»Liebe Freunde des guten Geschmacks« -
Dr. Will und seine
Wizards gaben sich die Ehre im roten Stadtschloss Lichtenfels!
Nach dem furiosen Auftritt bei den letzten
Schmölzer Blues Tagen in der Nachbarschaft, konnten die als Veranstalter agierenden
St. Georg-Pfadfinder mit einem gut gefüllten Haus rechnen. Und sie hatten sich nicht verkalkuliert - der Saal war auch unter der Woche ziemlich voll. Seit Jahrzehnten ist der Münchner
Dr. Will als Schlagzeuger und Entertainer international unterwegs, sein musikalischer Weg führte ihn auch in die Staaten und dort direkt ins brodelnde
New Orleans.
Infiziert vom Voodoo-Sound zelebriert er nun vorwiegend in der bayerischen Heimat diesen heißen Sound aus Creole, Blues, Jazz, R'n'B und Vaudeville. Zunächst als
Dr. Will's Gangsters Of Love mit satter Brass-Abteilung, nunmehr in abgespeckter Besetzung als Dr. Will & The Wizards. Apropos abgespeckt: Schätzungsweise 20 Kilo weniger als im September steckten mittlerweile in der viel zu weiten Anzugshose und das tat dem immer noch recht stämmigen Chief sichtlich gut. Aber an Bühnenpräsenz und Power fehlt es ihm deswegen keinesfalls. Vom ersten Moment an waren er und seine Band auf Hochspannung und die sprang auch schnell auf das an den Tischen im Saal sitzende Publikum über. Das alte Gemäuer passte jedenfalls gut zu der fummeligen Plüschdeko und der sich lasziv am Stützbalken räkelnden Deko-Puppe
Marlene.
Im Mittelpunkt der Show stand der Voodoo-Doktor in seinen diversen Rollen: Der Zeremonienmeister, der Storyteller, der Rocker, der Lover, der Säufer, der Groover und zum Höhepunkt des ersten Teils - der durchgeknallte Gospel-Preacher. Wie seinerzeit im legendären
Blues Brothers-Film
James Brown, beschwor er lautstark und nicht minder theatralisch die Gemeinde ("Jesus Gonna Be Here"), unterstützt von seinen Helfern alias the
Holy Wizards. Die brachten den dem Wahnsinn Nahen dann aus dem Saal und beendeten das erste Set mit einer knalligen Version des "Raumpatrouille"-Themes.
Während bislang noch vorwiegend ältere Nummern gespielt wurden, standen dann die Songs des neuen Albums
"Speak Of The Devil"
im Fokus. Und genauso verrückt und durchgedreht ging's weiter, mit satter Blues Rock-Mucke, angereichert mit ordentlich Boogie, Shuffle und schwitzigem Rock'n'Roll. Auch in der Fünferbesetzung der Band zündeten die wesentlich komplexer aufgenommenen Album-Nummern. Immer schön schräg, wobei die Kombination E-Gitarre/Banjo für einen speziellen Sound sorgte. Aber auch die Rhythmusabteilung mit dem Kontrabass und dem Drummer
Dim Sclichter »aus den Wäldern von Tennessee« machte richtig Dampf. Der Mann mit dem witzigen Bart hatte als 'Voodoo Guru' noch einen speziellen Klamauk-Auftritt im Publikum, dessen Verhexungs-Attacken vom
Doc per Megaphon abgewehrt wurde ("I Put A Spell On You") - eine klasse Nummer und der
Höhepunkt der schrillen Rock-Revue. Die Fans waren jedenfalls aus dem Häuschen und bekamen nach dem regulären Set
noch ein ordentliches Zugaben-Paket.
So eine verrückte New Orleans-Chose mit klasse Rockmusik hat sicher nicht nur hierzulande absoluten Ausnahmestatus. Der Doc mit seiner Truppe garantiert einen tollen Abend für alle, die Rockmusik auch mal von der amüsanten Seite genießen. Gern auch wieder deep down in Upper Franconia!