen oder ein episches Finale. Besonders komplex sind die Stücke im zweistelligen Minutenbereich - "Enemies Of God" mit einem introvertierten Mittelteil und das große Finale "Genesis", an dessen Anfang fünf unwahrscheinlich kurzweilige Minuten vielschichtigen Instrumentalgeplänkels stehen. Ein großes Plus gegenüber Teil 2: Nichts klingt konstruiert - alles intuitiv!
Fast nebenbei sind Dominici auch noch die ganz großen Melodien geglückt. "Liquid Lightning" und "Revelation" zum Beispiel nisten sich brutal in den Gehörgängen ein. Man entdeckt Anleihen ganz klassischen, straighten Spät-80er-Metals, den man hier und da mit parallelen Sprints über Klaviatur und Griffbrett gewürzt hat. "Genesis" überrascht sogar nach besagter mehrminütiger Anlaufzeit durch eine tonnenschwere Hymne als Chorus. Judas Priest mit Prog-Faktor? Einfach genial!
Sogar die wehmütige Ballade "So Help Me God" gibt hier nicht die Qualitätsdelle, weil die Melodien nicht nur schnulzig, sondern auch spannend sind. So taugt eine Ballade auch wunderbar als Gegenstück zu den überwiegend brachialen und düsteren Atmosphären der Scheibe - monumental und dennoch filigran. Das erinnert zeitweise an "Train Of Thought" - und gerade solche Bulldozer-Riffs wie in "March Into Hell" lassen den geneigten Fan darüber grübeln, wie jenes Dream Theater-Album hätte klingen können, wenn es bei aller Power zugleich noch melodisch ausdifferenzierter geschrieben worden wäre. Vielleicht ja so wie "O3 Trilogie", mit dem sich Dominici ein eigenständiges musikalisches Denkmal mit überraschend großem Wiedererkennungswert gesetzt hat.
Die Story entwickelt sich natürlich auch noch weiter. Wo waren wir stehen geblieben ...?
Pseudo-religiös motivierte Terroristen wollen alle atembare Luft zu Gift machen, weil die Menschheit ihrer Meinung nach nur noch durch Ausradierung zu 'retten' ist. Eine der zentralen Figuren, trotz intensiver Hirnwäsche nun doch ins Grübeln geraten, wird von einem Polizisten geschnappt. Trotzdem endet Teil 2 mit einer großen Explosion. Hier setzt Teil 3 ein. Schon die Story mutet demnach ziemlich apokalyptisch an, was von den unheilschwangeren Atmosphären der Musik hervorragend unterstrichen wird.
Zur Hauptfigur mutiert der Cop, der in einem nuklearen Endzeitszenario mit Hilfe seines Gefangenen an die Drahtzieher der globalen Verwüstung gelangen will. Und dann wird es etwas abgedreht. Die scheinbaren Terroristen sind gar keine und entpuppen sich als die zurückgekehrten, wahren Schöpfer der Menschheit.
Und sie sahen, dass es schlecht war, und fangen lieber nomma von vorn an. Unser Detective bleibt am Ende als einziger Mensch übrig, wird in einem zweifelsohne äußerst fruchtbaren Garten ausgesetzt und bekommt aus seiner Rippe noch 'n Weibchen geschnitzt. Der gute Mann heißt übrigens A(nthony) Dam, na so was.
Auf den ersten Blick hat das was von einem aufgeblasenen Fantasy-Katastrophendrehbuch aus Hollywood mit unrealistischem Schluss. Aber ein ordentlicher Schuss Selbstironie (so empfinde ich es zumindest) macht die Geschichte gut verdaulich. Ein Beispiel aus den Lyrics:
»It's all too hard to grasp, I'm trying to believe you. I suppose that you made the dinosaurs, too? - No, that was somebody else …«.
Also: Hören, genießen, nicht alles so ernst nehmen und sich unterhalten lassen von einer äußerst positiven progressiv-schwermetallischen Überraschung!
Line-up:
Charlie Dominici (vocals)
Riccardo Erik Atzeni (bass)
Yan Maillard (drums)
Americo Rigoldi (keyboard)
Brian Maillard (guitar)
Tracklist
01:King Of Terror
02:March Into Hell
03:So Help Me God
04:Liquid Lightning
05:Enemies Of God
06:Revelation
07:Hell On Earth
08:Genesis
Externe Links: