GoMusic / 10.02.2012, Cafe Country, Kleve
GoMusic GoMusic-Session
Kleve, Cafe Country
10. Februar 2012
Stil: Blues Rock
Konzertbericht

Artikel vom 14.02.2012


Joachim 'Joe' Brookes
GoMusic Obwohl sich der Sekundenzeiger immer in der gleichen Geschwindigkeit über das Zifferblatt bewegt, geht es wieder einmal in Riesenschritten auf die Hochzeit der Karnevals-Session 2012 zu. Ohne Narrenkappe und Pappnase war diese Go Music eine willkommene Abwechslung zum Helau und Alaaf in den Sälen und Kneipen. Bützche (Küsschen) und Strüssjer (Blumensträuße) gab es reichlich ... in musikalischer Form. Die Session im Café Country war so bunt wie die Unterseite von
Robert Carl Blanks Hutkrempe. Vor dem Konzert stellte man schon beim ersten Blick auf die Bühne fest, dass etwas anders war. Keine E-Gitarre(n), kein Harp-Verstärker und ganz rechts stand eine futuristische Konstruktion mit vier dicken Saiten. Standfestigkeit erhielt sie durch ein Dreibein. Wie Martin Engelien in seiner Anmoderation sagte, wurden wegen der andauernden Kälte alle Strom-Gitarren zum Heizen gebraucht und Teile des großen Tieftöners mussten auch schon dran glauben.
GoMusic Mit dem Schlagzeuger Dieter Steinmann und dem Organisator der Go Music spielte die ehemalige Rhythmus-Abteilung der Klaus Lage Band. Es wäre vielleicht einfacher aufzuzählen, mit wem der versierte Drummer noch nicht zusammengespielt hat, aber dennoch sollten hier einige Namen als unvollständige Liste fallen: Cherry Gehring (Pur), Anne Haigis, Alexis Korner, Richie Kotzen, Louisiana Red, Wolf Maahn,
Wolfgang Niedecken, Stevie Salas, T.M. Stevens, Tower Of Power, P Werner oder Peter Wölpl. Ebenfalls stehen das HR-Sinfonieorchester, die Frankfurt City Blues Band und das John Burgess Quartet auf seiner Visitenkarte. Chris Kramer war der vier im Bunde und spielt in zentraler Position.
GoMusic Als Vorstellungsrunde diente der Pink Floyd-Opener "Brecht alle Mauern nieder". Blank lieferte ein verträumt-iberisches Solo mit jazzigen Zutaten ab und bekam schon jetzt reichlich Szenenapplaus. Kramer spielte seine Harp beseelt-bodenständig. Kramer kam in Fahrt, Kramer tanzte, Kramer ruderte mit dem Arm ... Kramer hatte den Barhocker schon hinter sich gelassen. Martin Engelien zeigte, wie energisch-furios man auch einen Kontrabass spielen konnte und mit konzentrierter Beschleunigung flogen die Finger in virtuoser Weise über die ganz dicken Saiten. Beim nächsten Instrument ging es auch groovig zu. Mann, mit seinem Doublebass-Einsatz ging der Steinmann steil wie eine Rakete ab. Es waren aufregende, ungefähr fünfundzwanzig Minuten, die im Laufe des Konzerts allerdings noch getoppt werden sollten.
GoMusic Das musizierende Vier-Gestirn hat den Blues. Kramer sang, Kramer hatte Luft, Kramer brauchte Platz. Kramer war crazy. Steinmann und Engelien servierten den Groove und Blank bewies seine Vorzüge als Riff-Master. Der 12-Takter war zeitlos gut. Dann gab es eine überraschend-fantastische Rückblende in die Musikgeschichte. Engelien freute sich schon wie ein kleiner Junge im Sandkasten auf diesen Song, denn schon an der Bass-Einleitung konnte man den von Nancy Sinatra gesungenen Klassiker "These Boots Are Made For Walking" erkennen. Und weil es schön war, zupfte Engelien das Intro gleich zweimal. Kramer hautnah ... er machte einen Spaziergang durch das Publikum, so weit die Füße trugen. Nein, nicht ganz, denn seine Kreise wurden durch das Mikrofonkabel begrenzt. Kramer liebäugelte ... mit einer Frau. Blank sang vorzüglich und Engelien schlug im Solo den Rhythmus auf allen vier Saiten.
GoMusic Kramer erzählte ... die Entstehungs-Geschichte zu einem der Blues-Songs, der zum Genre gehört, wie das Salz in der Suppe: Willie Dixon komponierte den "Hoochie Coochie Man" und Muddy Waters spielte ihn. Kramer sang ihn. Blank erfand ganz neue Phrasierungen um das klassische Thema und beim Harp-Mann flossen Echo-Effekte ein. Kramer freihändig ... mit den Händen und den Hosentaschen spielte er sein kleines Instrument sozusagen im Freestyle. Hammer! Vor der Pause wurde in "Dirty Laundry" (Don Henley) schmutzige Wäsche gewaschen und es entwickelte sich ein langes, instrumentales Gespräche zwischen Blank sowie Kramer. Da spielte man doch gerne Mäuschen. Spaß hatten sowohl die Musiker als auch das Publikum. Für eine Büttenrede im heutigen Karneval würde man dagegen zum Lachen in den Keller gehen.
GoMusic Eigenkompositionen: Robert Carl Blanks "Whatever She Does" vom Album Last Time I Saw Dave war schon so etwas wie ein Markenzeichen für die Songwriter-Qualitäten des Künstlers und er versah seinen Gitarren-Sound mit Wah Wah-Effekten. Kramer Kommt! mit Blues in deutscher Sprache und dem mahnenden Statement "Ich bin anders" zum Zuge. Die Band groovt. Das nächste Song-Trio hatte es ebenfalls in sich. "Desire" von U2 sowie Springsteens "Born To Run" waren eindeutig Blank-Terrain. Dazu gab es ein kombiniertes Drum&Bass-Solo der besonderen Art. "Freebird" von Lynyrd Skynyrd sowie Blanks Bottleneck-Einsatz inklusive Alleingang sorgten für die ruhigeren Momente in der Go Music-Sitzung. Die Barhocker waren mittlerweile Staffage. Kramers "Drachenblut" hatte, auch mit akustischen Instrumenten gespielt, einen mächtig feurigen Funk und mit "Heroes" (ebenfalls von U2) bedankte sich der Vierer-Rat auf seine Art bei den Anwesenden. Blank war nicht zu halten. Er spielte sich die Zuhörer schwindelig und da danach hatte selbst Kramer den Daumen oben. Im Adagietto-Intermezzo servierte der Gitarrist eine knackige Nuss-Edge. Blank animierte erfolgreich ... das Publikum zum Mitsingen.
GoMusic Die lautstark geforderte Zugabe war eine Zeitreise par excellence. Endfünfziger-Rock'n'Roll war mit "Money (That's What I Want)" angesagt und als Rausschmeißer spendierte die Combo eine musikalische Runde ... "Tequila". Herrlich unterhaltsam war sie, die alternative Karnevals-Veranstaltung. Man kommt in der fünften Jahreszeit auch ohne Kappnase voll auf seine Kosten.
Wir danken Martin Engelien für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Martin Engelien (bass, backing vocals)
Robert Carl Blank (guitar, vocals, backing vocals)
Chris Kramer (harmonica, vocals, backing vocals)
Dieter Steinmann (drums, percussion)
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