Willy DeVille / Live At The Metropol - Berlin
Live At The Metropol - Berlin Spielzeit: 77:58
Medium: CD
Label: Meyer Records, 2012 (2002)
Stil: Rock

Review vom 21.09.2012


Markus Kerren
Bereits mehrfach und auch gerade erst kürzlich hatten wir über Willy DeVilles Berlin Concerts aus dem Jahr 2002 in DVD-Form berichtet. Seit August gibt es auf dem Label Meyer Records nun auch das Konzert vom 24. Juni 2002 (mit voller Band) in CD-Form. Randvoll mit starker Musik ist dieser Silberling, dem allerdings aufgrund der bekannten Limitation auf achtzig Minuten Laufzeit die beiden Songs "Bad Boy" und "All By Myself" zum Opfer fallen mussten. Was den Genuss dieser Scheibe allerdings nicht beeinträchtigt, sondern höchstens für Komplettisten schade sein dürfte. Als kleiner Trost sei aber nochmal erwähnt, dass sich diese zwei Titel ja immerhin auf der DVD und Doppel-Vinyl-Version befinden.
Das damals aktuelle Studioalbum des mittlerweile verstorbenen Künstlers hört auf den Namen "Horse Of A Different Color" und so ist es nicht verwunderlich, dass an diesem Abend mit "Lay Me Down Easy", "Across The Borderline", "18 Hammers" und "Goin' Over The Hill" auch vier (ganz starke) Nummern dieser Platte gespielt wurden. Begonnen wurde allerdings mit dem doch etwas unheimlichen und atmosphärisch ganz dichten Voodoo-Stück "Loup Garou". Konzentriert legt Boris Kinberg mit seiner Percussion los, bevor die Background singenden Schwestern Dorene und Yadona Wise beschwörend den Namen eines dämonenhaften Wesens singen und Willy dann seine gespenstische Geschichte dazu erzählt.
Dass den guten Mr. DeVille seine eigene Drogengeschichte (zumindest mental) nie wirklich Frieden finden ließ und er diese mehrfach mit seinen Songs aufarbeitete, dürfte schon lange kein Geheimnis mehr sein. An diesem Abend entführte er sein Live-Publikum dann auch mit Tracks wie zum Beispiel "Running Through The Jungle", "Lay Me Down Easy" oder Warren Zevons "Carmelita" in ganz dunkle wie düsteren Ecken seiner Vergangenheit. DeVille war (wie auch an diesem Abend) immer authentisch, was nur ein Grund war, der diese Stücke so stark werden ließ.
»Well, I'm sittin' here, playing Solitaire
with my pearl handed deck
the County won't give me no more methadone
and they cut off your welfare cheque

I pawned my Smith & Wesson
and I went to meet my man
he hangs out on Alvarado Street
by the Pioneer Chicken stand

Now Carmelita, hold me tighter
I believe I'm sinkin' down
and I'm so strung out on heroin
on the outskirts of town«
(Auszug aus "Carmelita", eine Straße in den Slums von L.A.)
Aber selbstverständlich brachte Willy auch seine Klassiker aus den Siebzigern, als er noch DER Macher der Band Mink DeVille war. Keine Frage also, dass an diesem Abend auch die Perlen "Steady Drivin' Man", "Cadillac Walk", "Just Your Friends" oder der 1977er Überraschungs-Hit "Spanish Stroll" mit am Start waren. Die Band kochte geradezu im Berliner Metropol und es verwundert kaum, dass sich diese Stimmung auch deutlich auf das anwesende Publikum niederschlug. Etwas süßlichere Balladen, für die DeVille ebenfalls immer eine Schwäche hatte, sind hier lediglich in Form von "One Night Of Sin" und "(This Is The Way You Make A) Broken Heart" am Start.
Und sonst? Ja, sonst wären da noch das bärenstarke "Bamboo Road", der weitere Mink DeVille-Klassiker "Can't Do Without It", das nochmal schwer balladeske "Heart And Soul", das extrem Südstaaten-mäßig geprägte und fast schon gospelhafte "Who's Gonna Shoe Your Pretty Little Foot" sowie Willys ganz eigene Mariachi-Bearbeitung des von Jimi Hendrix unsterblich gemachten Klassikers "Hey Joe", der hier allerdings ohne die Bläser auskommen muss.
Mein Fazit kann also nur dasselbe sein als jenes, das ich schon bei der DVD-Vorstellung von mir gegeben habe. Willy DeVille war an diesem Abend so stark und die Band dermaßen am Kochen, dass es sich sehr wahrscheinlich um die besten Live-Aufnahmen in der Karriere des vor drei Jahren an Krebs verstorbenen Musikers handelt. Der Mitschnitt kann also auch ohne laufende Bilder auf voller Länge überzeugen!
Und erfreulicherweise kommt auch noch dazu, dass es sich hier um eine optimale Einsteiger-Compilation handelt, nach der der interessierte Hörer sich ganz sicher noch das eine oder andere Album des Amerikaners besorgen wird. Ganz stark!!!
Line-up:
Willy DeVille (lead vocals, guitars)
Freddy Koella (guitars, violin, mandolin)
David J. Keyes (bass, background vocals)
Boris Kinberg (percussion)
Dorene Wise (background vocals)
Yadona Wise (background vocals)
Tracklist
01:Loup Garou
02:One Night Of Sin
03:Broken Heart
04:Running Through The Jungle
05:Bamboo Road
06:Lay Me Down Easy
07:Carmelita
08:Steady Drivin' Man
09:Across The Borderline
10:18 Hammers
11:Cadillac Walk
12:Can't Do Without It
13:Who's Gonna Shoe Your Pretty Little Foot
14:Heart And Soul
15:Goin' Over The Hill
16:Just Your Friends
17:Spanish Stroll
18:Hey Joe
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