Doom Shall Rise VIII
26./27.04.2013, Göppingen, Chapel
Plakat Doom Shall Rise VIII
Göppingen, Chapel
26./27.04.2013
Festivalbericht
Stil: Doom Metal


Artikel vom 10.05.2013


Andrea Groh
Das letzte Chapter in der Chapel, inklusive Retrospektive auf die doomige Dekade von 2003 - 2013.
DSRWie die Überschrift schon andeutet, ist angesichts des achten und wohl wirklich letzten Doom Shall Rise Festivals ein etwas anderer Artikel angebracht statt eines reinen Konzertberichtes.
Daher sollte sich kein Leser/in über Chaos (man zähle mal die Zacken eines Chaossternes…) in der Chronologie (wer die genaue Running Order wissen will, findet sie unten), mangelnde Vollständigkeit oder Sachlichkeit in der Beschreibung beschweren.
2003 begann die Mission 'Doom Shall Rise'. Wieso Mission? Damals gab es noch kein reines Doom-Festival. Jochen Fopp (Mirror Of Deception) und Frank Hellweg (Well Of Souls) hatten zusammen mit dem Betreiber der Eiche eine neuartige und mutige Idee, die damals zunächst in genannter Rockkneipe in Crailsheim (die leider auch vor zwei Jahren schon sein Ende gefunden hat) starten sollte, doch aufgrund großer Ticketnachfrage in eine Turnhalle in einem Vorort irgendwo im Nirgendwo verlegt wurde, verloren im Nebel und Schnee.
Ein Jahr später wurde weise entschieden, das Ganze vom Februar in den April zu verlegen und damit nicht mehr in einem Winterwunderland. Außerdem entdeckten die beiden einen Veranstaltungsort, der passender zum Musikstil nicht sein könnte und durch gute Akustik überzeugt: die Chapel (eine leerstehende ehemalige US-Kirche in Göppingen). Mit dem Wetter gab es allerdings immer wieder Probleme, Kälte, Nässe… auch 2013 hatte man da wieder Pech, ausgerechnet so ziemlich das kälteste und nasseste Wochenende des Monats zu erwischen.
An dieser Stelle eine kleine Kritik am Rande: Ein paar Pavillons mehr oder gar ein richtiges Festzelt wäre eine gute Idee gewesen, so standen die meisten Bänke draußen ungenutzt im Regen. Wenn ich mich richtig erinnere, war das beste Wetter 2004. War schön, bei Drecksau auf der Wiese vor der Chapel zu liegen - okay, für die Band war das vielleicht nicht ganz so toll… gefallen haben sie mir allerdings trotzdem damals…
2013, nachdem zwei Jahre Pause war, waren wir etwas überrascht über die Bebauung des Geländes. Denn eben auf jener Wiese stehen nun hässliche Häuserblocks, das Industriegebiet hat sich ausgebreitet. Auch wenn dies das letzte DSR war und da das Wetter sowieso nicht gerade einladend war, störte doch etwas das Flair.
Stichwort Pause und Aufhören: Man darf dabei nie vergessen, dass das Doom Shall Rise nicht von professionellen Veranstaltern gemacht wird, sondern dass hauptsächlich zwei Privatpersonen dahinter stecken/stehen, die natürlich auch einen Job und Familie haben, zudem in Bands spielen, zumindest Jochen. (Von Well Of Souls hat man schon länger nichts mehr gehört)
Daher gab es zwar lange Gesichter, aber Verständnis, als 2010 für das Folgejahr eine 'Babypause' angesagt wurde, da Frank Vater von 'Twins Of Doom' wurde. Als die Pause dann nicht nur 2011, sondern auch 2012 betraf, dachte ich ehrlich gesagt schon, okay, das war's dann. Aber anscheinend haben viele Fans die beiden Macher bekniet und es kam (überraschender- und natürlich erfreulicherweise) letztes Jahr die Ankündigung, es gäbe 2013 doch wieder ein DSR.
Doch am 1.4. wurde die Freude gedämpft, denn es wurde verkündet, dies wäre nun endgültig das letzte Mal. Anfangs hofften noch etliche auf einen miesen Aprilscherz, doch die Statements auf der Homepage klangen recht ernst. Zudem hieß es im Vorfeld, es wären wenig Tickets verkauft worden. Ehrlich gesagt, wundert mich das, ich fand es nicht oder höchstens geringfügig leerer als sonst.
An dieser Stelle noch ein kleiner Kritikpunkt: Wurde denn mit so wenig Leuten gerechnet und deswegen so wenig Shirts gedruckt? Schon Freitagabend als ich am Stand geschaut habe, waren nur noch kleine Größen erhältlich. Mittlerweile, nach diversen Beschwerden, wird über eine weitere Auflage, über die Homepage bestellbar, nachgedacht. Wäre eine nette Idee… so als Abschied noch…
Wir - und wahrscheinlich sehr viele andere - reisten also mit gemischten Gefühlen an. Die Staus und das nass-trübe Wetter waren auch nicht sonderlich aufbauend - so lange haben wir, glaube ich, selten gebraucht. Was bedeutete: Pünktlich ankommen war nicht drin.
So trafen wir erst während Victims Of Creation ein. Doom aus Malta war immer wieder - von Anfang an, was hatten mich Forsaken damals 2003 beeindruckt - ein Bestandteil des DSR. Wobei Victims Of Creation doch rauer und mehr Richtung Sludge gehen als die beiden bekannten Bands Forsaken und Nomad Son, was nicht heißen soll, sie seien schlecht, nur anders. Erstaunlich, dass es auf dieser Insel eine so große Szene gibt und mittlerweile ein eigenes Doom-Festival, das sich eng mit dem DSR verbunden sieht.
Hier muss ich wieder etwas abschweifen: In mehreren Staaten entstanden nach dem DSR-Vorbild und Beweis, das ein solches Event möglich ist, in den letzten zehn Jahren ähnliche Festivals. Die Doom-Szene ist also etwas aus dem Schatten des Untergrundes hervorgetreten und hat eine treue, wenn auch überschaubare, Anhängerschaft in vielen Ländern. Man kann schon schreiben, die Idee hat sich weiter entwickelt und Früchte getragen. Nach dem Motto: Doom Shall Rise
Auch in Deutschland griff man die Doom-Festival Idee auf, unter anderem tat dies Oliver Weinsheimer mit dem Hammer Of Doom. Wobei dort teilweise größere und bekanntere Bands spiel(t)en, während das DSR mehr dem Untergrund verpflichtet ist und man dort viele unbekannte neue Acts kennen lernen kann. Dies galt auch für 2013. Viele, die bereits dort gespielt hatten, wären gerne noch einmal dabei gewesen. Da man niemals allen gerecht hätte werden können, fiel die Entscheidung: Es kommen nur Bands in Frage, die noch nie dort aufgetreten sind.
Schon auf dem HOD gewesen zu sein, war hingegen kein Hinderungsgrund. Gut, dass dies genau auf zwei Truppen zutraf, die wir damals in Würzburg verpasst hatten: Serpent Venom und Mountain Throne. Wobei mir der 'Bergthron' aus Schwaben nicht so zugesagt hat (gut, das ist wie immer Geschmackssache). Die CD "Carnal Altar" vom britischen 'Schlangengift' gefällt mir recht gut, typisch englisch, könnte allerdings etwas okkulter und böser gemacht sein, z. B. Electric Wizard bringen das überzeugender.
Ein von beiden Festivals (zumindest mit Place Of Skulls) bekanntes Gesicht: Victor Griffin, der vor einem halben Jahr in der Posthalle seinen Abschied von Pentagram bestritt. Ehrlich gesagt, In-Graved waren nicht so der Hammer (Of Doom), dass ich verstehen könnte, warum er ausgerechnet dafür Pentagram verlassen hat, jetzt nachdem es bei denen endlich gut zu laufen scheint.
In anderer Besetzung bzw. unter anderem Namen schon in der Chapel gewesen zu sein, widersprach also nicht dem oben genannten 'Neuheits'-Gedanken. Dies traf auch auf mein persönliches Highlight des Festivals zu. 2005 hatte ich Isole gesehen und ihre Mischung aus Epic Doom Metal mit einem Schuss Pagan hat mich sofort umgehauen. Alle ihre CDs höre ich sehr gerne und häufig. Um ihre Viking Seite mehr auszuleben gründeten sie das Sideprojekt Ereb Altor. Nach zwei ziemlich epischen Werken bewegt man sich mittlerweile mehr in Richtung Black Metal, beeindruckt von Bathory (wobei deren Wikinger Phase der Haupteinfluss ist).
Die Begeisterung teile ich und war daher sehr erfreut als sie live "Twilight Of The Gods" coverten (ach, Quorthon einmal auf der Bühne zu sehen, wäre schon schön gewesen, leider ist es nur noch möglich, Tribute-Bands zu erleben - oder eben Epigonen wie Ereb Altor) - passend zu meinem Longsleeve, hihi. Ob ihnen das aufgefallen ist? Immerhin stand ich ja in der ersten Reihe mittig…
Aber auch die eigenen Songs waren großartig, z.B. das wunderschöne "Myrding" inklusive Prolog. Bei dem tollen mehrstimmigen Gesang könnte ich dahinschmelzen. Alleine dafür hat es sich gelohnt, hinzufahren.
Ebenfalls einen schwarzmetallischen Anteil können Ophis aus Hamburg vorweisen, auch wenn die Hauptrichtung eher Doom/Death ist. Auch etwas für Fans, die es ganz gerne mal finsterer mögen, waren die Griechen Shattered Hope (hm, in Griechenland gibt es bestimmt viel 'zerbrochene Hoffnung' derzeit) mit ihrer Mischung aus Funeral Doom und Doom/Death, auch wenn nicht alles perfekt live umgesetzt wurde. Waren mir bisher unbekannt, beide angebotenen CDs ("Promo 2007", "Abscence") mussten natürlich mitgenommen werden.
Kaufen hieß es auch bei Sideburn und Spirit Descent. Interessanterweise zeigt sich bei den beiden, dass das Verhältnis von Konserve und Bühne unterschiedlich sein kann. "Seven Chapters In A Minor" von 2012 ist eher enttäuschend, die "Doominion" von 2010 ist okay - live wirkten die Epic-Doomer Spirit Descent viel stärker, vielschichtiger, vor allem der Sänger überzeugte durch Variabilität, setzte neben typischem Doom-Gesang auch mal hohe Schreie oder eine tiefe Stimme ein.
Auch Sideburn wirkten in der Chapel druckvoller und durchschlagender. Auch wenn ich für eine Sekunde dachte, was will der Typ mit dem Strampelanzug und der Rassel da - sorry, konnte ich mir jetzt nicht verkneifen. Natürlich war das lediglich Retro-Look und ein Tamburin. Wer jetzt an Ozzy bzw. Black Sabbath denkt, hat Recht. In diese Kerbe schlugen die Schweden. Wenngleich nicht so stark wie Orchid, dürfte die Zielgruppe doch ähnlich sein.
Bleiben wir in Schweden und kommen zu Goatess. Dahinter steckt wieder mal ein alter Bekannter: Christian 'Chritus' Linderson. Und klingelt's? Lord Vicar, Count Raven, Saint Vitus (auf der "C.O.D."-Scheibe von 1992).
Im Anschluss an deren Auftritt gab es das Doom Shall Rise-Finale, eine Art von Doom-Allstar-Band, nämlich: Chritus [Goatess/Lord Vicar] (vocals)
Luce [Hooded Priest] (vocals)
Jochen [DSR/Mirror Of Deception] (guitars)
Frank [DSR/Well Of Souls] (guitars)
Wilbur [Count Raven/Semlah] (bass)
Kenta [Goatess] (drums)
In dieser Besetzung wurde - vielleicht der Doom-Klassiker-Song schlechthin - Black Sabbath gecovert.
War das nun der Abschied für immer vom Doom Shall Rise? Oder werden sich die beiden Veranstalter noch einmal oder mehrere Male erweichen lassen, das Festival fortzuführen? Vielleicht mit helfenden Händen? Selbst wenn nicht, sie haben eindrucksvoll bewiesen: Mission ist erfüllt - Doom has risen!
Danke an die beiden, an alle anderen Macher, danke an alle Bands (die von diesem Jahr, die ich nicht extra erwähnt habe, natürlich auch an die aus den anderen Jahren), an Freunde und Bekannte, die wir immer wieder dort gesehen haben - und an alle, die irgendwie Teil des Ganzen waren.
Sorry, keine Bilder dieses Mal, da mein Mann Jens die Kamera zu Hause vergessen hatte.
Running Order DOOM SHALL RISE VIII:
Freitag, 26.04.2013:
DSR 19:00 - 19:45 Petrified
20:00 - 20:45 Victims Of Creation
21:00 - 21:45 Serpent Venom
22:00 - 22:45 Sideburn
23:00 - 23:55 Ereb Altor
00:15 - 01:30 In-Graved

Samstag, 27.04.2013:
16:00 - 16:45 Mountain Throne
17:00 - 17:45 Phased
18:00 - 18:45 Griffin Device
19:00 - 19:45 Midryasi
20:00 - 20:45 Spirit Descent
21:00 - 21:45 Shattered Hope
22:00 - 22:45 Naevus
23:00 - 23:50 Ophis
00:10 - 01:30 Goatess
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