Eine der bedeutendsten und nachhaltigsten Prog Metal-Bands, richtungsweisend für so viele, inzwischen auch renommierte Künstler, vergreift sich, aus welchen Gründen auch immer, an einem Meilenstein der Rockmusik. Ich kann es kaum glauben, da habe ich mich, nach meiner immer noch vorhandenen Kritik am aktuellen Longplayer " Systhematic Chaos", am vergangenen Montag live in Frankfurt belehren lassen, dass Dream Theater in der Tat noch immer eine Klasse für sich sind, so habe ich jetzt schon wieder die Gelegenheit, den Jungs eine Breitseite par excellence zu verpassen. Und bei aller Sachlichkeit könnte man zu dem Schluss kommen, dass alles andere als ein müdes Lächeln eine nicht vorhandene Realität bedeuten würde, eine Verschleierung von Tatsachen, welche die Annahme rechtfertigen würden, dass ich eine Fanbrille zu Gunsten von Dream Theater auf hätte. Wer mich kennt, weiß, dass dem nicht so ist.
Nun möchte man der Band zu Gute halten und wohlwollend annehmen, dass sie mit der Coverversion des ganzen Albums " Made In Japan" ihren Respekt gegenüber den Champions ausdrücken will. Oder hat das etwas mit Selbstverliebtheit zu tun, einem möglichen Beweis anzutreten, dass selbst dieser Meilenstein eigentlich keine Herausforderung darstellt. Man kann es also drehen und wenden, wie man möchte, irgendwo schimmert immer eine plausible Erklärung durch. Auf der anderen Seite ist es ja nicht das erste offizielle Bootleg dieser Art, denn wir erinnern uns: Auch der Pink Floyd-Klassiker " The Dark Side Of The Moon" stand schon Pate. Wer auf die Seite für die Bootlegs von Dream Theater geht, der stellt sehr schnell fest, dass es hier bereits ein ganzes Arsenal an Aufnahmen zu erwerben gibt, die man auf den offiziellen Album-Veröffentlichungen so nicht bekommt.
Ich glaube, es wäre ein Frevel, hier jetzt noch mal die einzelnen Kompositionen in den Mittelpunkt zu rücken, denn so gut wie jeder Interessierte dürfte "Made In Japan" in seiner originalen Fassung im Plattenschrank stehen haben. Falls nicht, wird es jetzt spätestens Zeit.
Deswegen hier ein paar unverrückbare sowie von mir festgestellte Fakten:
- Wenn man das Album in Amerika bestellt, dauert es ca. vier Wochen, bis die Scheibe eintrudelt, Bezahlung und Lieferung verliefen problemlos. Bitte aufpassen: Wer mehr als ein Album bestellt, läuft Gefahr, sich den derzeitigen günstigen Stand des Dollars zunichte zu machen, da mit hoher Wahrscheinlichkeit Zollgebühren anfallen werden.
- Die Dream Theater-Aufnahmen stammen vom 15. Januar 2006, das Konzert fand in der NHK Hall in Osaka, Japan, statt.
- Im Großen und Ganzen lehnen sich die gespielten Songs an die Originale an, die wesentlichen Melodieläufe wurden von John Petrucci an der Gitarre und Jordan Rudess auf den Tasten gut wieder gegeben. Gleichwohl: Den Spirit, den Jon Lord beim Bedienen der Hammond in seinen Fingern hat, kann man nicht mal ansatzweise erahnen und auch der so typische Stratocaster-Sound eines Ritchie Blackmore ist nicht vorhanden. Insofern kommt die nostalgische Stimmung nur ansatzweise auf.
- Es musste zwangsläufig in die Hose gehen, wenn sich James LaBrie an den hohen Tönen eines damals in bestechender Form befindlichen Ian Gillan versucht. Bestes Beispiel: Natürlich "Child In Time"! Es bleibt dabei, dass LaBrie schon bei den Darbietungen seiner eigenen Band eine äußerst dünne Stimme hat. Die Purple-Nummern sind mindestens drei Etagen zu hoch, und zwar in jeder Hinsicht.
- Mike Portnoy am Schlagzeug und John Myung am Bass spulen ihre Parts gewohnt sicher ab, obwohl wir wissen, dass Ian Paice und Roger Glover auch keine Schlechten ihres Fachs sind.
- Wenn man den lauschigen Worten im Booklet Glauben schenken darf, dann huldigen Dream Theater in der Tat den großen Vorbildern, vor allen Dingen den damals frischen Einflüssen und Kombinationen aus Classical Rock, Blues und Jazz, die in der Summe einen unvergleichbaren Heavy Rock ergaben.
- Wer die Tracklist genau betrachtet, wird sehr schnell merken, dass dies nur die halbe Wahrheit ist. Es fehlen die Stücke "Black Night", "Speed King" und "Lucille", die damals als Zugabe gespielt wurden.
Fairerweise muss man im Ergebnis zugeben, dass es sich hierbei um durchaus mehr als einen sog. Running Gag handelt, und wenn diese Aufnahmen dazu führen, dass sich auch jüngere Fans der New Yorker von nun an mit den großen Deep Purple beschäftigen, dann haben Dream Theater eine ganze Menge in Sachen Aufklärungsarbeit geleistet. Eine Benotung in Form eines 'Score' (keine Anspielung auf den visuellen Output des letzten Jahres) verbietet sich natürlich!
Line-up:
James LaBrie (vocals)
John Petrucci (guitars)
Jordan Rudess (keyboards)
John Myung (bass)
Mike Portnoy (drums)
Tracklist |
01:Highway Star (8:28)
02:Child In Time (11:52)
03:Smoke On The Water (7:51)
04:The Mule / Drum Solo (8:31)
05:Strange Kind Of Woman (10:07)
06:Lazy (13:29)
07:Space Truckin' (19:18)
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