RockTimes: Fangen wir an mit der Frage, die ich mir spontan gestellt habe, als ich den Bandnamen das erste Mal las: Wohin führt der Notausgang (Emergency Gate)?
Matthias: Hallo erst mal, man muss ja wirklich zugeben, dass der Bandname ziemlich 'crappy' ist, aber er kam damals einfach aus der Schulzeit, als die Band gegründet wurde. Vielleicht haben sie ja ständig den Notausgang aus dem Klassenzimmer auf die Bühne gesucht, man munkelt. Hehe. Eigentlich war es aber mehr so, dass einer die Band Emergency nennen wollte und da dies noch bekloppter klingt und es unbedingt ein Zusatzwort brauchte, sind sie dann auf den Namen Emergency Gate gekommen, weil man dieses Schild überall sieht und man es sich einfach gut merken kann.
RockTimes: Wozu braucht man eigentlich einen Notausgang ( Emergency Gate) bzw. die Band, die sich so nennt?
Matthias: Wie Mille Petrozza sagte: »Geile Musik aber scheiß Bandname.« Und darauf kommt es ja an. Wenn die Musik stimmt, ist der Bandname doch total egal. Der Name existiert schon so lange und hat sich bis jetzt gehalten. Es wäre auch irgendwie schade und unwürdig, ihn jetzt gegen etwas Modernes auszutauschen. Zudem gibt es idiotischere Namen als Emergency Gate.
RockTimes: Wieso war die Musik anfangs eher Power Metal, dann kam Modern Death Metal hinzu und jetzt sogar Metalcore? Wie hat sich das entwickelt?
Matthias: Ich glaube das ist einfach eine ganz normale Entwicklung einer Band, die nicht immer - wie viele Bands - zehn Alben ihrem Stil treu bleiben will. Letztendlich, als ich in die Band hinzukam und mit den Gesängen gespielt habe, ist uns aufgefallen, dass diese Vielfalt an Stimme eben am besten zu einer Art dieser Musik passt. Bei Power Metal gibt es halt die Varianten zwischen den Gesangstilen nicht. Auch durch die Wechsel an den Instrumenten ergaben sich eben viel mehr Möglichkeiten. Außerdem gab es zu diesem Zeitpunkt keine Band mit diesen elektronischen Einflüssen. Die wurden von großen Bands erst 2009/2010 publik gemacht, wir hatten das bereits 2008. Und das mit Metalcore verstehe ich grundsätzlich nicht. Was ist Metalcore?? Sobald eine moderne Band Breakdowns benutzt, geht sie in die Schiene Metalcore. Es gibt mittlerweile so viel ältere Genregrößen im Thrashmetal-Bereich oder Blackmetalbereich, die diese Stratobreaks an den Instrumenten Bass und Gitarre einbauen. Ist dies jetzt Thrashcore, Blackcore? ;)
RockTimes: Gibt es zu dieser Veränderung auch negative Stimmen, also Fans, die erklären, dass sie nur die alten Scheiben mögen?
Matthias: Nein, kein bisschen. Es gibt natürlich ein paar Schreiberlinge, die ein wenig verwirrt sind, wenn sie die Entwicklung nicht mitbekommen haben und nach der "Nightly Ray" jetzt die You in die Hand bekommen. Aber wir haben allein auf der Bühne oder bei Meet&Greetz so viel Zuwachs wie noch nie. Ich glaube einfach, die Leute und Fans sehen, dass wir das ernst meinen und bei allem, was wir machen, immer auf der Bühne Spaß haben, dahinter stehen und eben keine Fahne im Wind sind.
RockTimes: Ist Bayern der richtige Ort für solche Musik, die eher mit Schweden in Verbindung gebracht wird?
Matthias: Ich glaube es ist ganz egal, wo man diese Art von Musik macht. Ich selber komme aus Düsseldorf und ich sehe grundsätzlich in den Konzerthallen und bei den Besucherzahlen keinen Unterschied. Hier in München gibt's, genauso wie im Rheinland, große und gut besuchte Metaldiskotheken. Ich glaube, letztendlich ist der Wohnort egal, da man als Band ja so viel auf Tour ist, Festivals und im Ausland spielt.
RockTimes: Wie waren bisher die Reaktionen auf "You"? Habt Ihr beispielsweise Vorwürfe, Ihr wärt mit der Rewake auf den Modern/Melo Death-Trend aufgesprungen und nun, da dieser nicht mehr so aktuell ist (oder ist er es noch?) wendet Ihr Euch anderem zu? So etwas in der Richtung habe ich irgendwo (fragt mich nicht mehr wo) mitbekommen. Was meint Ihr dazu?
Matthias: Naja, es gibt leider auch viele Blinde im Kino. Haha, so vergleiche ich auch leider manche soooo 'objektive' Schreiber. Aber glücklicherweise haben wir bei "You" sehr wenig Negativschreiber. Vielleicht war's ja auch nur ein gekränkter Fan, ich kann mich da nicht wirklich hineinversetzen. Emergency Gate hat immer eine Entwicklung durchgemacht, wir machen was uns gefällt und würden niemals mit einer Fahne im Wind stehen. Wir haben nach der "Rewake" nicht viel anders gemacht, es kam eben nur viel Songmaterial von mir und Udo hinzu. Melo Death ist auch noch genau so aktuell.
Und wir machen nichts anderes, wir haben uns da nur ein wenig weiterentwickelt, musikalisch eben vielseitiger gezeigt, weil auch von uns jeder besser wird. Besonders unsere Zusammenarbeit beim Songwriting hat sich verbessert, gleichzeitig hatten wir viel mehr Möglichkeiten beim Recording, die wir damals schon machen wollten, aber die Mittel dazu nicht hatten. Man wird bei Emergency Gate nie sehen und hören, dass wir uns selbst kopieren, wie es bei vielen Bands manchmal ist, wo die Lieder andere Titel tragen. Aber ich kann nur eins sagen: Wir werden beim nächsten Album keinen Black Metal machen, aber definitiv wird das nächste Album wieder eine kleine Praline mit Überraschungen und anderen Variablen.
RockTimes: Wer ist mit "You" gemeint?
Matthias: Du ;) Unsere Fans, Supporter, Familie, Freunde und alle Zuhörer und vielleicht auch die Band als Freundeskreis selbst. Es ist eine Art Konzeptalbum, ein wirklich sehr persönliches Album. Das persönlichste überhaupt, mit sehr vielen privaten Geschichten und Lebensphasen. Daher denken wir auch, wir sollten uns unseren Hörern persönlich präsentieren, da wir denken, dass jeder sich mit diesen Texten identifizieren kann. Und ich wette, dass jeder im Leben eine dieser Geschichten oder Gefühlslagen durchlebt. Ob ich Deine, oder Du/You unsere.
RockTimes: Kam die Inspiration, einen Song "Moshpit" zu nennen, tatsächlich von Mille, weil er das auf der gemeinsamen Tour 2009 so oft gesagt hat?
Matthias: HÄÄÄÄ??? Wer hat denn so was erzählt? HAHA
Nene, die Idee kam mir, als ich mal in einer riesigen Metal-Disco war. Da habe ich mir nur gedacht, dass die Leute geil sind, die auf unsere Musik als Künstler abgehen. Und wie sie uns alle damit unterstützen. Mein Gedanke war einfach, es müsste einfach mal ein Lied allein für diese geilen Leute geben. Als Dankeschön, ein Lied nur an die Crowd und nur an die Fans. Das sage ich auch jedes Mal auf der Bühne, dass dieses Lied nur für die Besucher und die Fans ist und ich das Lied auch am liebsten nur mit denen zusammen singe. Beispiel: »I wanna hear you scream« und alle schreien eben »In legion we stand. «
Es ist einfach ein Dankeschön an die Fans, die uns so geil supporten.
RockTimes: Warum hat die normale CD ein anderes (meiner Meinung nach langweiligeres) Cover als die Limited Edition? Was sollen uns die Bilder sagen?
Matthias: Das ist eigentlich ganz einfach: Wir wollten schon ein einfaches und gleichzeitig stranges Cover haben. Bei der Limited Edition sieht man einen Pfad, den man durchläuft, der kaputt und zerbröckelt ist… Man kann da schon sagen, dass dort unten die 'nackte Wahrheit' jedes Charakters oder seiner Fassade steckt. Zusätzlich erkennt man sechs Spiegel, übereinstimmend mit den sechs Mitgliedern von Emergency Gate. Jeder Spiegel trägt ein Gesicht nach außen, was in der Mimik immer anders ist. Dies kann bedeuten, dass jeder von uns einen anderen Charakter hat oder sogar jeder Mensch zwei Gesichter besitzt! Das normale Cover ist eigentlich eine Einleitung für das der Limited. Denn, man sieht den zerbrochenen Spiegel mit der Schrift "You". Der zerbrochene Spiegel trennt die Gefühlswelt der Menschen. Like Yin & Yang. Betrachtet man dies genauer, sieht man den kleinen Pfad, der im großen Cover durch die Spiegelwelt führt. Diesen sollte man gehen. ;)
RockTimes: Da ich nur die normale CD in Promoversion vorliegen hatte, konnte ich nichts dazu schreiben, was auf der DVD ist. Könntet Ihr das bitte unseren Lesern verraten?
Gleichfalls wäre es nett, etwas über die Texte zu erfahren (die mir leider ebenso wenig zur Verfügung standen).
Matthias: Die DVD bietet einen noch nicht dagewesenen Blick hinter die Kulissen von Emergency Gate und dem Tourleben. Man sieht die Story von Emergency Gate und die Entwicklung. Man erlebt das letzte Tourleben mit Graveworm und vor allem wird deutlich, wie viel Spaß uns das macht, das zu tun, was wir eben machen und dass wir vollkommen dahinterstehen. Natürlich sind auch Geschichten dabei, die nicht so witzig sind. Erlebnisse von uns, zusätzlich noch ein Special-Video von "Moshpit", aber mehr will ich nicht sagen… einfach mal anschauen. Auf die Texte bin ich oben schon eingegangen.
RockTimes: Ist für 2013 eine Tour geplant? Wenn ja, mit wem? Benutzt Ihr eigentlich den Mikrophonständer mit der Wirbelsäulen-Optik (den fand ich 2009 echt cool, hat mich irgendwie an Harry Potter erinnert)?
Matthias: Definitiv werden wir oft auf Tour sein und im Sommerviele Festivals besuchen. Mit wem und wann, kann ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen, da alles noch in Planung ist. Aber wir werden es schon zum richtigen und frühzeitigen Zeitpunkt bekanntgeben. Die Wirbelsäule wird definitiv wieder ein ständiger Bestandteil unserer Konzerte sein.
RockTimes: Damit dankt RockTimes für den (Ein)Blick ins/durchs Emergency Gate. Habt Ihr noch irgendwelche letzte Worte für die Leser?
Matthias: Erstmal Danke für das Interview und Dank an die Leser. Riesen Dank an unsere Fans, Supporter, Freunde und Familien und vor allem diejenigen, die in "You" reinhören. Und immer hinter uns stehen!
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