Der Go Music-Zug hält nicht mehr im Klever Café Country. Dafür stoppte man im September 2013 am Gleis des ehemaligen Kranenburger Bahnhofs. Das Cafehaus Niederrhein, wie er jetzt heißt, ist eine sehr gemütliche Location. Schienen gibt es immer noch. Sie werden jetzt für Draisinenfahrten genutzt. Einerseits geht es in Richtung Kleve, andererseits kann man sich mit Muskelkraft in die benachbarten Niederlande (Groesbeek) bewegen. Bei noch sehr angenehm-milden Temperaturen fand das Konzert auf dem überdachten Bahnsteig statt. Martin Engeliens September-Go Music war wieder einmal bestens besetzt. An der Gitarre zauberte Alex Beyrodt ( Primal Fear, Rock Meets Classic, Silent Force, Sinner, Voodoo Circle), Thomas Lieven ( Big Band der Bundeswehr, Brings, Sweetbox) trommelte, Ilenia Romano brachte mit ihrer Stimme die Faszination des Mediterranen an den nördlichen Niederrhein und am Bass sorgte der Lokführer Martin Engelien für beste Unterhaltung.
Apropos Süden: Alex Beyrodt stammt aus Saarbrücken, Ilenia Romano kommt aus Sardinien und am Verkaufstand gab es auch Erlesenes. Die Go Music hat jetzt auch Weine im Angebot. Es gibt einen Roten, den man 'unvorherhörbar' getauft hat. Der Weiße trägt den Namen 'Present' und ein 'Go Secco' vervollständigt das Sortiment. Alle Weine kommen von Otto Grün, einem Weingut im pfälzischen Grünstadt, sodass man die heimatkundliche Achse Saarland-Sardinien erweitern kann. Zum Wohl kann man da nur sagen und beim Auftritt in Kranenburg auch noch guten Appetit, denn man kredenzte exquisites italienisches Fingerfood. Außerdem konnte man bereits den Nachfolger des ersten Go Music-Albums One erhalten. "Two" gibt es zunächst ausschließlich bei Konzerten zu kaufen. Im November 2013 wird sie dann offiziell veröffentlicht werden. Mit Wein und Musik kann die Go Music auch in den eigenen vier Wänden zu einem tollen Erlebnis werden.
Vorher gab es aber erst einmal musikalische Leckerbissen. "Trust" heißt der instrumentale Opener der Herbst-Konzertreise. Bei ruhigem Beginn spielte sich Alex Beyrodt ganz flink in Bestform. Er servierte dem Publikum in seinem ersten Solo atemberaubende Kunststücke auf dem Fretboard und Thomas Lievens Schlagzeug-Alleingang war meilenweit entfernt von einer Marschtaktung. Er trommelte akzentuiert und wechselte Rhythmen in der Geschwindigkeit eines Blitzlichtes. Mit einigen Double Bass-Einsätzen rockte der Mann wie Granit. Martin Engelien glänzte durch einen knochentrockenen Sound mit einem gehörigen Schuss Groove. Hammer-Einstieg in ein Konzert, dass in seinem Verlauf seitens des Publikums von überschwänglicher Freude geprägt war.
Dafür sorgten unter anderem Songs von der Supergroup Blind Faith ("Can't Find My Way Home"), Alanis Morissette ("You Outha Know"), Kris Kristoffersons "Me And Bobby McGee" (jeder kennt wahrscheinlich bestens die Janis Joplin-Version), Jimi Hendrix "The Wind Cries Mary", "Rehab" von Amy Winehouse, Steve Millers "The Joker", "Higher Ground" aus der Feder von Stevie Wonder oder Bob Dylans "Blowin' In The Wind".
Natürlich trieb auch Ilenia Romanos Stimme die Stimmung in die Höhe. Sie brillierte mit südländischem Temperament und Sanftheit. Bei ihrem Gesang durfte man auch von solistischen Einlagen sprechen, denn ihre vokalen Improvisationen, immer nur von dezenter Männer-Musik unterlegt, waren die Leckerbissen und vokale Highlights für die Ohren. Irgendwie sprach diese Go Music alle Sinne an, denn die berühmten 'good vibrations' waren stets spürbar. Auf Alex Beyrodts T-Shirt war der Name Black Country Communion zu lesen und er hatte alle Facetten und Lick-Finessen auf der Pfanne. Verträumt-rockig überzog er die Schienen mit Edelmetall und heftig-kräftig flogen bei seinen Gitarrenattacken die Bolzen aus den Schwellen. "The Wind Cries Mary" war beileibe kein laues Lüftchen. Der Guitarslinger verknüpfte verträumte Klangkaskaden mit aus einem Vulkan stammenden, glühenden Lavaströmen, denen bei Beyrodt nur die Zähflüssigkeit fehlt. Am Gleis war höllisch was los!
"The Joker" sorgte nach der Pause für ordentlichen Wirbel. Diesen Song zauberte man locker aus dem Ärmel und er war garantiert nicht gezinkt. Alex Beyrodt spielte alles zwischen Kontra und Re. Das Quartett servierte heavy Funk, der sich seine Bahn durch den Körper suchte und im wahrsten Sinn des Wortes im Tanzbein sein Ziel hatte. Thomas Lieven trommelte ein gigantisches Solo und die aktivierte dabei die Cowbell, die ihren Platz ganz unten am Schlagzeugset hatte. Es war eine Wonne, dem Mann bei der Arbeit zuzusehen. Zusammen mit Martin Engelien schoben sie nicht nur in einem Rededuell immer wieder Kohle in den Feuerkessel der Go Music-Lokomotive. Der Bahnsteig groovte! Dank Alex Beyrodt verschmolz "Higher Ground" durch Deep Purples "Black Night" auch noch zu einer verführerischen Kombination. Der Klassiker von Jimi Hendrix war genauso 'unvorherhörbar' arrangiert worden wie "Blowin' In The Wind", das in einer prickend-perlenden Power-Country-Rock-Riff-D-Zug-Punk-Version erklang.
Martin Engelien ließ zu vorgerückter Stunde auf seinen dicken Saiten die Zeit ticken, brachte auf seinem Tieftöner bei einem seiner Soli Licht ins Spiel, denn die Bundmarkierungen leuchteten in grünlicher Farbe. Jeder Musiker und die tolle Sängerin Ilenia Romano sorgten mit ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten für Kurzweiligkeit. Es ist immer ein gutes Zeichen, wenn die Zeit wie im Flug vergeht, ausnahmsweise ohne Zugabe, die wegen der Nachtruhe ausfiel.
Wir danken Martin Engelien für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Martin Engelien (bass)
Ilenia Romano (vocals)
Alex Beyrodt (electric guitars)
Thomas Lieven (drums, percussion)
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