Wie schön, ein Lebenszeichen von Edensong zu bekommen! Mit The Fruit Fallen hat die Band von und mit Kreativling James Byron Schoen anno 2008 eines der beachtlichsten Prog-Debüts der vergangenen Jahre hingelegt - wer es noch nicht kennt, unbedingt ändern! - und nun zeichnet sich überdeutlich ab, dass diese Zauberplatte nicht das letzte Meisterstückchen der Band aus New York sein wird. Noch 2010 soll der Nachfolger fertig geschrieben und eingetütet werden. Und mit dem nun vorliegenden "Echoes Of Edensong - From The Studio And The Stage" gibt es eine interessante Zwischenmahlzeit für hungrige Fans.
Es handelt sich 'trotz' der beachtlichen Spiellänge von einer knappen Stunde um eine EP. Darauf zu finden: zunächst drei Studio- und dann noch drei Livesongs. Den Start macht mit "Beneath The Tide" ein Stück, das den meisten unbekannt sein dürfte, und das dennoch zum ältesten Stoff im Band-Repertoire gehört und überdies als eine Art Bandhymne bezeichnet werden darf, die im Live-Repertoire ihren festen Platz hat, nämlich als Schluss-Song eines jeden Konzerts. Da James Byron Schoen mit seiner Band noch nicht in unseren Landen aufgetreten ist, kamen wir auch noch nicht in den Genuss.
"Beneath The Tide" hat eine ganz besondere Geschichte, hat Schoen das Stück doch schon 1997 als Schüler mit seinen damaligen Bandkameraden von Echoes Of Eden geschrieben und 1999 aufgenommen. Mit einem dieser Weggefährten von damals, nämlich Drummer Anthony Waldman, ist er seit Neuestem wieder 'fest zusammen', nachdem er nämlich seine Edensong-Musiker nach dem ersten Album komplett ausgetauscht hat. Das war Grund genug, den lange gehegten Wunsch zu verwirklichen und den eigenen Lieblingssong neu zu arrangieren und wieder frisch im Studio einzuspielen. Und wenn man bedenkt, dass Schoen diesen Longtrack damals als Jugendlicher zu Papier gebracht hat, wird einem ganz schwindlig ob dieses Talents!
Ein packender Aufbau aus melancholischen Akustik-Figuren, die allmählich von einem Heavy-Riff und Hammond-Orgel überlagert werden, dazu der ausgefeilte Einsatz der Querflöte als Rhytmus- und Melodieinstrument. Episch-progressive Entwicklungen mit packenden atmosphärischen Wendungen, dramatische und lyrische Passagen, eine attraktive Rhythmik und nahezu erzählerisch-melodiöse Instrumentalparts, in denen sich Gitarre, Keyboard, Querflöte und Cello abwechseln, ergänzen, doppeln - man fühlt sich zuweilen an Kansas zu frühen "Song For America"-Zeiten erinnert.
"Beneath The Tide" klingt wie die Essenz von Edensong, irgendwo zwischen Jethro Tull, Overhead, und Deadsoul Tribe. Zuweilen hat die Band auch einen Mittelalter-Touch. Edensong klingen so unverbraucht, so ursprünglich, natürlich und authentisch, dass man in manchem akustischen Moment glauben könnte, die Band säße gerade um ein Lagerfeuer herum. Weniger Takte später setzen freilich wieder Orgel und die verzerrte E-Gitarre mit scharfkantigen Metal-Riffs ein. Aber auch dann klingt das Ganze sympathisch ungeschliffen und organisch und könnte genau so gut aus den 70ern stammen.
Ein weiterer Studio-Track - in diesem Fall aber tatsächlich ein 'neuer', ist die magische, bezaubernde Akustikballade "Lorelai". "To See But Not Believe" schließlich ist ein Song, der schon Jahre zuvor und noch in komplett anderer Besetzung, nämlich im Line-up von "The Fruit Fallen" aufgenommen worden war. Das Stück war ursprünglich für das Album gedacht, wurde aber aus nicht näher genannten Gründen 'nur' als Hidden Track hinterhergeschoben. Bei der Qualität wundert's einen - es handelt sich um eine bärenstarke Nummer - mit deutlich härter rockenderer Gangart und insgesamt straighter durchkomponiert, aber dennoch im Detail herrlich-proggig vertrackt. Aber dem Fan eben nicht unbekannt.
Auf der Live-Seite dieser EP steht neben der Konzert-Versionen des bereits hinlänglich gelobten "Beneath The Tide" und des nicht minder epischen "The Reunion" auch eine Bühnendarbietung der atemberaubenden, überraschenden, mitreißenden, tiefgehenden Progressive-Zaubernummer "The Sixth Day". Alle Live-Stücke werden absolut überzeugend dargeboten, nochmal ein Stück weit roher und ungeschliffener als aus dem Studio. Dass der Satzgesang nicht immer ganz astrein ist, stört nicht weiter, dafür ist der gar nicht mal außergewöhnlich gute, aber äußerst charismatische Lead Gesang James Byron Schoens auch live unverkennbar und macht Edensong zu einer echten Marke.
Wem Edensong noch fremd ist, dem sei nach wie vor das Debütalbum ans Herz gelegt - für den Einstieg eignet sich diese EP nur sehr bedingt. Wer aber "The Fruit Fallen" sein eigen nennt, wird um "Echoes Of Edensong - From The Studio And The Stage" nicht drumrumkommen!
Line-up:
James Byron Schoen (vocals, electric and acoustic guitar)
TD Towers (bass guitar, additional vocals)
Stefan Paolini (keyboard, additional vocals)
Anthony Waldman (drums, additional vocals)
Matthew Bauer (percussion)
Barry Seroff (flute)
Mike Lunapiena (cello)
Additional musicians:
Benjamin Wigler (electric guitar - #1,3,5)
Matt Cozin (drums and percussion)
Carl Baron (cello - #1,4,5)
Mike Tee (bass guitar - #5)
Alex Hornbake (bass)
Matt Cozin (drums - #3)
Michael Drucker (violin - #3)
Rachel Kiel (flute - #3)
Arthur Sugden (piano, organ - #3)
Adam Bernier (synthesizer programming - #3)
Tracklist |
01:Beneath The Tide (10:19)
02:Lorelai (4:11)
03:To See But Not Believe (8:43)
04:The Reunion (live in NC) [10:02]
05:Beneath The Tide (live in PA) [13:13]
06:Bonus: The Sixth Day (live in OC) [9:57]
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