Old Mother Hell riefen zur Heavy Doom Night nach Ludwigshafen, konkret fand diese im Dôme, einem Konzertraum für bis zu 250 Personen im Jugendzentrum Das Haus statt.
Wer ist Old Mother Hell? Es wäre nicht falsch, zu schreiben, die Nachfolgeband von Hatchery. Die Thrasher hatten nach dem Ausstieg von Sänger Zottel und Gitarrist Matze nach einer vierjährigen Pause 2014 mit neuem Line-up und einer EP zurückgemeldet. Doch die Entwicklung ging weiter, man trennte sich von den Gitarristen, wandelte sich musikalisch, suchte einen neuen Namen und fand dann noch einen neuen Sänger - Bernd (Ex- Maladie). Stimmt, ziemlich viel Veränderung.
Der 24.03.2016 wurde ausgesucht, um Old Mother Hell der Öffentlichkeit, bzw. den alten Fans vorzustellen, eventuell sogar neue zu gewinnen. Vorher gab es lediglich ein Proberaumvideo, keine Veröffentlichungen von Songs oder Tonträger. Weder die Band und noch die Besucher wussten genau, was der Abend bringen würde. Zumindest was Old Mother Hell angeht.
Denn es wurden noch zwei weitere Bands eingeladen, die stilistisch (und vom Herkunftsort) nicht zu weit entfernt sind. Das Ganze gab es dann für acht Euro in einem kleinen Raum, der über gute Licht- und Soundverhältnisse verfügt.
Den Anfang machten Lord Vigo aus Landstuhl, die sich bereits einen Namen im Untergrund erspielt haben. Eigentlich zu dritt, werden sie live von zwei Gastmusikern unterstützt.
Der Anblick des Frontmanns Vinz Clortho mit seiner Stachelhaube und des Drummers mit Kapuze (will anscheinend unbekannt bleiben und nicht verraten, dass er hier live aushilft…?) irritierten mich etwas. Welche Musik ist da zu erwarten? Kauziger US Metal? Mit etwas hardcorigen/punkigen Einflüssen versehener T(h)rash? Mit (Epic) Doom Metal hätte wirklich nicht gerechnet - und so wirklich überzeugen konnte mich das Ergebnis nicht. Auch als sie zum Abschluss den Witchfinder General brachten, der eine Orientierung an den 80ern bestätigt.
Sicher, irgendwo war es cool und ich mag ausgefallenes, trotzdem hat es mich zumindest an diesem Abend (noch) nicht überzeugen können. Deutsch-englisch gemischte Ansagen haben zudem etwas unfreiwillig Komisches, finde ich. Okay, Eindruck hinterlassen haben sie bei mir, und ich sollte ihnen wohl noch mal eine Chance geben. Denn schlecht wirkten sie nicht, es sprang nur der Funke nicht über, vielleicht war es einfach der falsche Moment.
Ganz anders war das bei Old Mother Hell. Das hat mich sofort gepackt, auch wenn es sich gar nicht einfach in die Doom-Schubladen packen lassen kann/will, sondern viel Heavy Metal drin hat. Vermutlich daher das 'Heavy' in Heavy Doom Night…
Heavyness, Riffs, Power, aber auch Melancholie und Atmosphäre werden hier vereint. Sänger Bernd hat nicht nur eine kraftvolle Stimme, sondern auch eine überzeugende Bühnenpräsenz und beeindruckt durch dramatisches Stageacting, das seine Erfahrung in dem Bereich deutlich zeigt. Damit ergänzt er die Band hervorragend, passt zum energievoll zappelnden Bassisten Ronny und dem kräftigen Schlagzeugspiel von Ruben. Gitarrist Robert, hingegen wirkte etwas zurückhaltend, steuert gelungene schwere Riffs bei und übernimmt teilweise die Zweitstimme. Die Songs wirken variabel und abwechslungsreich - so der erste Eindruck, den ich leider nicht auf Konserve vertiefen kann - hoffe, da kommt bald etwas. Besonders gut gefallen hat mir das namensgebende "Old Mother Hell", das ruhiger und doomiger als der Rest wirkte. Leider gibt es bisher nur fünf eigene Stücke, als sechstes wurde eine Coverversion dargeboten: Ein Klassiker des Epic Dooms aus den 80ern: "Solitude" von Candlemass. Immer wieder verblüffend, dass ein Song mit solchem Inhalt quasi ein Hit ist.
Old Mother Hell hatten an diesem Abend die meiste Aufmerksamkeit, was natürlich am Heimvorteil und an der Neugier lag.
Beinharte Thrasher werden sich mit der neuen Band eher nicht anfreunden können, aber dafür haben sie neue Fans gewonnen unter den Doomern, die wegen Mirror Of Deception kamen.
Die Esslinger zelebrieren ihre Langsamkeit schon seit 1990, gehören damit zu den langlebigsten und bekanntesten deutschen Doomern. Seit der A Smouldering Fire von 2010 (ach, so lange ist das schon wieder her) war es ruhig geworden, es gab sogar eine Bandpause, gefolgt vom Ausstieg des Bassisten und Schlagzeugers, da diese mittlerweile bei Mountain Throne aktiv sind. Im neuen Line-up sind nur noch zwei Gründungsmitglieder, Gitarrist Jochen Fopp und Gitarrist/Sänger Michael Siffermann, die eigentlich immer der Kern von Mirror Of Deception waren.
Auch hier markierte der Auftritt einen gewissen Neubeginn, der am Anfang erst einmal von technischen Problemen überschattet wurde ( »…es knirscht e bissle…«).
Aufgrund der langen Bandgeschichte sind einige, teilweise beliebte, Songs vorhanden, darunter von der EP "Conversion" von 2003 "Vanish" und "Entgleiten" (ja, in Deutsch… oder besser: schwäbisch…, die Dialekteinfärbung lässt sich definitiv nicht verbergen). Ein neuer Song wurde vorgestellt, "Magnets" (falls wir die Ansage richtig verstanden haben…), außerdem versprochen, dass M.O.D. langsam wieder in die Pötte kommen. Es gab eine "Shards"-Runde (nein, nichts mit Charts oder so…) und auch das Debüt "Mirrorsoil" wurde bedacht - also einiges, worauf die Fans gehofft haben. Diese bekamen eine gute Dosis traditionellen Doom, der zudem auf angenehme Weise nicht nötig hat, auf Riffs anderer Bands zu schielen, sondern seinen eigenen Weg geht, 'unorthodox' nennen es die Schwaben selbst.
Dennoch leerte sich der Saal gemächlich, was einerseits an der Uhrzeit lag (nach 23 Uhr an einem Arbeitstag werden eben manche müde und vielleicht waren 90 Minuten für die letzte Band auch ein wenig zu lang), andererseits an der Tatsache, dass doch wie erwähnt einige aus Neugier wegen Old Mother Hell kamen. Den Kumpelfaktor sollte man nicht unterschätzen, der sicherlich mit dazu beitrug, dass über 70 zahlende Gäste anwesend waren. Recht ordentlich, selbst wenn man die persönlich eingeladenen abzieht. Immerhin mehr als Witchsorrow am Samstag davor geschafft haben. Doom war und wird eben nie Musik für die Massen, auch wenn mittlerweile angesagter als früher.
Diejenigen, die anwesend waren, bekamen für acht Euro ordentlich etwas geboten, drei unterschiedliche, dennoch nicht ganz verschiedene Gruppen, die bei gutem Sound/Licht spielen durften.
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