Drive-By Truckers / 07.05.2011, Button Factory, Dublin (IR)
Drive-By Truckers
Drive-By Truckers
Button Factory, Dublin (IR)
07. Mai 2011
Konzertbericht
Stil: Rock


Artikel vom 29. Juni 2011


Markus Beudert
Dass man mit billigen Fluglinien mittlerweile auch relativ entspannt zu Konzert-Besuchen ins Ausland fliegen kann, ist ja nichts Neues. Neu war allerdings, dass es eine Band geschafft hat, mich in derart kurzer Zeit in ihren Bann zu ziehen. So kam es, dass ich keine zwei Monate, nachdem ich die Band das erste Mal hörte, schon im Flieger nach Dublin, Irland saß.
Doch was genau den Reiz dieser Truppe aus Athens, Georgia, bzw Muscle Shoals, Alabama ausmacht, werde ich im weiteren Verlauf noch detailreicher beschreiben.
Drive-By TruckersDa es sich aus flugtechnischen Gründen nicht anders einrichten ließ, hatte ich einen 'freien' Abend in Dublin zum Pub und Stadt erkunden. Aus dem Erkunden wurde schnell ein Versumpfen, denn aufgrund guter Live-Musik, äußerst netten Menschen und natürlich dem berühmten Guinness, ließ es sich im Bruxelles Pub sehr gut aushalten. Wohl nicht umsonst steht dort vor der Eingangstür der Dubliner Held Phil Lynott in Bronze gegossen.
Und dann stand auch schon das Konzert der Truckers vor der Tür. Da es die fünf Männer und die Dame aus dem Süden der USA für die Tour, rund um ihr neues Album "Go-Go Boots", scheinbar nicht nach Deutschland verschlägt, sollte meine Location also die Button Factory mitten in DEM Unterhaltungs-Viertel Dublins, Temple Bar, stattfinden.
Drive-By TruckersSchon vor 18.00 Uhr waren die ersten DBT-Anhänger vor der Halle anzutreffen und als dann eine gute Stunde später der Einlass war, wurden auch zügig die Plätze in der ersten Reihe gesichert.
Noch bevor das Konzert selber losging, ereignete sich das eigentliche Highlight des Abends. Durch Zufall traf ich einen Bekannten aus Irland, den ich in New York bei den
Black Crowes-Konzerten kennengelernt hab. Es sind diese Momente, die einen solchen Trip unvergesslich machen.
Als dann mit reichlich Verzögerung der Support Act Josh T. Pearson die Bühne betrat, erklärte er dem Publikum, sein Vater sei kurz vorher gestorben und ähnlich verstört war auch sein Set, welches dann nur aus zwei Songs bestand.
Drive-By TruckersAls um ca. 21 Uhr die Drive-By Truckers endlich die Bühne betraten und mit "I Do Believe" von der neuen Platte eröffneten, wurden sie herzlich vom Dubliner Publikum empfangen.
Da Patterson Hood den ersten Titel sang, durfte beim zweiten, "3 Dimes Down", dann Mike Cooley ran. Die beiden Köpfe der Band spielen seit mittlerweile 25 Jahren zusammen in Bands, schreiben die meisten Songs und man merkt ihnen die Freundschaft auf der Bühne auch jede Sekunde an. Der erste Punkt, der diese Band so sympathisch macht.
Es folgten einige ältere Nummern von ihren Meilenstein-Alben
The Dirty South und Decoration Day und die Band schien immer mehr in Fahrt zu kommen. Und wer neben dem Abrocken noch die Zeit und Nerven fand, um auf die Texte zu achten, der wurde mehr als nur belohnt. Hier komme ich zum nächsten Teil, den Reiz an dieser Band zu erklären.
Drive-By TruckersDenn hinter der Musik, welche hauptsächlich aus Alabama stammt, steckt viel mehr, als einfach nur Gitarrenriffs und Gitarrensoli. Es sind vor allem auch die feinfühligen, oftmals auch wahren Geschichten aus dem eigenem Leben im Süden der USA. Und diese Geschichten, verpackt in einem wunderbaren musikalischen Gewand, fesseln unheimlich!
Nach einer guten halben Stunde kantiger Rocksongs folgte eine Art Akustik-Set, bei dem verstärkt auf akustische Gitarren und Pedal Steel gesetzt wurde. Neben beeindruckenden alten Songs wie "Box Of Spiders" und das rabenschwarzen "Nine Bullets" durfte auch Bassistin Shonna Tucker einen ihrer Songs vom neuen Album "Go-Go Boots" performen. Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Drive-By Truckers sind nämlich die drei verschiedenen Songwriter. Neben Patterson Hood und Mike Cooley war es einst Jason Isbell, der den Part des dritten Songschreibers übernahm. Nach dessen Ausstieg 2007, begann die Zeit für Shonna als weiteren Text- und Gesangs-Lieferanten.
Drive-By TruckersNach weiteren Knallern wie "Play It All Night Long" und "Hell No I Ain't Happy", bei denen die Band noch einmal richtig ihre Southern Rock-Wurzeln zeigte, war nach gut 1 ½ Stunden zum ersten Mal Schluss. Doch selbstverständlich erschien die Truppe nach lauten DBT!-Rufen des Publikums erneut auf der Bühne der Button Factory.
Und nicht nur ein oder zwei Songs, nein ganze fünf Zugaben spielte die Truppe, die mittlerweile nicht nur äußerst gut gelaunt, sondern auch äußerst durchgeschwitzt war. Man merkte, dass diese Band Spaß daran hat, jeden Abend ihr Bestes zu geben. So auch bei dem allerletzten Song "People Who Died". Bei dieser Cowpunk-Nummer gaben sowohl Publikum, als auch Patterson Hood, welcher seine Gitarre gegen eine Flasche Jack Daniels eingetauscht hatte, noch einmal alles. Patterson warf sich vor dem Publikum auf die Bühne, ließ mich ins Mikrofon singen und drückte mir sogar die Flasche Whisky zum Trinken in die Hand! Das nenne ich Publikums-Nähe!

So endete dann auch nach gut zwei Stunden mein bis dahin bestes Rock-Konzert 2011. Und wenn man nach dem Lesen dieses Berichtes alle Punkte zusammenfasst, kann man hoffentlich auch sehen und verstehen, was die Truckers so besonders macht. Deshalb nicht lange zögern, sondern gleich Tickets besorgen, sollte diese sympathische Truppe wieder einmal hier herkommen.
Setlist:
01:Intro
02:I Do Believe
03:3 Dimes Down
04:Lookout Mountain
05:When The Pin Hits The Shell
06:Sink Hole
07:Self Destructive Zones
08:Used To Be A Cop
09:Cartoon Gold
10:Box Of Spiders
11:Nine Bullets
12:One Of These Days
13:Dancin' Ricky
14:Everybody Needs Love
15:Love Like This
16:Goode's Field Road
17:Birthday Boy
18:Drag The Lake Charlie
19:Get Downtown
20:Play It All Night Lon
21:Hell No, I Ain't Happy

Encore:
22:Sounds Better In The Song
23:Mercy Buckets
24:Zip City
25:Let There Be Rock
26:People Who Died
Externe Links: